Im Morgengrauen liege ich auf der Lauer, um das berühmte Sonnenlichtleuchten auf den Torres zu sehen…
Der Lichtwechsel ist spektakulär, doch das berühmte Leuchtfeuer bleibt aus. Pech für die Morgengrauenwanderer, die heute früh nach stundenlangem Aufstieg am Lago Torres gesessen und auf Feuerglut gewartet haben.
Wir lassen die ersten Besucherströme vorüberziehen und machen uns erst gegen 11 Uhr auf den Weg zur Laguna Inge.
Klare Sicht auf die Felstürme
Ein breiter Schotterweg, es geht über ein paar Viehbrücken hinein in ein schattiges Wäldchen
Inzwischen weht ein strammer Wind, die Windjacken knattern. Wir kommen am rustikalen Refugio Torres vorbei.
Direkt vor uns segelt ein großer Greifvogel quer über den Weg
Kleine Bächlein plätschern ins Tal
Es geht steil hinunter zur Hängebrücke über den Rio Ascencio
Maximale Belastung: zwei Personen gleichzeitig. Wir lassen dem Mann mit dem Hochhaus auf dem Rücken den Vortritt.
Die Brücke schwankt mächtig hin und her.
Alles, was auf den Hütten gebraucht wird, wird mit Pferden transportiert. Umgekehrt kommt der Müll auf dem Pferderücken wieder talwärts.
Bald teilt sich der Weg. Die meisten biegen ab, auf den T2 Wanderweg zum Lago Torres. Das berühmteste Foto vom Nationalpark stammt von dort, der See mit den Felstürmen dahinter und dies möglichst im Morgenrot.
Wir wollen Inge besuchen und folgen dem T1 „Los Cuernos“ geradeaus
Brücken jeglicher Art sind zu überqueren. Wir wandern mitten durch eine Polsterlandschaft. Wirrwarrkraut so weit das Auge reicht
Im Sturmschritt überholen uns wieder Schwerlastenwanderer mit Rucksackturm. Das muss bei dem Gegenwind besonders unangenehm sein. Sie sind auf dem Weg zur mehrtägigen Rundtour.
Eine mehrtägige Tour fänden wir auch toll, aber sooo viel Zeug mitschleppen? Ich weiß nicht….
Der Weg durch die Polster ist wunderbar, ohne den Eiswind wäre es noch einen Tikken wunderbarer
Ein Bächlein ohne Steg…wir balancieren über die rutschigen Wacker.
Ein rauschender Wasserfall zwischen den Bäumen, unser Weg führt weiter hinauf
Nur ein paar Meter höher und schon ist alles ganz anders. Unter unseren Sohlen knirschen Schieferplättchen. Hier oben wachsen keine Wuschelpolster mehr. Kräutlein und Moose ducken sich flach an den Boden und zwischen die Steine.
Eiskalte Windböen jagen uns entgegen, hier zieht´s voll durch! Das weht uns fast um!
Ein Tupfer türkis blitzt auf, der Lago Norderskjsöld
Hangabwärts lässt der Durchzug etwas nach, wir sehen das dunkelblau von Laguna Inge und wandern am Ufer entlang
Ein starker Farbkontrast zwischen den beiden Seen Inge und Norderskjöld
Im Schutz der Büsche umschwirren uns Libellen
Tief und verschwiegen wirkt Laguna Inge und spiegelt die Wolken.
Windböen vertreiben die Stille, tanzen in Wirbeln und Kreisen über das Wasser und schicken gleißende Lichtblitze über den See
Etwas weiter vorn haben wir einen fantastischen Blick über den Norderskjöld. Wolkenschatten jagen über die Berge, alles ist in Bewegung
Wir möchten runter ans Ufer von Inge. Der Weg ist nicht ganz klar, zunächst laufen wir steil hinab ins Wäldchen und über einen Bach
Vor uns liegt der T1, der noch 17 Kilometer weiter bis ins Valle del Francés führt. Das würden wir auch gerne sehen. Aber…..Zelten ist nur in den Refugios erlaubt. Wir hätten schon Wochen im Voraus Plätze buchen müssen. Hat man das Ende des Wanderweges im Valle erreicht muss man fast 10 Kilometer wieder zurück zum nächsten Campground.
Hin und wieder kommen uns Leute entgegen, auf dem Rückweg von der Francéswanderung. Und wirklich alle, ob jung oder älter, schleppen sich schweren Schrittes den Weg entlang und sehen sehr müde und erschöpft aus….
Trotzdem, es lockt uns schon sehr. Wir werden uns da mal genauer erkundigen und vielleicht doch eines Tages mit Zelt wiederkommen……
Jetzt genießen wir erst nochmal den Norderskjöldblick in seiner ganzen Schönheit.
Der Eiswind macht eine Pause und lässt uns das sonnige Wanderwetter endlich voll auskosten.
Am Wegrand stehen büschelweise die hübschen Pinselchen. So sehen sie aus, wenn sie verblüht sind.
Zwischen dunkelgrünen Blättern knallt uns das Rot des Feuerstrauchs entgegen
Wieder muss ein Wasserlauf überquert werden. Die Steine wackeln, es wird ein Balanceakt.
Bravo!
Dieser Weg bringt uns immer weiter weg von der Laguna, es scheint nicht der richtige zu sein.
Aber es ist sicher der richtige Moment für eine ausgiebige Vesperpause.
Wir ändern die Route, weg vom T1
und schlagen uns durchs Dickicht.
Bald stehen wir, etwas weiter aufwärts, wieder vor dem Flüßchen
Von hier aus schnaufen wir eine schmale Geröllpiste hoch, es geht über Stock und Stein
zu einer Wiese
Schmetterlingsschwärme in wunderschönen Farben trudeln zwischen den hohen Gräsern
Über den Kamm geht es weiter, dann stehen wir vor Sumpfland. Oje….wo sind wir denn hier gelandet? Ist das wirklich unser Weg?
Einen anderen sehen wir nicht. Hilft ja nix……
Pitsch Patsch in den Matsch….hoffentlich bleibt der „Weg“ jetzt nicht auf Dauer so nass…..
Vielleicht 40 Meter patschen wir durch den Sumpf, sinken teilweise tief ein. Das ist unangenehm, zum Glück haben wir gute Schuhe, die nicht sofort durchsuppen.
Dann stehen wir wieder auf trockenem Boden. Bis zum nächsten Bächle.
Ich entdecke im Gebüsch eine der farbenfrohen Libellen und sie hält lange genug still. Wunderschön!
Freut mich, das ich sie aufs Foto bekommen habe
Und dann stehen wir am anderen Ufer der Laguna Inge – wir haben die Umrundung gefunden. Im Wasser spiegelt sich das Himmelblau, malerisch im Sonnenlicht
Eine Weile halten wir inne, schauen aufs Wasser.
Dann gilt es, wieder auf den Hauptweg zu gelangen. Erstmal hoch zu einem Geröllfeld. Dort irren wir ein bißchen herum, bis wir den Pfad wiederfinden.
Martin ist ein guter Pfadfinder und leitet uns sicher zurück. Und wenn es mitten durch die Zweige geht, er findet den Weg..
Ein schmaler Pfad durchs Wirrwarrkraut, hinunter zu einem der vielen Bäche
Diese Hubbellandschaft ist umwerfend schön
Und Hierba de la culebra kann nicht nur gelb, es gibt die Bubbel auch in rot
Oh, schnell aufholen, hab ich mich etwas bei den Pflanzen vertüdelt…
Unter der Hängebrücke sprudelt das milchige Wasser des Rio Ascencio
Die Brücke ist schaukelig, nur im Seemannsgang zu überqueren. Man kann sie auch noch mehr schaukeln lassen…
Ganz toll! Jetzt ist es richtig wackelig für mich…Vielleicht nicht die beste Idee…..
Der nachfolgende Anstieg raubt uns die vorletzten Kräfte, wir machen nochmal eine Pause
Dann nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff. Noch ein Brücklein, am Resort vorbei, durch den Wald und über die Viehzaunbrücken
In der Ferne glimmt ein roter Hoffnungsschimmer, wir schleppen uns die langweilige Schotterstrasse entlang
Geschafft! Wir sind zuhause!
Glücklich, erschöpft und sehr zufrieden mit unserem Wandertag sinken wir in die Liegestühle.
Heute war ja wirklich alles dabei: Wald, Tundra, Hubbellandschaft, Seen und Flüsse, fantastische Ausblicke auf die Berge. Brücken, keine Brücken, Sumpf und Schmetterlingsschwärme, Wind und kein Wind, was will man mehr?
Apropos Wind: kaum sitzen wir, meldet er sich mit voller Kraft zurück, erbarmungslos vertreibt er uns nach drinnen. Bei diesem wunderbaren Sonnenschein….aber es weht einfach zu kalt
Über die Torres legt sich ein Wolkenhauch
Wir pflegen unsere müden Knochen und backen Rosinenkuchen
12 Kilometer heute, das ist für uns ganz schön viel. Aber jeder Meter, den wir hier wandern, ist ein Genuß
Abendlicht senkt sich über die Gipfel
Der Weg zur Laguna Inge ist wunderschön, ein klasse Wandertag…
Morgen geht´s auf die nächste Tour
Bis dann, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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