Argentinien – Feuerland: Flops in Tolhuin, Entspannung am Lago Yehuin und eine verlorene Ladung 18.01.2025 – 22.01.2025

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Am Rio Varela. Was für ein Trübtag! Saukalt, Windböen zerren an der Rappelkiste. Es regnet seit Stunden. Jetzt also doch….

Die Heizung läuft.

Ein Greifvogel ruft nach seinen Artgenossen und hebt mit mächtigen Flügelschlägen ab

Wir kuscheln uns ein und sehen alle Folgen „Krieg und Frieden“ hintereinander. Ist auch mal schön.

Drinnentag.

 

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Aufbruchstimmung am nächsten Morgen. Wir haben beide Lust, weiterzufahren.

Schön war´s hier, sehr schön!

Auf die Piste! An der einen Brücke vorbei durch den Rio, weil´s Spaß macht…

Holterdipolter über die nächste angemorschte Brücke, mit lautem Geklapper

An Almanza vorbei

in die Wälder. Auf jeder Lichtung stehen Ferienhäuser. Manche aus Wellblech, manche aus feuchter Seekiefer zusammengeschraubt. Manche stabil und hübsch, manche aus Plastikfolie

Mondän und luxuriös mit Traumblick oder wie „unsere-kleine-Farm“ direkt am Weg

TRÖÖT!

Wir halten an der Ruta 3. Links geht es nach Ushuaia. Seltsames Gefühl, immer noch. Monatelang hatten wir nur ein Ziel, eine Richtung: nach Süden, nach Ushuaia und in die Antarktis.

Das liegt jetzt alles hinter uns. Wir suchen uns neue Ziele. Und biegen ab, nach rechts….

 

Hinunter zum See

 

Am Horizont ragt der Gipfel des Spionkopf empor

Am Ufer des Lago Fagnano entlang. Dort liegt Tolhuin, aus der Sprache der Selk´nam übersetzt bedeutet das Wort „Herz“

In Tolhuin stocken wir unsere Vorräte auf. Vor allem brauchen wir Kekse…

Dann kurven wir runter zum See.

Da vorne können wir parken

Super! Wir bleiben.

Es weht wie die Sau! Viel los am Strand, es ist Sonntag, da sind immer alle Familien draußen. Wetter egal.

Ein kleiner Spaziergang zum „Ortsschild“

Wir bleiben draußen so lange es geht. Blicken über den See.

Es hängt immer noch etwas Abschiedswehmut über uns.

Aber auch die Lust auf was Neues ist zurückgekommen. Zum Glück!

Irgendwann wird´s dann doch zu kalt, das war´s für heute.

Die Heizung bullert, gute Nacht!

 

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Guten Morgen!

Kein Wind. Das ist toll. Aber was für ein Gewimmel auf der Dachluke:

MOSQUITOS!!

 

Heute gibt es einiges zu erledigen.

Zuerst brauchen wir Chilepesos. Unser nächstes Ziel liegt in Chile, der Torres del paine Nationalpark.

In der Bank sagt man uns: „Sorry, we don´t work with Chilepesos.“ Oh!

Flop Nr 1

Hunger. Wir besuchen die Panaderia Union. Ein moderner Bäckereitempel mit Café, dem ein sehr guter Ruf vorauseilt.

Schau´n mer mal….

Wow! Ein außergewöhnliches Sortiment, so viel leckeres Gebäck!

Wir kaufen Lunas und Brötchen

Das Café ist gut besucht und mit Unterhaltungsprogramm. Sie singt sehr schön

Die Media Lunas sind spitze!

 

Jetzt zum Gaslieferanten.

Sie schauen sich unsere Adapter an. „No, no….“ Kein Gas, wir sollen nach Rio Grande fahren.

Auf Rio Grande hat ja nun wirklich niemand Bock…

Flop Nr 2

Okay, ab zur Wäscherei. Eine modrige Hütte im Ort, erstens nicht vertrauenerweckend und zweitens Cerrado – Geschlossen

Flop Nr 3

Wir drehen um und steuern zu den Bomberos, der Feuerwehr, um nach Wasser zu fragen

Cerrado – Geschlossen.

Flop Nr4

Grummel, grummel…..die Laune sinkt.

Nächster Punkt: Einkauf im Anonima. Wir brauchen ja Wasser. Und Eier und Äpfel.

Es gibt keine Eier, die Äpfel sind faulig

Flop Nr 5

Laune auf Tiefpunkt. Sechs Aufgaben – fünf Flops.

Beide maulig. „Dann brauchen wir auch nicht hierzubleiben“ sagt Martin. „Lass uns zum Lago Yehuin fahren….“

Schlagartig wird die Laune besser, super Idee!

44 Kilometer, locker!

Da kommt schon der Abzweig

Guanakos sprinten über den Weg und setzen elegant über den Zaun.

Jedesmal, wenn wir das sehen, drücken wir die Daumen. Unzählige Guanakos haben wir tot über dem Zaun hängen sehen. Wenn sie mit den Hinterläufen hängenbleiben, können sie sich nicht mehr befreien und verenden elendiglich.

Ein Blütenmeer. Ganz anders als im Dezember. Margariten überall….

Lago Yehuin, gleich sind wir da

Runter ans Ufer, vorbei an der Hotelruine

Auf unserem Dezemberplatz steht eine Familie mit Camper, wir winken hinüber und suchen uns was neues.

Erster Versuch: hübsch, aber viel zu schief!

Wie wär´s da oben? Prima!

Angekommen!

Der Graufuchs kommt zu Besuch

Ich mache einen Streifzug durch die Blumenwiese

Lilabläuliche Gräser, die sich im leichten Lüftchen hin und her wiegen

Hallo kleiner Kerl, wer bist du denn?

Da hat er sich aber eine besonders schöne Blume ausgesucht.

Gibt´s auch in pink

Und die lustigen Knubbel sind auch hier

 

Tausende Margaritenblüten

In den Bäumen blühen die Flechten in weichen Büscheln. Über mir eine Wolke aus Samenfedern

Achtung! Hummel im Anflug!

Punktlandung

Ein Summen und Brummen, zwitschern und tirillieren, in den Ästen singen die Vögel.

Einfach wunderschön hier.

Der Wind ist heute gnädig und beschäftigt sich woanders….

Dieser Blick!

Beste Idee, nochmal hierher zu fahren.

 

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Morgens um kurz vor 6 Uhr sind die Berge verhüllt von dicken Wolken. Der See ist spiegelglatt. Eine halbe Stunde später schieben die ersten Berspitzen die Wolkendecke beiseite und lugen heraus

Das Füchslein schaut wieder vorbei

Heute wird gearbeitet.

Zuerst Wasser holen.

Für eine Tonne Handwäsche.

Das Wasser auf dem Herd erhitzt, Topf für Topf, das dauert alles etwas länger, aber irgendwann hängt die Wäsche doch auf der Leine.

Martin kümmert sich um Dinge, deren Reparatur wir schon ewig vor uns herschieben…

Ich setze Brotteig an

Erledige Näharbeiten, lauter so Sachen.

Nachmittags ein kleines Schläfchen, warm eingemummelt

Der Tag vergeht schnell.

Gut was geschafft. Und wir können noch schön draußen sitzen und den Sonnenuntergang genießen.

 

Bis morgen!

 

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Graublaues Morgenlicht. Der See ist nur zu erahnen. Dichter Nebel verwischt die Linie zwischen Wasser und Himmel

Heute müssen wir uns losreißen und nach Rio Grande fahren. Gas und Wasser tanken. Anschließend möchten wir noch bis zur chilenischen Grenze durchfahren.

Das Wetter macht´s uns etwas leichter

Nieselregen, überall schimmern die Tröpfchen

 

Als wir aufbrechen, hat sich die Nebelwand gelichtet, aber die Berge bleiben verborgen

Auf Wiedersehen, Lago Yehuin. Ein wunderschöner Ort

Wir kommen eines Tages wieder….

Oben an der Kreuzung steht ein kleines rotes Häusl für Gaucho Gil, den Schutzpatron aller Reisenden.

Ein großer Schreck! Gauchito ist weg!

Hat ihn jemand gestohlen? Wahrscheinlich, wie soll er sonst aus seinem Häusl verschwinden….

So sah das im Dezember aus:

 

Sowas macht man doch einfach nicht, Gauchito stehlen. Ganz schlechter Stil. Das bringt den Dieben sicher Unglück…

 

Ungefähr 70 Pistenkilometer sind es bis zur Ruta 3.

Aus Niesel wird Regen, wir finden Feuerland sogar bei diesem Wetter unglaublich schön

Die Piste ist auch patschnass gut zu fahren, allerdings wird Rappelkiste komplett eingesaut. Bis über die Fenster vom Shelter spritzt der Matsch.

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir die Ruta 3.

Auf Teer sausen wir dahin, nach Rio Grande

Die Architektur dieser Stadt ist wirklich speziell. Jeder baut so gut er kann.

Das ist teilweise ganz schön krass, aber gleichzeitig auch sehr abwechslungsreich, bunt und interessant.

Bei Gas Austral werden wir abgewiesen. Sie tauschen nur Flaschen, sagen sie. Hm….im Internet stand was anderes. Mist.

Nächste Möglichkeit: „Tito“ füllt in seiner Werkstatt angeblich Gasflaschen. Wir fahren zur angegebenen Adresse. Keine Werkstatt, nur ein Wohnhaus. Martin klingelt.

Ein älterer Mann öffnet, der noch nie etwas von „Tito“ gehört hat.

Vollflop.

Nassgeregnet und eher schlechtgelaunt stehen wir draußen rum und überlegen, was wir tun sollen. Jetzt sind wir extra in dieses Kaff gefahren und nichts klappt.

Und was sehen wir denn da?!

Unsere Staufachklappe hängt nur noch am Vorhängeschloss. Das Scharnier hat sich komplett aufgelöst. Das Fach ist leer, der gesamte Inhalt ist weg.

Ja, Kruzifix, was ist denn heute los?!

Wie begossene Pudel stehen wir im Regen….

Wir müssen alles zurückfahren und hoffen, daß wir die Sachen wiederfinden.

Also gut. Die Augen konzentriert auf den Strassenrand gerichtet, sausen wir 18 Kilometer zurück zur Pisteneinfahrt. Bis hierher finden wir nichts.

Wir biegen ab auf die Piste. Nach 2 Kilometern sichten wir das erste Teil: den Ofenrohrknick, jippieh!

Da können die anderen Teile ja nicht weit sein!

Vonwegen! Erst 20 Kilometer später liegt der Rest verstreut im Matsch.

Gefunden! Erleichtert sammeln wir das verdreckte Zeug wieder ein.

Prima! „Eins fehlt noch“ sagt Martin. „Die Ofenrohrklemme“ Okay, weitersuchen……..

2½ Kilometer weiter schimmert etwas rotes am Pistenrand, die Klemme. Hurra! Ladung wieder komplett!

Wir freuen uns riesig!

Jetzt alles wieder zurück nach Rio Grande. Dort besorgen wir uns im Anonima erstmal zwei Dosen Gin Tonic, das haben wir uns heute verdient!

Und stellen uns anschließend auf den bekannten Platz am Strand. Es riecht intensiv nach Salz und Algen. Eigentlich garnicht so schlecht hier. Irgendwie gefällt uns Rio Grande inzwischen sogar ganz gut.

Um alles weitere kümmern wir uns morgen….Prost!

Bis dann, liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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