Der Sturm hat über Nacht die Luft frisch gewaschen
Wir lassen uns inspirieren und radeln mit einem Sack Wäsche in die Stadt zu einer Laundry.
Hier gibt es die seltene Gelegenheit „Selfservice“zu machen. Perfekt um Sachen zu waschen, die nicht in den Trockner sollen. Das erspart uns die Handwäsche. Einen Teil Wäsche geben wir ab, der andere Teil muss auf eine freie Selfservemaschine warten. In einer Stunde sollen wir wiederkommen.
Zeit für einen Stadtbummel.
Viele kleine Geschäfte, bunt und hübsch dekoriert. Vom Casa del plastico bis zu Bio, Keto und Vegan alles dabei. Eine Panaderia wäre toll, wir haben Hunger.
Vor einigen Geschäften stehen große BoomBoomboxen und ballern Salsamusik über die Strasse. Schnulzig und laut….
Den gelben VW-Bus kennen wir aus Ushuaia! Dort waren wir ein paar Tage Nachbarn.
Nirgends bekommen wir Media Lunas. Ein weiterer Versuch in einem Café. Glutenfreies Brot können wir kaufen, aber Lunas…no….
In einem ganz normalen Wohnviertel abseits des Trubels, finden wir das Alveoli
Hunger!!!
Na, das sieht doch fein aus! Es gibt auch einen windgeschütztem Garten
Wir bestellen vier Croissants und essen zwei gleich im Garten.
Exzellent! Knusprig, zartblättrig, buttrig……kommen sehr nahe an französische Croissants heran, ein Genuss!
Die Ernüchterung kommt an der Kasse: vier Croissants -> 14,-€. Das übersteigt französische Croissantpreise bei weitem. Ist halt auch nicht Frankreich sondern Chile….Für das sitzen im Garten werden wir noch extra zur Kasse gebeten
Schwamm drüber…die Croissants sind ja wirklich außergewöhnlich gut.
Wir schlendern zurück zur Laundry, starten zwei Waschmaschinen. „Solo effectivo!“ Nur Barzahlung. Beim Cambio tauschen wir Dollars, wir haben gerade genug dabei, um die Wäsche zu bezahlen.
Zuhause hängen wir Fahrerhaus und Wohnzimmer voll, Platz ist in der kleinsten Hütte
Eigentlich ist es warm draußen, 19°C. Gäbe es ein windgeschütztes Eckchen, könnten wir draußen sein. Aber wir finden hier kein windgeschütztes Eckchen. Manchmal fällt es schwer, sich mit dem Dauerwind abzufinden.
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Regentag. Wir radeln in die Stadt
Diese hübschen Figuren sind Mülleimer
Wäsche erledigt, hurra!
Unfassbar teuer, aber erledigt.
Eigentlich wollten wir uns die Kunstwerke am Ufer nochmal in Ruhe anschauen, aber der Dauerregen verbannt uns nach drinnen. Wir nutzen das für einen Bürotag.
Sonst nichts. Bis morgen!
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Heute fahren wir zum Torres del Paine Nationalpark. Bei der YPF tanken wir Diesel und dürfen selbstverständlich auch unsere Wassertanks füllen.
Unsere Schmuddelkiste bekommt eine Dusche, wenigstens ein bißchen sauber machen….
Ciao Puerto Natales,
vorbei an Milodon und Mano hinaus aus der Stadt
Zunächst am Fjord entlang, dann immer in Richtung der Berge.
Die Cueva de Milodon wird ignoriert, keiner hat Lust auf eine Besichtigung….
Aber Gauchito ignorieren wir nicht: TRÖÖT!
Gato de Geoffroy leben hier, Kleinfleckkatzen, die würden wir zu gerne sehen….
Ein weiter Fernblick auf unsere Strecke, dann das übliche: Camino en mal estado -> Teer zuende, 40 Kilometer Piste
Das ist die mit Abstand übelste Piste ever!
Als ob die jemand mit einem Panzer planieren wollte. Tiefe Rillen und Löcher, Löcher, Löcher….wie kommen so viele Löcher in eine Piste?
Aber der Blick auf die Berge ist ein Traum!
Lago Sofia und der Cerro Queso – der Käseberg
Die Piste weiterhin eine Katastrophe, dann die Erleichterung: wir wechseln auf Asphalt.
Cerro Esmeralda und Monte Piramide del Prat
Asphalt nützt auch nicht viel…..
Kaum zu glauben: das ist die Zufahrtstrecke zu der beliebtesten Touristenattraktion in ganz Chile. Da würde man doch denken, das sich jemand um die Strasse kümmert….
Oh! Okay….
Aber die Baustelle währt nicht lang….alles wieder beim Alten
Da ragen sie auf: die Torres del Paine.
Der Anblick haut uns weg! Sensationell!
Noch 20 Holterdipolterkilometer. Die Bushäuschen sind beliebte Übernachtungsplätze für Radwanderer
Die Piste durch die Felsen gefräst, wir überqueren silberblaue Flüsse und tauchen in tiefe Wälder
Je näher wir den Bergen kommen, desto beeindruckender werden sie
Die Eismassen der Gletscher sind gut zu erkennen.
Über einem der Gipfel schwebt eine kleine Wolke, als raucht der Vulkan noch….
Jetzt geht es hinunter ins Tal des Rio Serrano, gleich sind wir am Parkeingang des Torres del Paine NP
Es ist halb fünf, zu spät, um noch in den Park zu fahren. Wir sausen am Eingang vorbei
und wollen uns am Fluss einen Platz suchen.
Rio Grey und Rio Serrano mäandern durch die Wiesen. Der Ort Rio Serrano wird gerade zum Touristenschwerpunkt ausgebaut. Ob wir hier ein schönes Plätzchen für uns finden?
„Weg zuende“ verkündet ein Schild. Stimmt zum Glück nicht. Durch das Stadttor rollen wir nach Rio Serrano, biegen aber gleich links ab
auf eine Wiesenpiste, die uns zum Fluss bringen soll
Volltreffer! Ein Traum!
So ein schöner Platz, wir freuen uns riesig darüber!
Und in diesem Moment geben die Wolken den Blick frei auf die Torres del Paine.
Atemberaubend….
Mit einem Becher Rotwein in der Hand schauen wir hinüber, voller Bewunderung für diese Schönheit
Sonnenstrahlen schärfen die Konturen, lassen die Schneefelder aufblitzen
Wir schauen einfach nur hin und staunen
Der kalte Wind kriecht in die Klamotten, durchgefroren reissen wir uns irgendwann los und gehen rein, ins Warme, Heizung an.
In der Abendsonne wirkt das Wasser halb milchig, halb türkis. Ein Angler versucht sein Glück.
Das letzte Tageslicht verwandelt die Gipfel in eine Filmkulisse, wie gemalt, ganz unwirklich
Unbeschreiblich…..
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Morgens um 6 Uhr
Blick aus dem Fenster nach links….
Blick nach rechts
Eine Stunde später streichen die ersten Sonnenstrahlen über die Gipfel
Spektakulär! Ich hol das nochmal etwas näher ran
Das wirkt surreal, wie erfunden. Aber es ist direkt vor uns und real. Wunderbare Welt.
Mittags ziehen die Wolken den Vorhang zu,
wir machen einen Spaziergang am Flussufer
Ein roter Tupfer zwischen grün und blau – Rappelkiste
Sonnenlicht zaubert Farbe in das Wasser
Zehn Minuten später ein ganz anderes Licht, der Fluss ein Wolkenspiegel
Ein wunderschöner Weg
Der Untergrund ist ein dichtes Geflecht aus Gräsern, Kräutern und Moosen. Dicke rosa Beeren ducken sich am Boden
Ein Hohlweg führt hinunter über einen Strand
Vom Wind geformte Bäume, die Stämme verdreht
Vögel singen aus vollem Halse
Die Einladung zur Pause nehmen wir gerne an
Licht am Ende des Tunnels
Ein Flussarm versperrt den Weg, mal sehen, ob wir ihn irgendwo überqueren können
Glasklares Wasser, aber das ist ja seltsam……unter Wasser blüht Klee, grüne, frische Gräser sprießen, wie unter Glas. So etwas haben wir noch nie gesehen.
Etwas weiter liegen dicke Erdkugeln im Wasser. Lauter seltsame Phänomene hier….
Wir finden keine Überquerung, also machen wir uns auf den Rückweg.
Das Ufer sieht brüchig aus, die Grassoden hängen in der Luft.
Der Boden ist bedeckt von pockigen Pilzköpfen, rosa Farbtupfern der Beeren und interessanten Pinselpflanzen
Die Torres bleiben verhüllt
Selfie time
Oh, nicht schnell genug…
Zweiter Versuch:
Ahh, Mist…..wieder verpasst….
Jetzt aber….
Ende der Spazierrunde
Kaum Wind, Sonne -> Stühle raus…
Abends zeigt sich noch einmal ein dünner Lichtstreifen auf den Felsen
Sonnenuntergang, ein Karakara mit Lücke im Flügel schwebt über die Bäume, einfach wunderschön hier
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Früh morgens schütteln extreme Windböen die Rappelkiste durch. Was haben die drauf? Fühlt sich an wie 100km/h
Dann, wie auf Knopfdruck, ist der Wind weg.
Guten Morgen, Torres!
Dieser Anblick wird nicht langweilig
Immer mehr Wolken ziehen auf, das Licht ist suboptimal, aber es weht kein Lüftchen. Die Chance müssen wir nutzen….
Kaum gestartet, bekommen wir Nachbarn, ein paar Camper quartieren sich neben uns ein.
Die Flussfarben…….
Kaum gelandet
sind die Wolken weg. Wir genießen die Sonne
Zum Abend wandern wir ins Dorf
Eine Ansammlung von Hotels und Ferienhütten, kein Laden, nix tolles
Am Fluss wollen wir zurück, landen aber zuerst auf einem eingezäunten Gelände, klettern über ein Tor, irren etwas durch Hinterhöfe, bis wir den Pferdetrampelpfad am Fluss entlang finden
Dort beobachten wir ein Magellangänsepaar
Erst später, auf den Fotos, entdecken wir das Nest voller Küken
Wir folgen weiter dem Pferdepfad
Martin entdeckt eine wunderschöne Schwalbe
Dieser Pilz hat auf dem Kuhfladen seinen perfekten Lebensraum gefunden. Ob sich das geschmacklich auswirkt?
Zwischen den Bäumen glitzern kleine Tümpel
Ich schleiche einem Vögelchen hinterher
Das Fiepen der Bronzekiebitze begleitet uns
Unter lautem Geschrei heben sie ab
Schöne Abendrunde
Im Westen strahlt die Sonne durch die Wolkenlücken. Eine Familie kommt zum angeln
Joaquin und seine Töchter. Aus Argentinien. Er spricht deutsch, seine Eltern sind Deutsche. So können wir schön plaudern.
„Wir bewundern, wie gelassen die Argentinier mit dieser galoppierenden Inflation umgehen“ sagen wir.
„Wir kennen das garnicht anders“ erklärt Joaquin. „Wir sind daran gewöhnt, das unser Geld ständig unterschiedlich viel wert ist. Heute so, morgen so. Nach dem Regierungswechsel war es besonders schlimm, da hat jeder sein Geld schnell ausgegeben oder investiert. Jetzt ist es eigentlich ziemlich stabil.“
Sehr interessant, schön, das wir uns unterhalten können
Die Mädchen haben unterdessen genug vom angeln und spielen Fußball. Die perfekte Verbindung: rosa Klamotten, angeln und Fußball.
Während uns von Westen die Sonne ins Gesicht strahlt, braut sich im Osten was ganz düsteres zusammen.
Wind kommt auf, die Torres sind nur noch zu erahnen
Feierabend für heute
Morgen reißen wir uns los von diesem wundervollen Fleckchen Erde und fahren in den Nationalpark.
Auf uns warten viele Wanderwege, wir sind gespannt.
Liebe Grüße, bis morgen!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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