Morgens am Rio Pichi Traful. Auf den Grashalmen glitzert noch der Tau. Stolze Andenbussarde schreiten über die Wiese und suchen Futter.
Laute Rufe, 7 oder 8 Bussarde schweben über uns. Mit ihrer Spannweite von bis zu 1,40 Metern sind sie beeindruckend groß
Ein Sommertag. Der Himmel strahlend blau, ein laues Lüftchen, natürlich nutzen wir die Gelegenheit und bleiben genau hier stehen.
Fasziniert beobachten wir einen Fliegenfischer
Direkt am Ufer parken Mirta und Carlos, die den ganzen Sommer hier verbringen. Wir winken uns zu.
Bronzekiebitze stelzen über die Wiesen, kommen neugierig ganz nah an uns heran. Die roten Augen sind krass.
Ich teste die Wassertemperatur im Fluss. Ein Untergrund aus glitschigen Steinen, ruckzuck frieren die Knöchel ein, so eisig ist das Wasser. Kein Badevergnügen hier.
Martin repariert das Vorderlicht
Glüht wieder!
Wenige Kilometer entfernt beginnt ein Wanderweg zu einem schönen Wasserfall.
„Hast du Lust zu wandern?“ fragt Martin.
„Eher nicht, ehrlich gesagt.“
„Oh, gut!“
Am Nachmittag ein Match de Petanque, das ich mit 10:4 verliere!! Welch eine Schmach!
Es ist viel zu warm für ein Lagerfeuer, das wird heute wieder nix.
Tausende Mücken versammeln sich zum Tanz vor ihrem blutigen Abendbrot.
Völlig vertieft in ihr Ballett, vergessen sie, uns zu pieksen.
So können wir ungestört draußen sein und genießen
Und das tun wir, bis spät in den Abend
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Guten Morgen!
Wir haben beide keine Lust zu fahren. Ab Mittag regnet es. Faul lungern wir auf den Sofas herum, schauen Videos, schreiben unseren Lieben und backen Brot. Ein paar Pferde kommen vorbei.
Sonst nichts heute.
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Guten Morgen! Es schüttet wie aus Eimern. Saukalt, 9°C. Krasser Unterschied zu vorgestern.
Im strömenden Regen versucht Martin, das nasse Feuerholz auf dem Dach zu verstauen,
aber irgendwie will es nicht sicher halten. Der Sack landet schließlich im Beifahrerfußraum. Nicht so bequem, aber das geht schon.
Es wird ein Fahrtag. Im Fahrerhaus bläst die Heizung. Wir haben einfach Wetterpech mit dem Nahuel Huapi Nationalpark.
Diese Wälder werden wir ein andermal erwandern.
Der Rio Pichi Traful steigt schnell an, Mirta und Carlos haben sich auch schon verzogen.
Die Berggipfel wolkenverhangen, in den Cabanas wird geheizt.
San Martin de los Andes ist ein schmuckes Städtchen mit großen, schicken Häusern, ganz anders als die Städte und Häuser weiter südlich. Hier wird nichts aus Fundstücken zusammengedengelt.
Selbst der Regen kann einen Argentinier nicht vom grillen abhalten
Und genauso plötzlich, wie wir in den Wald hineingeraten sind, sind wir wieder raus aus dem Wald und zurück in der Prärie
Die Wolken haben sich ausgeweint, das schöne Wetter kommt zurück. Ein Schwarm Geier kümmert sich um die Reste eines toten Tieres.
Wir nehmen die alte, etwas brüchige Brücke, denn die neue führt nicht in unsere Richtung.
Ein dunkler Zackenkranz begleitet unseren Weg für eine Weile, dann sausen wir wieder durch endlose Weite.
Jeder Punkt am Horizont erfreut die Augen, jede Abwechslung ist willkommen.
Aufkommender Sturmwind jagt Staubwolken über die Piste und biegt die Bäume. Unser Dachgepäckträger pfeift ein nervtötendes Lied dazu…..Seit 6 Stunden sind wir unterwegs, Zeit für Feierabend. Vor uns liegt Zapala im Staubnebel, dort hoffen wir auf einen Übernachtungsplatz.
Müll und Sand weht über die Strassen, die Ampeln wippen im Wind. Radfahrer steigen ab und schieben, der Gegenwind ist zu stark.
Zapala wirkt reizlos oder sagen wir es ruhig: es ist ziemlich häßlich. Aber wir sind nicht wählerisch. Neben einer YPF – Tankstelle finden wir einen geschützten Platz hinter Bäumen.
Als der Wind überraschend nachlässt, fordere ich Martin zu einer Revanche.
Und kann meine Schlappe vom letzten Spiel wieder ausgleichen. 10:5 diesmal für mich.
Die Augen voller Staub verziehen wir uns bald nach drinnen. Feierabend.
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Hundegebell in der Nacht, das haben wir lange nicht gehört.
Kein Wind und Sonnenschein, der Holzsack kommt aufs Dach mit Extragurten.
Auf der Hauptstrasse findet ein Marathon statt, fast nur Läuferinnen und viele in Rosa.
Vielleicht ein Lauf für Frauenrechte?
Martin hat gestern eine schöne Wanderung zu den Cascadas del Agrio ausbaldowert. Vier Wasserfälle am Lago Caviahue, etwas abseits unserer eigentlichen Route. Gerne zweigen wir wieder ab von der R40, denn die ist und bleibt ziemlich langweilig.
Stattdessen diese schöne Strecke entlang des Rio Agrio. Zweidreimal entdecken wir Zufahrten zum Fluß, schnell werden sie in der Karte markiert.
In die Felsen sind unzählige Schreine gegraben, zu Ehren von San Sebastian, dem Schutzpatron der Brunnen.
Am Wiesengrün erkennt man genau, wo Wasser den Berg hinunterfliesst
Vereinzelt liegen kleine Farmen, ein großer Unterschied zu den Mega-Estancias im Süden
Der erste Blick auf den Volcano Copahue
Wir befinden uns auf Mapuche – Land. Es erinnert uns an Georgien
Das Südufer des Lago Caviahue, wunderschön! Wir sehen unsere ersten Araukarien in freier Wildbahn. Kein Vergleich zu den armen Dingern in deutschen Vorgärten.
Im Ort Caviahue kreuzen wir einmal von links nach rechts und wieder zurück. Die Stadt wirbt eifrig um Touristen, wir hatten schlimmste Vorstellungen von Menschenmassen. Aber es ist völlig leer hier.
Alle Läden sind geschlossen, wohl noch keine Saison. Keiner da, außer in der Touri – Info.
Der junge Mann freut sich so über unseren Besuch. Endlich was zu tun! Wir bekommen eine ausführliche Wanderwegerklärung zu den Wasserfällen, das Skigebiet in der Nähe wird gepriesen und wir dürfen uns Sticker aussuchen. Super nett!
Der Wanderparkplatz ist gleich um die Ecke.
Wasser und Äpfel in den Rucksack, Wanderstiefel an und los geht´s!
Man könnte auch mit dem Auto hinauffahren, aber wir laufen lieber.
Für uns das erste Mal in einem Araukarienwald.
Majestätische Bäume. Mächtige Krallen verankern die Stämme im Boden
Sprößlinge treiben aus den Wurzeln, quellen zwischen der Rinde hervor. Die Blätter spitz und scharfkantig wie Messer.
Die Borke knorrig, wie ein Dinosaurierpanzer
Bald sehen wir den ersten Wasserfall, Cascada de Basaltos.
Noch etwas weiter hinauf stehen wir auf glänzendem Basaltparkett.
Von hier hat man einen wunderschönen Blick ins Tal
Gegenüber stehen und liegen Basaltsäulen
Der zweite Wasserfall. Wunderschön fällt das Wasser über die Felsen hinab, Cabellera de la Virgen, Jungfrauhaar.
Entlang des Wasserfalls geht es weiter hinauf durch den Wald
Über Wurzeln und Steine
erreichen wir die Cascadas de la Culebra – Moment! Hierbas de la Culebra kennen wir doch: das Wirrwarrkraut.
Ist das der Wirrwarrwasserfall?
Culebra bedeutet auch Schlange, so recht will sich der Name nicht erschließen…
Man kann hinunterklettern auf einen kleinen schwarzen Sandstrand.
Gischt sprüht mir ins Gesicht. Unglaublich, diese Wassermassen…
Der Blick über den Rio talabwärts
Testen wir doch mal die Wassertemperatur
Kalt! Eiskalt!
Ganz bestimmt kein Badetümpel….
Ich mach mich wieder auf den Weg zu Martin, nach oben
An einem umgestürzten Baumriesen bestaunen wir die Größe und Knorrigkeit
Halt! Da bewegt sich was…..
Minilurche lugen aus den Spalten und sonnen sich
Wir wandern weiter, zu den Cascadas del Gigante
Das werden sie wohl nicht sein…..
Immer wieder stecken Basaltsäulen im Boden.
Über eine rumpelige Piste hätten wir bis zu diesem Parkplatz auch hochfahren können.
Aber dann hätten wir ja die schöne Wanderung vollkommen verpasst.
Es geht über einen Steg, zwischen den Bäumen schimmert die Schneekuppe des Volcano Copahue.
Wir hören sie schon rauschen, die Cascada del Gigante
Etwas verwundert schauen wir auf den Wasserfall….
Sehr, sehr schön, aber Gigante???
Nun denn, schön isser ja.
Wir machen erstmal Pause
Mit Gigante – Blick
Für den Rückweg wählen wir einen Pfad am Wasser.
Diese Bäume, geheimnisvolle Urzeitwesen
Die frischen Triebe in ihrer stachelbewehrten Rüstung, wie Kakteen
Auf dem Boden liegen wuschelige Bälle, die Baumfrüchte
Vertrocknetete Stachelplättchen knirschen bei jedem Schritt unter unseren Sohlen
Begleitet vom Rauschen des Rio Agrio spazieren wir den Hang hinunter, freuen uns über die wunderbare Landschaft
Treffen noch einmal ein paar Minilurche
Bewundern im Vorbeigehen noch einmal das fließende Jungfrauhaar.
Bald sichten wir Rappelkiste.
Um die zwei Stunden waren wir unterwegs, inklusive der Pause und 100 Fotostops. Eine sehr schöne Wanderung. Und das Wetter meint es heute so gut mit uns. Sommer ohne Wind!!
Wir fahren runter zum See, dort haben wir bei der Hinfahrt schon mehrere gute Plätze gesichtet. Mit Blick auf den Volcano sitzen wir in der Sonne und freuen uns über diesen wunderschönen Tag.
Und über einen phänomenalen Sonnenuntergang
Gerade als wir uns zum Abendessen setzen wollen, klopft es an der Tür.
Draußen stehen zwei junge Argentinier. Sie haben ihren Wagen im Kiesstrand versenkt, ob wir sie rausziehen können?
Klar! In Windeseile räumen wir zusammen und manovrieren Rappelkiste in Abschleppposition. Fünf Jungs schauen gebannt zu, natürlich haben sie kein Abschleppseil, auch da können wir helfen. Alle bemühen sich, mit anzupacken, sie sind alle sehr nett. Und erleichtert, das wir kommen.
Einer spricht etwas englisch, wir bringen unser Minispanisch an, es wird sehr lustig.
Rappel zieht den Wagen aus dem Kies als wäre es ein Spielzeugauto. Das merkt sie garnicht.
Die Jungs wollen uns unbedingt irgendetwas für die Rausziehaktion geben.
„No, no, no! Un placer!“ wehren wir ab. Es war uns ein Vergnügen.
Wir tauschen Insta – Adressen, „Adios!“ und fahren zurück zu unserem Platz.
Jetzt aber mal was essen……
Liebe Grüße, bis morgen!
Julia & Martin
und fünf glückliche Jungs
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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