3 Uhr morgens…..wieder weckt uns das Autotürenklappern der Frühwanderer.
Am Himmel blinken Sterne und Milchstrasse
Sicher ist es etwas ganz Besonderes, in der Dunkelheit loszuwandern. Aber wenn wir an den mühevollen Aufstieg über Steine und Geröll von gestern denken…..und das im Stirnlampenlicht, ziemlich heftig
Vielleicht bei Vollmond, das muss toll sein…
Wir drehen uns nochmal um. Viel zu früh alles….
Kurz vor 7 Uhr schaue ich mir das Morgenglühen an.
Die Türme ohne Feuerfarbe im Wolkennebel.
Am stärksten flammen die Hügel über dem Bushcamp.
Innerhalb von 5 Minuten ist alles erloschen.
Wir lassen es gemütlich angehen. Der erwartete Muskelkater hält sich erstaunlicherweise in Grenzen.
Die Sonne streicht über die Berge, richtet den Scheinwerfer auf einen Felszipfel. Ach, guck´mal, den haben wir noch garnicht gesehen…
Im Café füllen sie unsere Wasserflaschen auf. Sehr nett.
Eine kleine Flasche Helles Bockbier kostet 5,58€ , wir lassen sie im Kühlschrank…
Nach dem Frühstück starten wir die Rappelkiste. Heute wird nicht gewandert. Wir fahren zur Laguna Azul und ruhen uns dort etwas aus. Morgen können wir von dort zur Laguna Cebolla wandern, das wär prima.
War schön hier am Basecamp. Unser Platz mit Blick war super.
Wir fahren zurück zum Guarda Parque Gebäude
Dort lassen wir uns die Tickets abstempeln. Zur Laguna Azul müssen wir den Park kurz verlassen und wieder einreisen, dafür brauchen wir den Stempel, heißt es.
Die Türme stets im Blick schlängeln wir uns durch die Landschaft
in breiten Kaskaden fließt der Rio Paine über Steintreppen, wir überlegen kurz, ob wir nicht gleich hier schon stoppen sollten für heute.
Ahhh, nein, zuerst Laguna Azul
Normalerweise stürmen Guanakos davon, wenn wir vorbeidonnern. Diese hier nicht….
Nach einer halben Stunde Fahrt sehen wir Laguna Azul
Über eine Holperpiste kommen wir hinunter zum Parkplatz am See
Ein paar Womos stehen schon dort, seit gestern, wie uns die Bewohner berichten. Superschön hier, wir bleiben sicher ein, zwei Tage.
Wind fegt über den See, wir stehen ein bißchen draußen rum, die Sonne genießen. Morgen früh lassen wir wieder den Zeitraffer laufen, um das Morgenlicht auf den Türmen einzufangen, wird bestimmt toll!
Eine Wandergruppe kommt vom Laguna Cebolla Weg, angeführt vom Parkranger. Er grüßt sehr nett und erklärt uns dann mit freundlichen Worten, daß wir hier nicht übernachten können. OH?!
Normalerweise sei es kein Problem, aber seit heute sind die öffentlichen WCs kaputt. Deshalb können wir heute nicht hier stehen.
Wir sind komplett autark erklären wir, brauchen weder WC noch Dusche.
Der Ranger hört uns freundlich zu, aber alles argumentieren hilft nichts. „No. Lo siento“, es tut ihm leid, aber kann es uns nicht erlauben, solange die WCs kaputt sind…
Mierda! Sagen wir natürlich nicht, aber wir denken es….
Und die Wanderung morgen?
Wir können zurück zum Guarda Parque fahren, dort übernachten und morgen wiederkommen, no problem…schlägt er vor.
Och nöööö…..
Enttäuscht packen wir zusammen.
Adios Laguna Azul….
An der Kreuzung halten wir, sollen wir unser Glück bei den Cascadas probieren? Aber wenn uns der Ranger da auch nicht stehen lässt?
No. Sieht so aus, als ob wir überraschenderweise heute schon den Torres del Paine Nationalpark verlassen.
Martin schwenkt das Lenkrad nach links, wir sind ein bißchen traurig….
Richtung chilenische Grenze. Etwa 20 Kilometer entfernt liegt der Lago Sarmiento, vielleicht können wir dort am Ufer bleiben, außerhalb des Parks.
Adios Torres del Paine Nationalpark! Wir hatten eine ganz tolle Zeit hier. Unglaublich schön!
Sonne und Wolken spielen ihre Schattenspiele, eben noch leuchtet die Steppe hell golden und zack! ist sie in tiefes schwarz getaucht.
Am Lago Sarmiento finden wir keine Zufahrt zum Ufer, der Parkplatz an der Strasse ist doof.
Bis zum nächsten Ort sind es noch 30 Kilometer, die ziehen wir noch durch.
Ein letzter Blick auf die Torres
Nos volveremos a ver, ojalá….
Wir sehen uns hoffentlich wieder…..
Auf der tiptop gepflegten Strasse sausen wir dahin, bis am Horizont, mitten im Nirgendwo, Cerro Castillo auftaucht, das Grenzstädtchen.
Im kleinen Laden vor der Stadt tauschen wir unsere restlichen Chile Pesos gegen eine große Flasche Rotwein, Kekse und Schokolade. Die allerletzten Pesos werden in Minitäfelchen Toblerone umgesetzt, ein lang vermisster Genuss…..
Neben einem Reiterfest finden wir unser Plätzl für die Nacht. Hier parken viele Womos und Pferdetrailer, die Gauchos winken uns freundlich zu.
Und die letzten Chile Pesos in eine Flasche Gran120 zu investieren, hat sich gelohnt.
Schmeckt sehr gut, Prost!
Später bauen ein paar Leute Zelte und Grills im Windschatten der Büsche auf. Es stürmt mal wieder…Das Pferd wird draußen am Trailer angebunden.
Vom Fest erklingt Musik, lautes Singen, Johlen und Yippieh!! bis morgens um 3 Uhr. Die Leute haben sehr viel Spaß!!
Una Fiesta Chilena olé!
Aber wer feiern kann, kann auch ein Turnier gewinnen! Gegen 8 Uhr morgens sitzen die Gauchos wieder im Sattel und lassen die Pferde warmlaufen. Mit ihren Ponchos und Zorrohüten sehen die Reiter sehr elegant aus. Die Hüte sind schick getarnte Reiterhelme.
Rappelkiste ist startklar, mit freundlichem Winken werden wir verabschiedet
Direkt hinter dem Städtchen befindet sich die Grenze.
Adios Cerro Castillo, stolzes Reiterstädtchen
An der Grenze stehen schon die Reise- und Kleinbusse mit den Tagestouristen, es ist etwas chaotisch.
Eine Weile stehen wir im Grenzbüro Schlange, aber alles wird zügig, freundlich und unproblematisch bearbeitet.
Adios Chile!
Die Grenze zu Argentinien erkennen wir ganz leicht am Strassenzustand
Die Einreise ist sehr unkompliziert, nur etwas zeitverzögert, weil die Beamtin erst noch die Regale fertig putzen möchte.
Claro, no problem!
Bienvenido a Argentina!
Kurze Zeit später stehen wir an einer Kreuzung.
Da ist sie: die berühmte Ruta Quarenta.
5301 Kilometer lang durchzieht sie den Westen Argentiniens und ist eine der längsten Fernstrassen der Welt.
Uns wird sie nach Norden bringen, wahrscheinlich folgen wir der R40 bis nach Mendoza. Aber heute erstmal nur bis nach Calafate.
Wir sausen dahin. Ach ja….die Pampa….unendliche Weiten…
Die Engländer, die wir an der Grenze getroffen haben, überholen uns und winken fröhlich aus dem Fenster. Nett!
In Esperanza machen wir Frühstückspause. Dort sehen wir die Engländer wieder. „Your skylight hits the roof!“ rufen sie herüber. Skylight?
Oh! No!
Leider doch…die Dachluke. Vergessen zuzumachen. Die Halterung ist abgerissen, die Dachluke liegt rücklings auf dem Dach. Während der Fahrt muss sie ständig aufs Dach geschlagen haben. Die Leute haben uns nicht fröhlich zugewunken, sondern wollten auf das Dach aufmerksam machen….
Hier zeigt sich die Qualität unserer Luke: Glas, Rahmen und Scharniere, alles in Ordnung. Nur der Dämpfer wurde durch den Fahrtwind aus der Halterung gebrochen. Alles andere tiptop. Insofern: alles gut gegangen!
Schnell basteln wir ein Provisorium und können weiterfahren.
Ein Nandu flitzt mit seiner Familie über die Strasse. Aus den Küken sind Teenager geworden
Guanakos springen über die hohen Zäune. Jedes Mal ein spannender Moment. Weil sie die Hinterbeine erst sehr spät hochziehen, bleiben viele im Zaun hängen, können sich dann nicht mehr befreien und verenden elend. Wir haben sie schon in jedem Verwesungszustand, auch als Skelett, überm Zaun hängen sehen, kein schöner Anblick.
Dieses hat es geschafft.
Die Ödnis der nächsten Stunde Fahrt wird durch zwei Kurven etwas aufgelockert
Dann haben wir ein grandioses Bergpanorama vor uns
Die Anden
Wir nähern uns El Calafate. Der übliche Polizeikontrollposten winkt uns durch, die Strassenschilder sind zugeklebt mit Stickern von Reisenden.
El Calafate – Bienvenidos!
Sommerlich grün, Lavendel blüht, aber die Weihnachtsdeko steht auch noch. Backpacker schleppen ihre Rucksäcke die Strasse entlang. Von hier aus werden Touren zum Los Glaciares Nationalpark organisiert.
Vollkommen auf Tourismus ausgelegt gibt es Outdoorgeschäfte, Hostels und – was wir seit Monaten nicht gesehen haben – Restaurants, vor denen die Leute draußen sitzen. Es ist warm, in Calafate weht kaum Wind. Sehr angenehm!
Im Anonima stocken wir unsere mageren Vorräte auf. Das Gemüse ist ganz okay, die Preisschilder fehlen bei vielen Artikeln, wie überall in Argentinien. Da sich die Preise so schnell ändern, hat man die Beschilderung aufgegeben. Oft hängt irgendwo im Laden ein Scanner, der einem den aktuellen Preis nennt oder man fragt an der Kasse. Meistens ist uns das zu umständlich, wir kaufen ohnehin nur was wir wirklich brauchen.
Der Supermercadoparkplatz liegt hoch über der Stadt, Martin hat von dort aus in der Ferne einen möglichen Übernachtungsplatz für uns gesehen. Den steuern wir jetzt an.
Etwas Gurkerei durch die Stadt hinunter zum Lago Argentino.
Hier stehen wir recht schön.
Eine Stunde sitzen wir noch auf dem Spielplatz, dann wird es zu kalt.
Reicht auch für heute, gute Nacht!
Bis morgen, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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