Argentinien und Chile – Feuerland: Einreise nach Chile 23.01.2025

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Rio Grande. Sonnenschein und Wind.

Spät abends sind gestern noch Nachbarn gekommen, aus Bayern. Vormittags plaudern wir kurz, machen uns dann aber bald auf den Weg.

Ein neuer Versuch Gas und Wasser zu tanken steht auf dem Proramm. Und dann ab nach Chile.

Die Strassendeko ist typisch für die argentinische Ostküste. Alles bereit, um Falkland zurückzuerobern.

In einem Vorort soll man Gas tanken können. Wir überqueren erneut den Rio Grande

Skeptisch kurven wir durch den Ort. Hier soll es eine Gasstation geben?

Tatsächlich stehen wir bei der angegebenen Adresse vor einer Füllstation. Doch die Tore sind verschlossen, niemand da. Das wird wieder nix mit Gas heute….

Aber eine nette Panaderia gibt es, wir kaufen Lunas. Brauchen wir noch Klopapier? Das gäbe es hier auch. Klopapier in der Bäckerei, oft ist das Warensortiment etwas merkwürdig in Argentinien. Aber warum nicht…

 

Die Bäckerin ist völlig begeistert von der Rappelkiste. Eines Tages möchte sie auch so reisen, sie macht viele, viele Fotos.

Buen viaje! wünscht sie uns.

Auf dem Getriebe hockt eine blinde Passagierin.

Das geht leider nicht, husch, husch…

Zur YPF Tankstelle, Diesel tanken. Martin fragt nach Wasser. „Claro!“ Die Tankwartin zeigt uns den Wasserhahn. „No problem!“

Alle sind immer so freundlich.

Eisiger Wind. Ich fröstele in meiner Jacke und sage zum Tankwart: „Un poco frio hoy.“ Etwas kalt heute. „No! No! Es calido! Verano!“ protestiert er. Es ist warm, Sommer! Hm….kann man so oder so sehen….

Außer Gas alles erledigt. Prima! Ab nach Chile!

Nochmal über den riesigen Rio Grande und durch die Stadt.

Knapp 70 Pistenkilometer sind es bis zur Grenze. Grasland soweit das Auge reicht. In der Sonne leuchtet alles golden, dazu der blaue Himmel mit den Wölkchen…..

Weit voneinander entfernt liegen die Estancias mit ihren unvorstellbar großen Ländereien. Wir stellen uns vor, wie vor mehr als hundert Jahren Auswanderer aus Europa mit ihren Pferdekarrren über die Pampa rumpelten. Wie haben sie entschieden, das hier der beste Platz für ihre Estancia ist? Mitten in dieser Einsamkeit. Allein das Baumaterial herbeizuschaffen, die Wälder sind kilometerweit weg…

Wolkenschatten jagen über das Gras.

Ein ständiger Wechsel von Licht und Schatten

 

Eine fröhliche Gruppe Radfahrer strampelt uns entgegen.

Kurz vor der Grenze machen wir Mittagspause und essen das letzte Gemüse und Obst. Chile nimmt die Foodcontrol sehr ernst. Wir lassen eine Zwiebel und eine Kartoffel übrig als Erfolgserlebnis für die Kontrolleure.

Noch ein paar Kilometer, dann sehen wir die Grenzgebäude.

Ausreise Argentinien:

ein sehr junger Soldat öffnet den Schlagbaum, wir parken vor der Aduana.

Ein dünnwandiges, morsch wirkendes Haus. Es riecht nach feuchter Pappe, wahrscheinlich aus den Wänden. Zwei karge Räume mit Schreibtischen. Im ersten Raum werden die Pässe ausgestempelt. Alle sind freundlich und gut gelaunt, einer spricht etwas englisch. Ein junger Hund hüpft herum, springt erst an uns hoch und dann auf den Schreibtisch mitten zwischen die Papiere. Gehorcht null. Die Männer lachen sich kaputt. Na, der hat ein feines Leben!

In Raum Nr zwei werden die Fahrzeuge ausgetragen, wir bekommen die Papiere, das war´s schon! Adios! Buen viaje!

 

Das war mal wieder super einfach

Über einen Fluss, ein paar Kilometer Piste, durch ein Farmtor rollen wir auf chilenischen Boden.

Stabile Holzhäuser, innen drei Schalter, alles sehr ordentlich und sauber. Niemand da.

Wir müssen klingeln, dann erscheinen die Beamten und nehmen ihre Plätze ein.

Pässe an Schalter eins. Fahrzeuge an Schalter zwei. Schalter drei: SAG = Foodcontrol. Hier müssen wir beide einen Zettel ausfüllen, welche Lebensmittel wir an Bord haben etc. Zettel abgeben an Schalter drei. Zurück zu eins und unsere Pässe in Empfang nehmen.

Dann das Fahrzeug vorführen zur Kontrolle. Die SAG – Beamtin hat so richtig Lust auf die Suche. Sie will alles sehen. Zuerst das Fahrerhaus. Das hatten wir noch nie. Sie kramt überall rum. Dann nach hinten. Jede Schublade, jedes Fach. „Alimentari?“ fragt sie streng. Im Kühlschrank findet sie unser Opfergemüse, das fliegt erwartungsgemäss raus. Die Kisten mit Schuhen und Dreckwäsche werden durchsucht. In unserer „Büroschublade“ wühlt sie in unseren Papieren. Also wirklich…was glaubt sie dort zu finden? Plattgedrücktes Gemüse? Zwischen den Papieren gepresst?

Sie zerrt die Polster von den Sofas, hebt Kissen und Decken an, öffnet jede Klappe. Dann ruckelt sie an unserem Bett herum und versucht, die Matratze anzuheben. Jetzt wird´s mir zu bunt. „No!“ rufe ich. „No Alimentari!“ Ich zeige ihr stattdessen die Kleiderfächer.

Am Ende findet sie in einer Vorratskiste noch eine Tüte Linsen. „From Argentina?“ fragt sie barsch. „Si.“

Raus damit. Wenn ich behauptet hätte, die Linsen seien aus Chile, hätte ich sie dann behalten dürfen?

Die Beamtin ist zufrieden, die Kontrolle ist vorüber.

Fühlt sich scheußlich an, wenn jemand in deinen Sachen rumwühlt.

Zurück ins Gebäude. Sie erklärt uns, warum die Sachen rausgeflogen sind: wir könnten die Linsen aussäen zum Beispiel. Ziemlich absurd, das Touristen Linsen mitbringen, um sie auszusäen…Aber gut, so sind die Gesetze.

Die Beamtin wiegt Linsen, die Zwiebel und die Kartoffel, trägt alles fein säuberlich in eine Liste ein. Dann sprüht sie blaue Desinfektionslösung darüber, wirft das Zeug in die Tonne, fertig!

Wir sind einfach nur froh, das es vorbei ist.

Welcome to Chile!

Eine Stunde haben wir zur Einreise gebraucht. Jetzt wollen wir nur noch einen schönen Platz finden.

Bis zum Lago Blanco ist es nicht weit.

Vierzehn Kilometer durch Südbuchenwald, diese Wälder begeistern uns immer wieder.

Sie erzählen 1000 Geschichten von Leben und Tod.

 

Zauberwald, abseits der Piste undurchdringlich, verwunschen, märchenhaft, eine wunderschöne Fahrt.

 

Der See kommt in Sicht, nur noch durch dieses grüne Tor,

dann rollen wir über eine glatte Piste zum Ufer

Links liegt einer dieser Wildcampingplätze. Zwei, drei Camper stehen dort unter Bäumen.

Schnell entscheiden wir uns für einen Uferplatz. Schön hier!

Kaum angekommen, eilt schon ein Graufuchs herbei in der Hoffnung auf Essen.

Wir müssen dich leider enttäuschen, wir sind Vegetarier…

Und haben – nebenbei bemerkt – noch nicht mal mehr Gemüse

Der See ist der Hammer, reinstes Trinkwasser, wie ein Schild verrät.

Der Wind ist wieder voll drauf, bläst aus allen Rohren. Was soll man machen, das gehört hier einfach mit dazu.

Rappelkiste bietet uns etwas Windschutz, so kann man´s aushalten

Die Nachbarn teilen ihr Grillgut mit dem Füchslein. Die Beute wird nicht verschlungen, sondern jedes Mal weggetragen, wahrscheinlich ist es eine Füchsin mit Welpen.

Wir teilen uns eine Flasche Santa Julia Reserva. Exzellenter Tropfen!

Prost!

Oh, das sieht garnicht gut aus über dem See. Da kommt was auf uns zu….

Wir harren aus, bis wir eine Regenwand über den See eilen sehen

Schnell rein! Gerade schließen wir die Tür, da stürmt es los! Top timing!

Während der Sturm an der Rappelkiste zerrt, machen wir es uns gemütlich. Ein feines Abendessen. Und Wunschkonzert. Jeder spielt abwechselnd ein Lied, sagenhaft, was einem da immer einfällt.

Liebe Grüße! Bis morgen!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

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