Frohe Weihnachten!
Heute bin ich sehr früh auf. Mit einer Kanne Tee sitze ich am Fenster und schaue mir das Morgenlicht an.
Es scheint ein sonniger Tag zu werden.
6 Uhr – Zeit, Martin zu wecken
Ein Spaziergang hinauf zum Pooldeck, wir steuern gerade Pebble Island an. Im Norden vor der Falkland-Westinsel gelegen, 88 qkm groß, komplett in Privatbesitz.
Herrliches Wetter.
Pünktlich um 7Uhr gehen wir zum Frühstück.
„Merry Christmas, Madame Julia! Merry Christmas, Sir Martin!“ werden wir begrüßt.
„Merry Christmas!
Wow! Was für ein prächtiger Weihnachtstisch!
Alles aus der Schiffsbäckerei! Die müssen Überstunden gemacht haben!
Warum wird man nur immer zu schnell satt?
Um 8 Uhr stehen wir gestiefelt und mit Schwimmweste im Basecamp. Heute sind die Wellen zahm in Rabbit Cove. Wir warten aufs Zodiak zum Landgang.
Los geht´s!
Der 60PS Motor lässt das Wasser sprudeln, Zodiak fahren macht echt Spaß!
Wir wohnen übrigens hier:
Ankunft Rabbit Cove. Ein „wet landing“, das bedeutet, daß wir beim aussteigen bis zu den Waden im Wasser stehen. Gut, das wir die Gummistiefel haben.
Gentoos – Eselspinguine – laufen geschäftig über den weißen Sandstrand
Magellangänse schütteln ihr Gefieder, ein paar Gentoos kommen von der Jagd
Unsere Schwimmwesten können wir am Strand lassen, in einer großen Tonne. Brad, unser Wanderführer, sammelt Team Green ein. 4 Kilometer sind es bis zu den Rockhoppern, wir werden stramm marschieren denn die Zeit ist begrenzt.
Das Expeditionsteam hat den Weg mit Fähnchen abgesteckt. Ein Karakara steht am Wegrand und lässt sich durch uns nicht nervös machen. Eigentlich sollten auch eher wir nervös sein. Karakara haben vor nichts Angst, sind gefährliche Angreifer und meistens schlecht gelaunt, erklärt uns Brad.
Die Gummistiefel sind bequem, das Tempo zügig, ja, doch, etwas anstrengend ist das ….
Dunkle Erde, bedeckt von Gräsern und kräftigen, niedrigen Pflanzen
Eine Gruppe Gentoos eilt vorbei
Gänseschwärme und überall Magellan Pingus vor ihren Höhlen. Dazu die wunderschöne Heidelandschaft der Islas Malvinas
So viele Fundstücke, aber man darf nichts mitnehmen, wegen Biosecurity
Brad führt uns über eine wunderschöne Bucht voller Gänse, Dampferenten und Pinguinen
Karakaras haben einen Pinguin erlegt und kabbeln sich um die Beute
Wir erklimmen einen Hügel. Uff, mal kurz verschnaufen. Ein toller Blick auf die Bucht
Schon lange sind keine roten Fähnchen mehr zu sehen, Brad leitet uns querfeldein durch die hubbelige Heide. Er wird sich schon auskennen, denken wir. Der Boden ist ganz weich, federnd. Anstrengend, aber sehr schön.
Krähenbeeren. Auf Falkland heißen sie „Diddle-Dee“ und werden zu Marmelade verarbeitet
Wieder ein richtiger Weg, wir sind jetzt etwas mehr als eine Stunde marschiert. Sind wir bald da?
Ja!
Da sind die Rockhopper, die Felsenspringer! Nicht zu überhören. Aber keine Eselsrufe wie von den Magellan oder Gentoos, sondern ein hohes Zirpen und Schnarren. Es riecht etwas streng. Sie sind wunderschön…
Rockhopper haben feuerrote Augen, ihre auffälligen, gelben Augenfedern flattern im Wind.

Viele, viele Küken. Dicht an dicht stehen sie in ihrem Kindergarten und piepsen vor sich hin.
Belagert nicht nur von uns, sondern auch von hungrigen Karakaras
Flink und geschickt springen die Hopper mit ihren Schwimmfüssen die felsigen Klippen hinauf. Hopp! hüpfen sie gekonnt von Stein zu Stein.
Wir könnten stundenlang zusehen. Echte Akrobaten sind das.
Die stramme Wanderung hierher hat sich voll glohnt.
Nach einer halben Stunde trommelt Brad das Team wieder zusammen.
Etwas kurz, aber sehr schön. Wir sind glücklich, das wir Rockhopper sehen konnten. Die Gelegenheit gibt es nicht so oft.
4 Kilometer Rückweg, die Farmerin ist mit ihrem Jeep gekommen und nimmt die Fußlahmen und Müden mit zurück zu den Zodiaks.
Wir lassen uns die Wanderung zurück nicht entgehen….
Bald erreichen wir wieder die karibische Bucht. Am Himmel schweben merkwürdige Wolken, wie Ufos…
Die Diddle-Dees sehen lecker aus, sollen wir mal probieren?
Trauen wir uns nicht….
Weiße Pünktchen auf moosigen Gewächsen, von nahem betrachtet ein Blütenmeer
Wir klettern runter zum Strand
Am Ufer spazieren Magellangänse
Zwei Pingus wandern zum Wasser, es sieht aus, als plaudern sie angeregt
Andere kommen gerade vom Schwimmen, putzen die Federn und trocknen in der Sonne
Ein „Jonny Rook“ rupft am Pinguinkadaver. Ein Falklandkarakara. Sie leben nur auf den Falklandinseln und gehören zu den seltensten Vögeln der Welt
Mitten zwischen den Magellan- und Gentoo Pinguinen liegt ein einzelner Riese: ein Königspinguin
Fast einen Meter groß. Ob König oder Königin lässt sich so nicht sagen.
Hier ist was los auf Pebble Island. Heute haben wir vier Pinguinarten gesehen.
Weiter, weiter….stapf, stapf, stapf, wir schwitzen in der Vormittagssonne.
Da sehen wir die Diana, so nah….aber wir müssen noch einen weiten Bogen bis zum Strand laufen, wo die Zodiaks warten.
Geschafft! Ich bin so froh, daß ich mitlaufen konnte, denn die Erkältung hat mich fest im Griff.
In einer halben Stunde will die Diana ablegen und es sind noch längst nicht alle von der Wanderung zurück. Die Farmer fahren los und sammeln die Nachzügler ein.
Romero schippert uns sicher wieder zurück. Die Wellen schnappen zu, schwappen ins Boot, wir werden gut nass auf der Rückfahrt.
Ein toller Vormittag!
Direkt vom Zodiak steigen wir mit den Stiefeln in ein Desinfektionsbad. Oben im Basecamp waschen und schrubben wir jedes Sandkörnchen von den Stiefeln. Unsere Hosen sollen wir später in die Waschmaschine stecken. Welche Waschmaschine?
Alle diese Maßnahmen dienen schon der Biosecurity für Südgeorgien.
Adios Malvinas! Die Tage auf den Inseln waren sehr schön.
Bis zum Lunch ist noch Zeit. Prima! Dann gehe ich jetzt in die Sauna! Was für ein Luxus nach der anstrengenden Wanderung. Alle Muskeln entspannen sich, ich hab die Sauna ganz für mich allein. Anschließend lasse ich mir im Whirlpool vom Wasserstrahl eine Fußmassage geben, also besser geht´s nicht!
Rechtzeitig zum Lunch komme ich wieder zurück.
Vom Büffet wählen wir Salat, Paella und genießen einen vorzüglichen Weißwein dazu.
Danach verschwinde ich für ein paar Stunden ins Bett, völlig kaputt.
Martin legt sich oben auf´s Pooldeck in die Sonne. Die Diana nimmt Kurs auf Südgeorgien.
Um 17Uhr holt Martin mich ab zu einem Aperitif im Sonnenschein
Wir haben heute alle Vorträge verpasst. Und das Weihnachtsquiz, verdammt!
Pünktlich zum Briefing sitzen wir in der Clublounge. Morgen ist ein Tag auf See, wir haben wieder viele Termine. Richard hält nach dem Briefing einen launigen Vortrag über das Essen von Shakleton und seiner Mannschaft auf ihrer Eisscholle. „Pemmikan“, getrocknetes Robbenfleisch mit Fett und Schiffszwieback gemischt, es sieht fürchterlich aus!! Er hat es selbst nachgekocht und meint: „Not bad!“ Aber er ist ja auch Engländer…..
Danach erzählt Henri etwas über die Ufos, die wir heute auf Pebble Island gesehen haben. Lenticulares. Feuchte Luft streicht über Berge und Hügel, wird dabei angehoben und bildet diese Linsenwolken.
Er sucht außerdem Mithelfer bei seinem Citizen Science Projekt. Algen und Plankton untersuchen, Tiere zählen, Wolkenfotos machen, etc…
Zur blauen Stunde gibt Nonniko vom Expedition Team ein Querflötenkonzert und präsentiert gleichzeitig ihre dazu passenden Videos. Sie spielt wirklich absolut fantastisch.
Dann ist Dinnertime.
Wir beginnen mit einem Parmesan – Soufflé
Gefolgt von einer cremigen Butternusssuppe
Als Salat heute Spinat-Melone-Feta Salat
Zum Hauptgang perfekt gegarter Heilbutt auf einem Risotto mit grünen Bohnen
Und zum Abschluss dieser Schlemmerei Schokoladeneis
und Pralinen aus der Schiffspatisserie
So schön präsentiert. Wenn man sich vorstellt: 160 Gäste an Bord, das bedeutet mindestens 80 dieser hübschen Ilexzweige auf die Tellerchen zu malen! Chapeau!
Den Sonnenuntergang genießen wir auf dem Pooldeck.
Später schauen wir bei Karaoke vorbei, es sind nur wenig Leute da und so kommt keine rechte Stimmung auf.
Zufällig entdecken wir dann auf dem Weg in die Kabine die Laundry. Schräg gegenüber unserer Kabinentür. Wie praktisch! Wir wollten doch unsere Hosen waschen. Aber das wollen ja alle und so sind die drei Waschmaschinen alle besetzt. Ein paar Leute feiern eine kleine Weihnachtsparty in der Laundry. „I never thought I´d be doing laundry on christmas eve“ sagt eine Frau und hebt ihr Sektglas. Sie hätte nicht gedacht, daß sie am Weihnachtsabend mal Wäsche waschen würde. Prost! Merry Christmas!
Agosto hat wieder eine Weihnachtsüberraschung für uns vorbereitet:
Wie schön!
Für mich ist Feierabend, innerhalb von Sekunden schlafe ich tief und fest. Martin geht nochmal in die Lounge, auf einen letzten Gin Tonic. Henri spielt Weihnachtslieder auf dem Flügel und jemand singt dazu. Später, gegen Mitternacht, ist eine Waschmaschine frei und Martin legt eine Nachtschicht ein, um unsere Hosen zu waschen.
Ich kriege von all dem nichts mit…..
Liebe Grüße, bis morgen!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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