Feuerland, wir kommen!
Langsam rollt die Rappelkiste vorwärts, auf die Fähre nach Tierra del Fuego.
„Guten Tag! “ sagt der Einweiser auf deutsch. „Bitte“, er hält mir die Tür auf. Dankeschön!
Ein Motorradfahrer mit Münchner Kennzeichen parkt hinter uns. Ein Amerikaner, der lange in München gelebt hat. „Wie ist es so mit dem Motorrad in dem Wind?“ fragen wir. „Furchtbar“ sagt er. „Und kalt, immer nur kalt.“
Vor uns liegt die Magellanstrasse. 1520 hat Magellan diese Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik gefunden.
Vor 504 Jahren.
Wir legen ab.
Da steht Rappel inmitten ihrer Artgenossen. 34000 Pesos kostet die Überfahrt, ca 34,-€
Wir sind so aufgeregt und glücklich!
Irgendwann mal Feuerland zu sehen, ist ein langgehegter, ganz großer Traum von uns.
So sieht die berühmte Magellanstrasse aus. Rechts Festland Chile, links Feuerland, auch Chile
Die Überfahrt dauert ungefähr eine halbe Stunde. Es schwankt ganz schön.
Ankunft auf der Insel. Tierra del Fuego, wir sind da.
Bis Cerro Sombrero, etwa 35 Kilometer, sausen wir heute noch durch. Welliges Grasland, auf dem sich überall Magellangänsepaare niedergelassen haben.
Das Centro Artesanal in Cerro Sombrero begrüßt uns weihnachtlich geschmückt, langsam rollen wir die Dorfstrasse hinab
zu einem Parkplatz an einem kleinen Bach.
Angekommen!
Zuerst ist das Wetter noch kalt und grau, dann leuchtet abends plötzlich die Sonne auf.
Ein schöner Platz.
Feuerland, wir sind wirklich hier. Einer unserer ganz großen Träume ist wahr geworden.
Zur Feier des Tages gönnen wir uns einen Profugo. Prost! Auf Feuerland!
Unsere erste Nacht auf der Insel.
Zweiter Advent.
Morgens um halb fünf. Man hört nur das Rauschen des Baches und die ersten Vogelstimmen.
Wir bleiben heute stehen. Und genießen das Sonnenwetter.
Am Himmel schwebt ein Ufo.
Genug Sonne getankt, einen leichten Sonnenbrand eingefangen. Mist.
Wir machen einen Stadtrundgang. Was gibt es denn so zu sehen in Cerro Sombrero? Zuerst vorbei am Hostal Primavera, das recht schlicht daherkommt.
Vor dem Centro Artesanal befinden sich Baños Publicos. Wir schauen mal rein. Blitzsauber und kuschelig warm. Das ist ja toll!
Ein Backpacker hockt im Flur auf dem Boden, nutzt das freie WLan und wärmt sich auf.
Schöne Häuser säumen die Hauptstrasse.
Blumen! Bäume! Gepflegte Gärten! Die Fassaden sehen aus wie aus Holz, sind aber aus Blech. Die Fenster öffnen nach außen.
Die Kirche wie ein Zelt.
Wunderschöner Mohn
Vom Wind frisierte Bäume
Ein Kino in schmucken Farben
Die Stadthalle ? hat bessere Zeiten gesehen
In einem kleinen Laden kaufen wir drei Möhren. Es gäbe noch Kartoffeln und Zwiebeln. Und sehr viele Fertiggerichte. Das Kartenlesegerät ist kaputt. Wir haben keine Chile Pesos. Nach langem Zögern nimmt der Verkäufer Argentinien Pesos.
Das Hostal Cruz del Sur ist etwas moderner als das Primavera.
Treppenstufen führen hinab zum Flüßchen. Aus einem der Gewächshäuser schallt laute Salsamusik.
Ein überraschend hübsches Städtchen. Unten am Fluß blühen Löwenzahn, Lupinen und Phlox.
Lange nicht mehr so eine Blütenpracht gesehen.
Der Ruhetag tut uns gut. Nach den vielen Kilometern der letzten Wochen werden wir langsam fahrmüde.
Zurück zu Rappel. Es wird kühl.
Ein Fuchs pirscht durchs Gras am anderen Ufer. Vorsichtig, sich immer wieder umschauend, witternd, schleicht er zum Wasser und trinkt.
Alles ruhig, nur das Plätschern des Baches ist zu hören.
Gute Nacht!
Chile und Argentinien teilen sich die Insel Tierra del Fuego. Von Cerro Sombrero sind es ca 120 Kilometer zur argentinischen Grenze. Um nach Ushuaia zu fahren, müssen wir wieder nach Argentinien einreisen.
Das machen wir heute.
Natürlich nutzen wir zuallererst die warmen Duschen in den Baños Publicos.
So angenehm! Und ganz für uns allein.
Vorher –> nachher
Alles frisch, jetzt geht´s los.
Elegant und als wäre es nichts, springen die Guanakos über die Drahtzäune.
Manchmal geht das aber auch schief, wir haben schon viele halb bis völlig verweste Guanakos in den Zäunen hängen sehen. Schlimm ist es auch, wenn alle losspurten und die Babynakos mit Volltempo in die Zäune rennen, weil sie natürlich noch nicht darüberspringen können.
Die Fahrt wird zum Genuß: man beachte die kurvige Strassenführung, ein echtes Vergnügen nach dem wochenlangen Geradeaus!
Rotes Heidekraut, Wasserläufe durchziehen das Grasland, viele Magellangänsepaare auf den Wiesen. Die grünen Hügel, es ist traumhaft schön in Feuerland. Wir sind begeistert!
Hunderte dickwollige Schafe
Eine getüpfelte Strasse, ein Milchsee und Kurven!
Einer weicht nicht von unserer Seite. Unser ständiger Begleiter: der stramme Wind.
Tür festhalten!
Mittags erreichen wir den Grenzposten. Ausreise Chile.
Migracion: Pässe – Ausreisestempel – Bämm!
Aduana: Steyr Tip. Die Finger der Beamtin fliegen über die Computertasten, blitzschnell füllt sie das Formular aus. Klacker, klacker, klacker, Adios! Huch?! So schnell? Höchstens fünf Minuten. Äh, Adios!
Jetzt fahren wir 15 Kilometer bis zum argentinischen Grenzposten.
Diese 15 Kilometer haben es in sich. Niemand fühlt sich für diese Strasse zuständig.
Der Grenzposten, Einreise Argentinien.
Ein Weihnachtsbaum blinkt in der Ecke. Der Kalender steht auf vorgestern. Migracion ist schnell erledigt. Das Ausstellen der Fahrzeugtips dauert etwas länger, viel Tipperei. Alle sind sehr freundlich.
Als nächstes zur SAG – Lebensmittelkontrolle. Mit Spürhund. Ojeh….
Aber der Mann hat kein Interesse an uns, der Spürhund pennt, wir werden durchgewunken. Jippieh!
Keine halbe Stunde und wir sind wieder nach Argentinien eingereist.
Bienvenido!
85 Kilometer sind es bis Rio Grande. Wir düsen drauflos, mitten hinein in eine Regenfront.
Und dann leuchtet das Bremsenwarnlicht auf. Im dritten Kreislauf verlieren wir Luft. Schiete!
Wir halten. Warten. Es gießt in Strömen, Martin möchte sich verständlicherweise jetzt nicht unters Auto legen. Nach drei Minuten geht das Licht aus. Wir fahren weiter. Vier Kilometern später leuchtet das Lämpchen wieder auf. Stop. Warten. Lämpchen aus. Weiter, vier Kilometer, Lämpchen an. Stop. Der schlimmste Regen ist vorbei, Martin robbt unters Auto und horcht. Kein Zischen zu hören. Lämpchen aus. Weiter. Dasselbe Spiel noch zweimal von vorn. Danach passiert es nicht mehr. Eigenartiges Phänomen.
Ankunft in Rio Grande. Eine häßliche Stadt. Kann man, glaube ich, so sagen.
Auf dem Carrefourparkplatz entdeckt Martin, daß das Scharnier einer Staubox geschreddert ist. Die Ladung quillt heraus.
Na bravo!
Nach dem Einkauf suchen wir einen Platz zum übernachten.
Schwierig.
Nach einigem Hin und Her stehen wir auf einem Schotterplatz am Meer. Nicht schön, aber geht.
Regen tröpfelt auf´s Dach. Feierabend.
Kein Regen am nächsten Tag. Wir bleiben heute. Martin sucht das Druckluftleck. Mein Sitz verliert seit ein paar Tagen Luft, Martin baut ihn aus. Findet kein Leck. Dafür findet er später einen kaputten Schlauch von der Handbremse, aber das kann es eigentlich nicht sein. Er tauscht ihn aus. Das geschrottete Scharnier ersetzt er duch einen Extraspanngurt, hält erstmal die Klappe.
Aber eine Ursache für das Bremsenwarnlämpchen findet er nicht.
Carola und Roland, die wir im Hafen von Montevideo kennengelernt haben, sind auch in Rio Grande, in einer Autowerkstatt. Sie kommen nachher runter zu uns.
Wir freuen uns sehr, die beiden wiederzutreffen. Es gibt viel zu erzählen, die Zeit vergeht im Flug.
Der Sonnenuntergang ist eine Symphonie in rosa
Gute Nacht!
Morgens verabschieden sich Carola und Roland schon wieder, sie müssen zurück zur Werkstatt.
Wir sehen uns in Ushuaia!
Auch wir verlassen unseren Schotterplatz.
Im Anonima Supermarket finden wir knackigen Salat! Salat! Knackig! Und Kirschen! Egal, was kost, wir kaufen welche.
Und dann raus aus Rio Grande. Seltsame Stadt.
Weiter nach Süden
Liebe Grüße, bis nachher!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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