Guten Morgen!
Wieder schönstes Wetter in El Chaltén.
Was machen wir heute?
Ein paar schöne Wanderwege warten noch auf uns…
Och nö, heute ist Wanderpause.
Dann sollten wir eine Runde Handwäsche machen, am Platz gibt es Wasser. Und Büroarbeit gäbe es auch.
Hat da jemand Lust drauf?
Nein!
Wir sind lieber nicht so vernünftig. Stattdessen werden wir El Chaltén Adios sagen und zum Perito Moreno Nationalpark fahren.
Auf dem Aussichtspunkt halten wir nochmal für einen Blick zurück.
Kaum aus dem geschützten Kessel hinaus, umarmt uns der Wind wieder.
Adios El Chaltén und Fitz Roy. Wenn es irgendwie geht, kommen wir wieder.
Zuviele Wege wollen noch erwandert werden.
Noch über viele Kilometer sehen wir den Fitz Roy im Rückspiegel.
120 Kilometer später erreichen wir die Tankstelle bei Tres Lagos. Wir tanken nur 100 Liter nach, denn sie haben nur den sehr teuren Premiumdiesel. Den braucht Rappelkiste nicht zwingend. Die ist da sehr anspruchslos und bescheiden.
Unerbittlich fegt der Wind über die Pampa, der einsame Radfahrer lehnt sich tapfer dagegen
Am Wegrand liegen große Findlinge, manche sind zu Kunstwerken aufgeschichtet. Sieht so aus, als hätten die Strassenbauer mit ihrem Bagger eine kreative Phase ausgelebt.
Ohje, da ist es vorbei mit dem Dahinsausen….
Schotter und fester Lehm für die nächsten 90 Kilometer bremsen unsere rasante Fahrt
Direkt vor uns trippelt ein Pichi, ein Gürteltier, über die Piste. Ich suche es am Wegrand, es hat sich ganz klein gemacht und unter einem Busch versteckt
Im Rückspiegel sehe ich, daß ein Spanngurt an der fast reparierten Stauklappe flattert.
Gerissen.
Spanngurte kann man nie genug dabei haben. Der Wind will mithelfen und lässt Martins Mütze und das Gurtband fliegen
Eine Nandufamilie tut uns den Gefallen und rennt nicht sofort los.
Die Strecke ist wunderschön, türkisblaue Seen, goldgelbes Grasland, der Himmel so weit und blau.
Viele Guanakos, die meisten sehr lebendig, doch wir sehen auch ein paar tot überm Zaun hängen.
90 Kilometer Schotter geschafft, wieder Asphalt unter den Reifen, huiiiiii…..ab geht die wilde Fahrt!
Bei Gobernador Gregorio wollen wir Feierabend machen. Der erste Platz am Fluß wäre nett, aber es ist Wochenende und wir können uns ausmalen, was hier nachts los ist.
Die Stadt ist sehr still, wirkt beinahe ausgstorben, so leblos wie ihr Name….
Nachts ist das parken von Womos in den öffentlichen Strassen verboten.
Wird dieser Ort denn wirklich derart von Womos frequentiert? Kaum vorstellbar…..
Nach einem Einkauf entscheiden wir uns für den YPF Parkplatz. Schlicht und praktisch.
Gute Nacht!
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Etwas BOOMBOOM Musik, sonst alles ruhig.
Martin guckt morgens noch Ski-WM, dann stellen wir uns in die Schlange vor den Zapfsäulen und machen schließlich alle Tanks voll.
Ein Fahrtag.
Braunschlammige Seen, von Flüssen durchzogene Wiesen, Pampa weit und windig, eine wie immer endlos wirkende Strasse
Hier wäre ein ganz netter Stellplatz am Fluss.
Guanakos in Seelenruhe. Nach zwei Stunden Fahrt der Abzweig zum Perito Moreno Nationalplark
90 Kilometer Rüttelpiste. Ein Rudel Füchse trinkt aus einer großen Pfütze und schaut interessiert auf. Als wir eine Pause machen wollen, können wir die Tür nicht öffnen. Unser steter Begleiter, der Wind, drückt von außen dagegen und hält sie zu. Dieser Lump!
Ein gewaltiger Gipfel schaut kurz aus den Wolken
Granitberge auf der Erde und Wolkengebirge am Himmel
Wir passieren das Gatter zum Nationalpark Perito Moreno.
Der Park wurde uns gepriesen als „Ein Juwel unter den Nationalparks! Türkisblaue See, rosa Flamingos, schneebedeckte Gipfel, das alles erwartet euch im Park. Und noch kaum besucht, ziemlich unbekannt!“
Wir sind sehr gespannt.
Die Landschaft ist wirklich beeindruckend. Die Steppe, die Berge… im Zusammenspiel mit den fantastischen Wolken entsteht ein grandioses Bild.
Bei der Rangerstation müssen wir uns registrieren. Der Perito Moreno Nationalpark kostet momentan noch keinen Eintritt, das soll sich nächstes Jahr ändern. Man munkelt von 45,-€ pro Tag, hoffentlich bleibt das ein Gerücht.
Die Anmeldung im Park ist sehr ausführlich: Adresse, Notfallnummern, das übliche.
Aber dann: „Habt ihr ein Erste-Hilfe-Kit dabei? Eine Taschenlampe? Auf einer Skala von 1 bis 10, als wie wandererfahren würdet ihr euch bezeichnen? Seid ihr verheiratet?“ Ähh, wie bitte? Wir wollen doch nur ein paar Tage wandern gehen….
Die Befragung dauert etwa eine halbe Stunde, wir versichern mehrfach, daß wir keine Hütte brauchen. Dann sollen wir exakt angeben, wie lange wir an welchem Platz und auf welchem Weg sein werden. Ähhh, leicht überfordert….hängt von Wetter und Tagesform ab….
Die eifrige Mitarbeiterin zeigt uns eine Karte, wir entscheiden uns für die Peninsula Belgrano als erste Wanderung.
„Wenn ihr später von der Route abweicht, die ihr jetzt angebt, müsst ihr hier kurz Bescheid geben. Safety Reasons.“
Ein paar Wege sind momentan gesperrt, schade, genau die wären wir gerne gegangen. Nun gut…
Als nächstes geht es zur Desinfektionsstation, wo wir unsere Wanderschuhe abschrubben. Das soll verhindern, das sich Alga Didymos im Park ausbreitet. Eine Süßwasseralge, die auch den schönen Namen „Steinrotz“ trägt.
Zurück beim Steyr entdeckt Martin, das wir die Abdeckung von den Bremsflüssigkeitsbehältern verloren haben. Verdammt.
Vielleicht finden wir sie auf dem Rückweg aus dem Park wieder, so hoffen wir.
10 Rumpelkilometer durch eine fantastische Landschaft sind es bis zum Lago Belgrano, unserem ersten Übernachtungsplatz.
Wir passieren etliche Seen, die alle erschreckend wenig Wasser haben.
Seit mehreren Jahren hat es hier nicht mehr ausreichend geregnet. Einige Seen sind komplett ausgetrocknet.
Die Sonne findet eine Wolkenlücke und beleuchtet bunte Berge
Lago Belgrano, wunderschön mit türkisfarbenen Streifen
Auf dem Parkplatz am Ufer stehen schon drei Womos, von monstergroß bis bescheiden klein. Die Aussicht über den See ist traumhaft schön. Wir stehen noch etwas draußen, schön warm eingemummelt, es ist saukalt und der Wind schneidend.
Unsere Nachbarn aus Freiburg kommen dazu. Sie haben Redebedarf und quatschen uns in Grund und Boden. Entschuldigung, aber genauso war es nunmal….
Das Licht über dem See ist phänomenal
Doch die dunklen Wolkenwände verheißen kein gutes Wanderwetter
Die Heizung bullert, es ist warm und gemütlich bei uns.
Wir müssen abwarten, wie es morgen mit dem Wetter ist.
Liebe Grüße, bis dann!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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