Ein wundervoller Morgen am Rio Serrano. Klare Luft und klare Sicht auf die Torres del Paine.
Es fällt uns nicht ganz leicht, uns von diesem Uferplatz zu verabschieden. Aber heute ist bestes Wanderwetter, wir fahren in den Nationalpark.
Rappelkiste ist startklar, Martin schließt die Tür
Über die Wiese holpern wir zurück zum Dorf.
Hui, dieser Kerl bringt aber einiges auf die Waage.
Der wird sich doch hoffentlich nicht von einer ROTEN Rappelkiste provoziert fühlen? Er macht ein paar Schritte auf uns zu…..
und guckt. Kein Grund zur Sorge.
„Mas Itainko“ – „Auf Wiedersehen“ in der Sprache der Tehuelche. Wir möchten gerne wiederkommen.
Einmal über den Berg gelupft und über den Fluss, schon sehen wir das Visitor Center vom Nationalpark
„Tickets könnt ihr nur im Internet kaufen!“ Wieder so ein Warnhinweis von Kurzbekanntschaften. Haben wir nicht geglaubt und es stimmt auch nicht. Überraschenderweise spricht die sehr junge Frau im Visitor Center kein englisch. Macht aber nichts, sie weist einfach nur auf den Automaten.
Okay….
Der Automat möchte wissen, ob wir Chilenen oder Ausländer sind. Der Preisunterschied ist erheblich. Erwachsen, Kind oder Rentner? Wie lange wollen wir bleiben? Mehr als drei Tage -> 46.000 Pesos ca 41,-€ pro Person. Chilenen bezahlen ungefähr 12,-€ -> sei es ihnen gegönnt.
Auf dem Parkplatz plaudern wir sehr nett mit einem Chilenen, der in Berlin Neukölln aufgewachsen ist und wunderbar berlinert. „Ick bin da uffjewachsen“
Mit unseren Tickets dürfen wir 10 Tage lang im Nationalpark bleiben.
Hereinspaziert!
Postkartenlicht
Ein Schwarm Ibisse hebt ab und schwebt über die Piste
Wir überqueren den Rio Grey
Die Aussicht einfach nur grandios
Bald sehen wir die Zeugen des großen Waldbrandes von 2012
Die Südbuchenwälder haben sich noch lange nicht davon erholt. 13- bis 20.000 Hektar Fläche sind damals abgebrannt, die Angaben schwanken. Ein frei campender Tourist, der Clopapier verbrannt hatte, soll das Feuer ausgelöst haben. Er wurde zwei Jahre später dazu verurteilt, die Kosten für die Aufforstung zu übernehmen. Was daraus geworden ist, wissen wir leider nicht.
Seitdem ist zelten nur noch in den sehr teuren Refugios erlaubt, die man Wochen im Voraus reservieren muss.
Für uns ist das zum Glück kein Problem, im Auto dürfen wir auf Parkplätzen übernachten.
Und so einen steuern wir an, am Rio Pingo. Von dort führt ein Wanderweg zu einer kleinen Halbinsel. Als wir ankommen, regnet es, wir bleiben erstmal am Strassenrand stehen, der Platz ist proppevoll.
Mieses Wetter und wandern? Ach, das bißchen Regen….hört bestimmt gleich auf. Im Visitor Center studieren wir die Info-Tafeln. Den rotköpfigen Carpintero Negro – den schwarzen Zimmermann – würden wir sehr gerne sehen und Condor und die schönen Orchideen.
Es nieselt nur noch, das schreckt uns nicht, wir machen uns auf den Weg.
Vor der Brücke über den Rio Pingo ein Warnschild: 50-80 km/h Wind – sind wir inzwischen gewohnt.
Gut, das wir nicht über die alte Brücke müssen, die neue ist wesentlich stabiler
Hier kommt die Sonne
Ein schöner Strand am Lago Grey.
„🎶you never walk alone🎶“ – natürlich sind wir nicht alleine unterwegs, das ist man im Torres del Paine Park wohl selten…
Teilweise herrscht etwas Gedränge, der Pfad ist sehr schmal und wir müssen warten, bis der Gegenverkehr durch ist.
Dem Wind schutzlos ausgesetzt überqueren wir den Damm. Das Laufen auf dem groben Kies ist beschwerlich und der Wind eiskalt.
Durch den Wolkennebel schimmert eisblau die Gletscherkante des Glacier Grey
Das Ausflugsboot hat gerade angelegt. Vor uns liegt die kleine Felseninsel
Alle Leute klettern ins Boot, außer uns will niemand zum Wanderweg, gut für uns!
Hier beginnt der Rundweg über die Insel.
Ein phänomenaler Blick auf die gewaltigen Eismassen, die sich in den See schieben
Sommer. Die gelbe Senecio – Greiskraut – ist teilweise schon verblüht, aber immer noch schön. Chilenischer Feuerstrauch sticht seine knallroten Blütenstifte ins Himmelblau
Die entzückenden Glöckchen der Chaura – inzwischen weiß ich, das die Früchte giftig sind
Wie diese schönen Sträucher heißen, weiß ich noch nicht….
Und immer wieder der Blick auf´s Gletschereis.
Der eisige Wind fegt durch die Bäume, biegt die Kronen
Mir zaubert der Wind rote Wangen
Farbtupfer überall, Greiskrautblüten und Murtilla
Hinein in den Wald
Im Moment können wir die Schneegipfel des Grey Gletschers nur erahnen, vielleicht schiebt die Sonne die Wolken ja noch beiseite…
Der Weg führt zu einer Aussichtsplattform mit fantastischem Blick. Zu schade, die Gipfel bleiben verborgen. Das muss sensationell aussehen
Auf Schautafeln lesen wir von den Fossilienfunden im Eis, dieser fünf Meter lange Hecht lebte hier vor 130 -140 Millionen Jahren.
Kann man sich das vorstellen? Kaum…
Sieht man von weiter oben mehr?
Nein, aber es ist auch so schon grandios genug.
Tausendjähriges Eis. Unfassbar, gefrorener Regen und Schnee von vor tausenden Jahren. Oder Millionen? Eine unvorstellbare Zeit. Dieses Eis erzählt unendlich viel über die Vergangenheit. Es muss so anders sein als heutiges Wasser. Die Berge, der See, alles ist schon seit ewigen Zeiten hier.
Für eine Weile genießen wir einfach nur den Blick
Die Wolken steigen auf und legen ein paar Gipfelzacken mehr frei. Wir sehen die abtauenden Gletscher, können ihre uralten, glattgeschliffenen Bahnen gut erkennen.
Das Ausflugsboot tuckert heran.
Es steuert zum Gletscher, wird kleiner und kleiner …
bis es nur noch ein winziger Punkt vor der riesigen blauen Eiskante des Gletschers ist
Es wird kalt, wir müssen wieder los.
Zu unserem großen Bedauern ist der Rundweg ab hier gesperrt. Schade, der Weg am See entlang ist sicherlich sehr schön
Also zurück auf demselben Weg. Immer gibt es Neues zu entdecken
Hinein in den Windschutz der Bäume
Chaura Glöckchen und Murtilla
Wir sehen den Damm, dort ist fast niemand mehr unterwegs.
Dieser Baum am Pfadende muss ururalt sein….
Mühsam ist der Marsch über den Kiesdamm, man sinkt ein wie in tiefem Sand. Wir kämpfen gegen die steife Brise, haben kalte Finger und Eiswangen
Aber der Blick entschädigt uns für die Mühe
Jetzt, um 17 Uhr, sind kaum noch Besucher unterwegs. Die meisten sind bereits wieder auf dem Weg in ihre Hotels. Teilweise fahren sie bis Puerto Natales zurück.
Wir haben den schmalen Weg durch die Felsen für uns allein
Der Regen meldet sich zurück, aber es ist nicht mehr weit bis zur Rappelkiste
Auf dem Parkplatz haben wir jetzt freie Auswahl…nur noch den am wenigsten schrägen Platz finden…..
Steht.
Einen herrlichen Regenbogen gibt es noch dazu
Was für ein schöner Wandertag. Nicht zu lang, der perfekte Einstieg in die fantastische Welt des Torres del paine Nationalparks.
Die Orchideen hielten sich versteckt, Condor und Schwarzer Zimmermann ebenso, macht nichts.
Morgen suchen wir die nächsten Wanderwege, vielleicht sehen wir sie dann. Wir freuen uns sehr darauf.
Bis dann, liebe Grüße!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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