Argentinien – vom Perito Moreno NP zu den Cuevas de las manos 19.02.2025 – 20.02.2025

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Morgens um 4 Uhr. Seit Stunden rüttelt und zerrt ein Sturm an der Rappelkiste. Es dröhnt und donnert in den Bergen. Wolken rasen über den Sternenhimmel.

Eine Nacht mit wenig Schlaf. Wir sind beide froh, als der Tag anbricht.

In der Hoffnung auf weniger Wind fahren wir los, zum Circuito Mirador, einem Rundwanderweg bei der Laguna de Aves, der Vogellagune.

Cerro Colorado in voller Farbenpracht

Der Wind legt noch ´ne Schippe drauf, stürmische Böen verpasssen der Rappelkiste kräftige Seitenhiebe

 

Nandus und Guanakos durchstreifen das Grasland

Die bunten Berge im wechselnden Sonnenlicht.

Zu Füßen der Berge liegt die große Laguna de Aves, Lebensraum vieler Wasservögel

Wir haben tolle Bilder gesehen von Flamingos, Andengänsen und Schwarzhalsschwänen und freuen uns sehr darauf.

 

Stattdessen ein Schreck.

Kein Flamingo und auch sonst kein einziger Wasservogel. Guanakoherden ziehen über den See. Der Untergrund von Trockenheit aufgerissen, das Wasser ist fort und die Vögel weitergezogen. Der Anblick ist unsagbar traurig.

Über eine Schotterpiste rumpeln wir zum Wanderparkplatz Mirador del Belgrano. Hier beginnt der Rundwanderweg.

Unerbittlich zerrt der Wind an der Rappelkiste, pfeift sein schrilles Lied durch den Dachträger.

Wir bekommen kaum die Tür auf, als wir aussteigen wollen. Ein Blick auf die WetterApp zeigt, das wir gegen Windstärke 8 anwandern müssten, zwischen 60 bis 70 km/h. Dazu die Böen. Unsere Hoffnung, daß der Weg vielleicht etwas geschützter hinter Bergen läge, erfüllt sich nicht.

Bei aller Wanderlust, es geht nicht.

Ganz schön enttäuschend. Und es wird in den nächsten Tagen nicht besser, im Gegenteil, eine breite Regenfront zieht auf uns zu.

Und so bleibt uns nur eines: wir verlassen den wunderschönen Perito Moreno Nationalpark und ziehen weiter.

Die Laguna de Aves gehört nun den Guanakos

An der Rangerstation melden wir uns ab. „Hasta la proxima!“

Bis zum nächsten Mal, wer weiß….

Kurz überlegen wir, die R41 zu fahren. Im Netz heißt es, sie sei nach einem Erdrutsch teilweise verschüttet. Und die Piste sei für größere Trucks zu schmal. Aber was heißt: „größere Trucks“? Und wie aktuell ist das?

Mit Sicherheit ist es die schönere Strecke….

Wir entscheiden uns dagegen. Eventuell auf halber Strecke umdrehen zu müssen, schreckt uns ab. Und schließlich hegen wir auch noch die Hoffnung, unsere verlorene Behälterabdeckung wiederzufinden, wenn wir den gleichen Weg zurück nehmen.

Später treffen wir Leute, die die 41 gestern gefahren sind. „Kein Problem, weder Erdrutsch noch zu schmal.“ So ist es öfters, dem Gerede im Netz ist nicht zu trauen.

Gegenwind versucht mit aller Kraft uns aufzuhalten. Anstrengend.

Die Estancias sind wahre Einödhöfe, diese Alleinlage muss man schon wirklich wollen.

Von Ufos eskoriert rattern wir die 90 Kilometer Piste zur R40

Die Behälterabdeckung finden wir nicht. Dafür kennen wir jetzt jeden dunklen Stein oder verlorenen Reifen auf der Strecke. Mist.

Zurück auf der R40, der „schönsten Route durch die Einsamkeit“ –> so die Tourismuswerbung

Ein munterer Wechsel aus feinstem Asphalt, Rüttelpiste und Schlaglöchern

Die stundenlange Fahrt gegen den Wind ist mühsam. Und weht er uns mal nicht entgegen, dann schubst er uns zur Seite. Sehr anstrengend.

Unser Ziel sind die „Cuevas de las manos“, die Höhlen der Hände.

Die letzten 47 Kilometer holpern wir wieder über Pistenrippen

Eine Gruppe Nandu sprintet los

Ich springe aus dem Auto und sprinte hinterher…aber sie sind unsichtbar geworden, unglaublich gut getarnt.

Vor uns liegt der Cañadón Rio Pinturas, jetzt ist es nicht mehr weit zu den Cuevas.

Über steile Serpentinen windet sich der Weg bergab zum Visitor Center.

Vor der Station befindet sich ein Parkplatz, wir hoffen, dort übernachten zu dürfen.

Aber leider erlaubt uns die Rangerin das Übernachten nicht. Sie müsse sonst die ganze Nacht wachbleiben und aufpassen, daß wir nicht im Canyon oder bei den Höhlen rumlaufen. All unsere Schwüre, daß wir ganz sicher nicht nachts durchs Gelände stolpern werden, überzeugen sie nicht.

„No!“

Also wieder raufschlängeln.

Etwas mehr als 1 Kilometer weiter oben finden wir eine Nische in der Pampa, genau passend für eine Rappelkiste.

Feierabend.

Zu unserer größten Freude lässt der Wind nach und so können wir noch etwas draußen sein.

Mit wunderschönem Abendlicht

 

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Ein herrlicher Sternenhimmel weicht einem feurigen Morgenlicht

Unsere kleine Nische war ein sehr guter Übernachtungsplatz

Früh morgens sind wir bereit, wir wollen vor den Tourbussen die erste Höhlenführung mitmachen.

Auf halber Strecke schnauft uns ein Rundhauber entgegen, der unten übernachten durfte….sei es ihm gegönnt.

Am Wegrand wachsen wunderschöne Gräser und Blumen, der Blick in den Canyon macht sofort wieder Wanderlust…

Nur noch um diese Kurve, da ist schon das Besucherzentrum.

Die Rangerin kassiert 72,-€ für uns beide zusammen, uff!

Argentinier zahlen 12,-€ pro Person, das ist schon ein gewaltiger Preisunterschied.

Das wir als Ausländer andere Preise zahlen, geht für uns in Ordnung, aber das dreifache ist dann doch ziemlich heftig.

Wir sind etwas zu früh, so können wir uns die kleine Ausstellung im Visitor Center in Ruhe anschauen.

Pünktlich um 9 Uhr geht die Führung los, wir müssen Helme aufsetzen.

Außer uns ist nur noch ein argentinisches Paar gekommen.

Ein wunderbarer Blick in den Canyon, da unten auf den Bänken wäre ein feiner Picknickplatz

Neben unserem Pfad ragen bis zu 200 Meter hohe Felswände gen Himmel

Etwas kraxeln, der Weg verläuft unter den Felsüberhängen durch, gruselig.

Der Blick nach oben – schaurig

und wenn man sich die Brocken anschaut, die da so runterfallen….

da helfen uns die zarten Bauhelme auch nicht mehr…..

 

 

Und da sind sie:

die berühmten Wandbilder der Cuevas de las manos.

Zu unserer Überraschung nicht in einer Höhle, sondern an den Wänden unter den Felsüberhängen.

Erstaunlich, wie gut die Abdrücke konserviert sind.

Zwischen 13000 und 9500 Jahren sind die Zeichnungen alt.

Unsere Hände würden genau auf die Abdrücke passen, die Menschen vor ewigen Zeiten hier hinterlassen haben.

Ein seltsames Gefühl. Das ist so persönlich. Als würden wir sie in der Vergangenheit berühren können.

Es sind Unterschriften von jeder einzelnen Person.

Aus dem Jenseits winken sie uns zu: „wir sind hier….“

Ergreifend und sehr beeindruckend.

Die Hände wurden mit einer Farbe aus Mineralien, Blut und Guanakofett übermalt, sodaß ihre Umrisse auf dem Fels sichtbar blieben. Erstaunlich, wie gut alles erhalten ist. Tausende von Jahren Wind, Sonne, Regen, Schnee und Eis – und immer noch sind die Zeichnungen so klar und deutlich zu sehen.

Meistens sind es linke Hände, aber ein paar wenige rechte sind auch dabei. Vereinzelt auch ein Unterarm

Und ein paar sechsfingrige

 

Wir kommen zu einer Höhle. Etwa 20 Meter tief, dort fand man bei den Ausgrabungen in den 60er Jahren Reste von Feuerstellen, Guanako- und Pumaknochen und Pfeilspitzen.

Vielleicht wurde hier überwintert. Ob der Eingang mit Fellen verhängt wurde? Es muss bitterkalt gewesen sein.

Etwas weiter sind Zeichnungen der „jüngeren“ Periode, von Guanakoherden und Jägern.

 

Diese Zacken könnten die Anden darstellen, glauben Archäologen

Die Punkte könnten Wegbeschreibungen sein.

Unser Guide fragt, was der Kreis bedeuten könnte?

Martin kennt die richtige Antwort:

„Pizza!“

 

Tänzer und Rituale sind dargestellt

Ein Spalt im Fels wurde in eine Zeichnung integriert. Genau gegenüber schneidet eine Schlucht in die Felsen, das könnte das Vorbild für die Zeichnung gewesen sein.

 

Diese Figuren werden als Babies interpretiert.

 

Nandupfoten, Echsen und ein Fabeltier, das niemand zu deuten weiß

Der weiße Kreis könnte den Vollmond darstellen. Oder die Sonne? Oder was ganz anderes?

Vermutungen und Interpretationen. Archäologen haben viel Fantasie.

Unser Guide erklärt auf spanisch und englisch, es ist hochinteressant.

Auf einer Aussichtsplattform endet der Weg

 

Nach kurzer Pause laufen wir zurück, unter der Riesennase durch

 

An einer Wand wird auf die Schäden durch Vandalismus aufmerksam gemacht. Unfassbar, wieviele Idioten sich hier mit Namen und Kritzeln verewigen mussten und sich Souvenirs aus den Wänden gebrochen haben

Seit 1999 sind die Zeichnungen Weltkulturerbe und besser geschützt.

Die nächste Minigruppe kommt uns entgegen, wir werfen einen Blick zurück zur Höhle

Ungefähr 90 Minuten dauert die Führung. Hochinteressant und sehr faszinierend.

Ein sehr besonderes Erlebnis.

 

 

Wir sind froh, daß wir das Geld ausgegeben haben. Um keinen Cent möchten wir auf dieses Erlebnis verzichten. Es lohnt sich unserer Meinung nach auf jeden Fall.

Am Visitor Center Parkplatz machen wir eine kurze Rast, bevor wir uns an den Abstieg ins Pinturas-Tal machen.

Liebe Grüße, bis gleich!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

 

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