Griechenland: Die wilden 20er Jahre beginnen….

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Die ersten Januartage 2020, zurück in Elea. Ausruhen nach den wilden Feiertagen. Wir freuen uns, alle wiederzusehen, „TheTinyriders“ und die „Wombats“ sind da. Fünf Steyr stehen inzwischen hier, ein kleines Steyr – Treffen, wir gehen alle mal besuchen. Während unserer Abwesenheit hat ein Sturm ein großes Boot an Land geworfen. In der Morgensonne glitzert Raureif auf unserem Dach. Die Thymiansträucher um uns herum sind weiß überzogen. Die Abende und Nächte sind eisig, die Tage sonnig und warm.

 

Sonntags ist Markt in Kopanaki, ungefähr eine halbe Stunde Fahrt entfernt. Ein kleiner ländlicher Markt, wir decken uns ein mit frischem Gemüse und kaufen ein halbes Kilo Kräutersalat. Unterschiedliche Blätter und Kräuter, von denen wir nur Spinat und Dill identifizieren können. Alles andere ist uns unbekannt, sieht aber toll aus. Rötliche Blätter oder grüne mit weißen Sprenkeln, manche eher ledrig, andere ganz klein und zart. Wir sind gespannt. Für Kerstin bringen wir Chorta mit, auch Grünzeug, das sehr bitter schmeckt, wir hatten das an Silvester mit Spinat verwechselt und nicht gemocht. Apropos: wie wär´s mit essen gehen? In einer Taverne sehen wir Katrin & Mario und setzen uns dazu. Vor Katrin steht ein Teller mit einer mausgrauen Bröckchensuppe: „Blättermagensuppe“ klärt sie mich auf: „möchtest du“? Oh, nein, bestimmt nicht!! Überall rösten Spanferkel, Fett trieft vom Schweinerollspieß, das ist ebenfalls nichts für uns. Zum Glück werden in Griechenland auch immer viele vegetarische Gerichte angeboten.
Ansonsten: Alltag…..sonnen, spazieren, plaudern, musizieren….und das großartige Schauspiel von Wolken und Sonne bewundern.

Irgendetwas gibt es immer zu reparieren. Ich gehe mit Kerstin, Katrin & Mario in den Olivenhainen wandern, Gismo begleitet uns äußerst lustlos. Wie alt sind wohl diese Olivenbäume?

Später probiere ich einige Filter bei meinem Fotoapparat aus….

Alles ist schön, nur Martins Handgelenk wird immer schlimmer. Schon vor Weihnachten fühlte es sich plötzlich steif und schmerzhaft an. Einfach so. Die Hoffnung, daß es von selbst besser wird, können wir aufgeben. Wir beschließen, in Kyparissia zum Arzt zu gehen. Im Wartebereich des Hospitals sind alle mit ihren Telefonen beschäftigt. Ein Pfleger in schwarzer Kleidung – das ist wirklich eine suboptimale Farbe für Krankenpfleger – schiebt einen mit Decken beladenen Holzkarren auf rostigen Rädern vorbei. Die Ärzte sind freundlich, aber der Orthopäde hat erst 2 Tage später Zeit, also gehen wir zu einem externen Orthopäden ein paar Strassen entfernt. Kurze Untersuchung, dann soll Martin zum Röntgen, also wieder ins Hospital, am Empfang bezahlen wir 3,28€ fürs Röntgen und sind gleich dran. Nichts gebrochen, das ist gut, mit einem Rezept für eine Spritze und einer steifen Manschette fürs Handgelenk wird Martin entlassen. 5 Tage kein Alkohol, kein Zucker, kein Salz wegen der Spritze, die interessanterweise in der Apotheke verabreicht wird.
Die 5 Tage warten wir noch in Elea ab, nutzen die Zeit für tolle Steyrfotos. Danke, Silke & Roland!

Immer mehr Vans kommen an, es wird auch auf der Thymianwiese voller. Eine junge Frau im Flatterkleid wandelt Blockflöte spielend durch den Thymian, ganz in ihr Spiel vertieft…..vor einem anderen Van zupft ein junger Mann die Lyra….
Sonnenuntergang, wir sitzen mal wieder am Meer. „Lass uns morgen weiterfahren“ sagt Martin. „Gerne“ antworte ich, 11 Tage in Elea sind vergangen, es ist gut.

Uns hält nichts mehr, wir starten die Rappelkiste und sind „on the road again!“
Etwas weiter südlich peilen wir eine Sandbucht an: Volltreffer! Ein halbrunder leerer Strand, gegenüber eine Insel, herrlich! Aber da ganz hinten in der Ecke sieht es noch besser aus. Um da hinzugelangen müssen wir runter vom Weg in den Sand, dann abwärts über einen Bach und am anderen Ufer wieder hinauf! Super! Sandpistenfahrt! Sollen wir noch Luft aus den Reifen lassen? Ach, das geht schon so…..Sperren rein, Gas geben, drauf los und wup- p- p- p- bleiben wir stecken! Festgefahren im Sand! Oh, no! Müssen wir buddeln? Vorsichtig setzt Martin die Rappelkiste zurück, die Reifen haben grip, die Rappeline zieht sich aus dem Sandloch hinaus, Glück gehabt! Kurzes Kartenstudium zeigt uns, daß es einen anderen Weg zum Ziel gibt – dann nehmen wir den. Zwischen Gewächshäusern hindurch, an Feldern vorbei, auf einem schmalen, etwas ramponierten Pfad durch einen Bambusdschungel, noch durch ein Sand- und Schotterbett – mit viel Schwung genommen – und wir sind da. Allein. Ein Traum. Bald prasselt ein Feuer, dazu trinken wir ein Gläschen, ab heute ist das wieder erlaubt und bekommen einen spektakulären Sonnenuntergang dazu serviert. Hier bleiben wir erstmal.

Die Schmerzen in Martins Handgelenk werden eher schlimmer als besser. In Pylos gibt es eine Physiotherapeutin, wir entscheiden, dort einen Termin zu machen. Nach nur 2 Tagen, schneller als uns lieb ist, müssen wir unsere tolle Bucht wieder verlassen und brausen nach Pylos. Im Hafen gibt es jede Menge Platz für uns und die Stadt gefällt uns auf Anhieb. Wir hätten es schlimmer treffen können. Vor Pylos liegt langgestreckt die Insel Sphaktiria, sodaß man eher den Eindruck hat, an einem großen See zu sein, anstatt am Meer. In dieser Bucht wurde eine berühmte Seeschlacht gegen die Türken geschlagen, in der Griechenlands Freiheit von alliierten Truppen wiederhergestellt wurde. Die Griechen verhielten sich während der Seeschlacht von Navarino eher passiv.
Wir verbringen schöne Tage in Pylos, entdecken die Stadt, unternehmen eine kleine Wanderung zu einer Nachbarbucht durch einen abgebrannten Pinienhang, zweimal hat Martin Physio. Ein paar Angler leisten uns zum rotglühenden Sonnenuntergang Gesellschaft. „ No fish, no fish“, sagen sie kopfschüttelnd, wollen es aber noch bis Mitternacht weiter versuchen. In der Stadt fällt an zwei Abenden der Strom aus und wir sind die einzigen, die noch Licht anhaben.

Der nächste Physiotermin ist erst in ein paar Tagen, wir wollen vernünftig sein und die Zeit nutzen um auf dem Camping in Finikounda Wäsche zu waschen.
An Methoni vorbei fahren wir die 20 Kilometer bis zum Camping. Zuerst mal gaaanz langsam dran vorbei….ziemlich voll…..gibt´s da überhaupt Platz?…….ach, Camping ist immer so…..wir sollten aber…..aber wir wollen nicht…..in Methoni sah es total schön aus…..ach, komm, wir fahren nach Methoni, die Wäsche läuft uns schon nicht weg!
Und schon sind wir wieder unterwegs, zurück nach Methoni. Schnell ist vor der kleinen Stadt ein Platz am Strand gefunden, prima! Methoni ist tief im Winterschlaf, außer ein paar Tavernen hat fast alles geschlossen. Die Häuser der bewerte Mix aus liebevoll restauriertem oder dem Verfall preisgegebenem Altbau und Halbruinen aus Beton. Irgendjemand hat uns erzählt, das man in Griechenland erst Grundsteuer bezahlt, wenn das Haus fertig ist. Deswegen bleibt fast immer ein Geschoss eine Bauruine und nur ein Teil des Hauses wird fertig gebaut.

Wir spazieren hinauf zur gigantischen Festung, die die gesamte südliche Landspitze einnimmt.  Auf dem Rückweg sehen wir in „Nikos´ “ Taverne ein Kaminfeuer brennen. Keine Frage: wir kehren ein und essen zu Abend. Guter griechischer Tradition folgend werden wir in die Küche gebeten und bekommen Einsicht in die Töpfe und Kühlschränke, damit wir das Angebot begutachten können. Das ist so klasse hier! Wir bestellen, sitzen beim Feuer und bekommen ausgezeichnetes Essen serviert. Methoni entpuppt sich als Glückstreffer, bis zum nächsten Termin in Pylos bleiben wir hier ( das mit der Wäsche wird erfolgreich verdrängt….)
Jeden Tag herrliches Wetter, wir wandern an der Festungsmauer entlang zum Hafen. Die Fischerboote leuchten in der Sonne, auf der Mole stecken rostige Kanonen zwischen den großen Steinen. Durch ein Tor betreten wir das Innere der Burg und streifen zwischen den Gebäuden umher bis zur Südspitze, an deren Ende ein hoher Turm aufragt.

Die Burg war abwechselnd in venezianischer und türkischer Hand. Eine steinerne Brücke verbindet die Turminsel mit der großen Festung, die Wellen strömen durch die Brückenbögen, der Blick geht hinaus übers Meer. Eine außergewöhnlich schöne Atmosphäre, wir bleiben lange hier draußen und genießen die Stimmung.

Der nächste Physiotermin steht bevor, am letzten Abend in Methoni gehen wir natürlich nochmal zu Nikos, das lassen wir uns nicht entgehen.
Morgens vor der Abreise stehen wir mit kalten Händen auf der Mole und hoffen auf tolles Fotolicht. Ein paar Möwen interessieren sich etwas zu sehr für unseren kleinen Flieger, wir holen ihn besser schnell zurück zur Basis. Jemand hat eine Kiste Clementinen zum selbst bedienen auf den Platz gestellt. Dann geht es wieder zurück nach Pylos zur Physio.
Wenn die Hand danach nicht allzu sehr schmerzt, wollen wir nochmal in unsere Traumbucht fahren. Dort haben wir uns mit den „Tinyriders“ verabredet.
Bis dann, liebe Grüße!


Julia & Martin
Drink positive!

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