Antarktis – Ein Tag auf See. Klingt langweilig? Mitnichten! 23.12.2024

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Weiße Gischt schäumt vor den Fenstern.

Wir sind auf offener See, auf dem Weg zu den Islas Malvinas – den Falklandinseln.

Auf einem Tischchen steht eine Kaffeemaschine und ein Wasserkocher. Agosto hat die bereitliegenden Kaffeetütchen schon ausgetauscht, wir haben uns Kaffee ohne Koffein gewünscht.

Obendrein eine unserer Lieblingssorten! ( Entschuldigung für die Werbung…)

Gemütlich vom Sofa aus lassen sich Kapsturmvögel beobachten

Petrel Gigantes

und Albatross

Fast berühren die Flügelspitzen die Wasseroberfläche. Dicht über den Wellen segelnd hoffen die Vögel auf Beute. Sie können Fische riechen.

Hunderte Kilometer weit gibt es kein Land, außer zur Brutzeit leben sie immer auf See.

Um 9Uhr30 haben wir die nächste Veranstaltung. Also los, auf zum Frühstück!

Es gibt einfach alles: Müsli, Nüsse, Bircher, Joghurt, Früchte, verschiedene Brote und Brötchen, Gurke, Tomate, frisch gepresste Säfte nach Belieben, Käse, Wurst und Avocado. Das ist nur die kalte Abteilung. Als warmes Frühstück gibt es Rühreier, Bacon, Würstchen, Fisch, Hashbrowns, Pancakes. Wer kein Rührei möchte, lässt sich die Eier seiner Wahl zubereiten, gekocht, Spiegelei oder Eggs Benedict. Alles ist möglich. Erstaunlich, wieviele Leute sich bei dieser Auswahl ausgerechnet warmen Haferbrei zum Frühstück nehmen.

Ganz schön schwer, die Teller nicht völlig zu überladen.

Gerade fertig mit dem Frühstück, kommt eine Durchsage von Brandon: „Goooood morning, Ladies and Gentlemen, gooood morning! The captain announced, that we have dolphins at the bow of the ship!“ Delfine tummeln sich vor dem Bug. Das Schiff verlangsamt die Fahrt. Ich renne los.

Es sind Stundenglasdelfine. Links, rechts, immer um den Bug herum und unter dem Schiff hindurch, sie prusten laut. Ich stehe im Regen und hab furchtbar Angst, daß mir das Telefon ins Wasser plumpst. Ziemlich kalt, ganz schnell hole ich meine Jacke. Aber es gibt gar keinen Grund zur Eile. Die Delfine haben offensichtlich einen Mordsspaß und tummeln sich eine ganze Weile ums Schiff.

 

Irgendwann drehen sie dann doch wieder ab, genug gespielt, innerhalb von Sekunden – verschwunden im Meer. Die Diana nimmt ihre Fahrt wieder auf.

 

An der Rezeption fragen wir, ob es möglich ist, den Maschinenraum zu besichtigen. Ah….eigentlich nicht, aber sie fragen mal beim Maschinenchef nach, ob er eine Führung machen will. Sie geben uns dann Bescheid.

Auf Deck 7 beginnt gleich die Falkland – Einführungsveranstaltung, wir eilen nach oben.

Vormittags werden wir zuerst Kidney Cove und dann Pebble Island ansteuern. Nachmittags ist Port Stanley geplant, es gibt drei Ausflugsoptionen. Wir entscheiden uns für „Stanley Highlights“, einen Streifzug durch die Stadt mit Busrundfahrt. Schön gemütlich und bequem. Auf die Wanderung und vor allem die Lesung von Mensun Bound verzichten wir. Er hat eine Tauchfahrt zur Endurance gemacht und darüber geschrieben. Die Lesung kostet 90$ extra – ohne das Buch, das darf man dann anschließend käuflich erwerben. Der Autor überspannt hier wohl etwas den Bogen, finden wir.

Brandon ist noch nicht ganz am Ende seiner Ankündigungen, da ruft jemand laut: „Whales!“ Alle springen blitzartig von den Sofas und stürzen zu den Fenstern. Zu sehen sind zwei Finnen und zwei Blasfontänen. Immerhin.

Heute ist ein voller Tag auf See. Der Pool dampft und schlägt Wellen. Es ist ziemlich kalt draußen und neblig.

Irgendwo soll doch auch ein Whirlpool sein?

Ja, auf Deck 8

Ein bißchen Pause, dann müssen wir schon wieder runter auf Deck 3, zum Basecamp. Gummistiefelanprobe. Antarktistaugliche, feste Gummistiefel, in denen man erstaunlich gut laufen kann.

Anschließend wird Lunch serviert. Ich hole mir dreimal Nachtisch, muss ich gestehen. Volles Programm.

14 Uhr, ab zum Zodiak Briefing. Eine verpflichtende Veranstaltung, eintragen in die Anwesenheitsliste.

Richard, der Leiter des Expeditionsteams, erklärt die Boote, wie wir rein- und rauskommen und was wir machen, wenn wir oder der Bootsführer über Bord geht.

Anschließend holen wir die Ferngläser und gehen zum Pooldeck zur Wildlifebeobachtung. Dmitri ist der wissenschaftliche Begleiter, er erklärt, welche Vögel wir sehen.

Den Nachmittagstee lassen wir ausfallen, etwas erschöpft ziehen wir uns in die Kabine zurück.

Was hat uns Agosto denn da aufs Bett gelegt?

Nun sind wir perfekt ausgestattet. Weihnachten kann kommen.

 

Um 18 Uhr ist „Captains Welcome Reception“mit Champagnerempfang. Die Kellner gehen herum und bieten kleine Häppchen an.

Ein paar Gäste haben sich in Schale geworfen. Die meisten – so wie wir -nicht.

Zur Titelmusik von „Piraten der Karibik“ betritt Kapitän Strømnes die Bühne. Er stellt seine Offiziere vor. Erster und zweiter Offizier, Hotelchef, Personalchefin, Ärztin, Chefingenieur, Restaurantchef, Maschinenraumchef, Chefkoch und so weiter.

Insgesamt kümmern sich 120 Menschen um unser Wohlbefinden.

Eine kurze, launige Rede, dann ein herzhaftes „SKOL!“ Wir prosten uns zu.

Brandon kündigt eine Planänderung an: Kidney Cove wird gestrichen. Die Farmerfamilie, denen das Land dort gehört, haben ihm von extremem Wind berichtet, ein Anlanden mit den Zodiaks ist nicht möglich.

Wir werden stattdessen Rabbit Cove ansteuern, das etwas geschützter liegt. Aufregend, unsere erste Zodiaktour!

Das sind die Pläne für morgen, wir sind in Team Green. Die Lesung hat nicht die erforderliche Teilnehmerzahl erreicht  ( wen wundert´s? )

Es gibt noch Informationen zu Falkland-Pounds, die außerhalb der Falklandinseln nur als Souvenir taugen und Abfahrtszeiten des Shuttles in die Stadt und zurück. Klingt alles prima.

Dmitri erklärt uns noch kurz etwas über die Wale, die wir heute mehr oder weniger gesehen haben. Es waren Grindwale.

Danach stürmen alle zum Dinner. Wir lassen uns Zeit, setzen uns an die Bar und genießen weißen Port als Aperitif.

An der Theke lehnen gemütlich der Captain und sein erster Offizier. „Und wer ist jetzt auf der Brücke?“ fragen wir. Achselzucken beim Captain und seinem Offizier, beide lachen sich kaputt….

Gegen 20 Uhr sind wir auch im Restaurant. Oha! Alles besetzt. Schon kommt der Resaturantchef und nimmt sich unserer an. Bald ist ein schöner Tisch für uns gefunden. Es gibt heute kein Buffet, sondern ein Fünf-Gänge-Menü à la carte. Damit haben wir nicht gerechnet. Wir sind halt Kreuzfahrt-Neulinge.

Vom Feinsten!

Martin wählt als Vorspeise frische Pilze in köstlicher Sauce, serviert in einem kleinen Brötchen. Für mich gibt es Wasabigarnelen. Perfekt abgestimmt, Wasabi nicht zu wenig, nicht zuviel, fantastisch!

Die Suppe lassen wir ausfallen, sonst wird es vielleicht alles zuviel.

Als nächstes ein Avocado-Quinoasalat mit einem Rote-Bete-Netz

Wunderschön angerichtet. Und sehr gut.

Wir wählen Scholle als Hauptgang. Mit Kapern, Zitronenchili und einer kleinen Petersilienkartoffel.

Ein Gedicht! Der Fisch auf den Punkt! Das Zitronenchili einfach großartig!

Zwischen den Gängen lässt man uns Zeit zu pausieren, nachzuschmecken und zu genießen. Die Kellner sausen herum, ohne Hektik zu verbreiten. Sehr freundlich, sehr aufmerksam, alles im Blick. Absolute Profis. Und sie sprechen uns mit Namen an. Bewundernswert, wir sind 160 Leute und erst etwas mehr als 24 Stunden an Bord. Und schon haben sie sich unsere Namen eingeprägt. Top geschult.

Kommen wir zum Dessert:

Martin entscheidet sich für eine Obstauswahl, ich wähle Chocolate-Cheesecake.

Sooo gut! Grandios, dieses Menü. Die Portionen genau richtig. Wir sind angenehm satt ohne zu platzen.

Mit dem Aufzug geht wieder hinauf auf Deck 7, zur Clublounge.

Den Abend beschließen wir bei Emilios Klavierklängen und noch etwas von dem guten Rotwein. Auf dem großen Bildschirm knistert das Weihnachtskaminfeuer

Gegen 23 Uhr ziehen wir uns zurück in unsere Kabine.

Rundum glücklich und sehr zufrieden

Agosto hat alles wieder so schön hergerichtet

und Schokolädchen bereitgestellt.

Ein ganzer Tag auf See. Kurz hatten wir gedacht: „Was machen wir da so den ganzen Tag auf dem Schiff?“

Jetzt wissen wir´s. Nonstop waren wir beschäftigt, keine Zeit für Langeweile.

Ganz große Klasse!

Liebe Grüße! Bis morgen!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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