Vom Tuz Gölü nach Kappadokien 14.04.22 – 15.04.22

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Tuz Gölü bedeutet übersetzt schlicht und einfach: Salzsee – ein treffender Name für dieses Gewässer.

Die Morgensonne läßt die Salzkristalle am Ufer glitzern. Während Martin die Rappelkiste startklar macht, gehe ich hinunter zum Strand. Grobe Salzkörner knirschen unter meinen Sohlen.

Die Pflanzen sind dick mit Salz verkrustet, kristallisiert

 

Die Rappelkiste ist fahrbereit, weiter geht´s!

 

Auf die Schnellstrasse am See entlang. In welche Richtung? Immer geradeaus – nach Kappadokien!

Ungefähr 80 Kilometer weiter schimmert die Silhouette des Hasan Dagi Vulkans am Horizont. Mit über 3000 Metern der zweithöchste Berg Zentralanatoliens. Ich schaue mal nach: letzter Ausbruch 7550 v. Chr. Lange her…..

Wir erreichen Aksaray.

Die Stadt prunkt mit schicken Bauten und quirligen Strassen.

Nur ein kurzer Einkauf und schon sind wir wieder draußen, gleiten über den Asphalt, durch die unendliche Weite Zentralanatoliens

 

Kappadokien bedeutet: das Land der schönen Pferde.

In Nevshehir bekommen wir im Migros Supermarkt alles für die nächsten Tage. Außer Alkohol, den gibt es in einem Spezialgeschäft. Wir kaufen eine Flasche türkischen Rotwein und sind gespannt, wie der schmecken wird.

Die Landschaft verändert sich und wir tauchen ein in die einzigartige Felsenwelt Kappadokiens.

Die Felsenburg von Uchisar würde jedem Fantasy Film zur Ehre gereichen. Zutiefst beeindruckend. Wir rollen weiter, nach Göreme.

Kappadokiens Landschaft ist kein Geheimtip, dementsprechend ist auch der Touristenrummel groß. Die Rappelkiste spiegelt sich in den Scheiben der Reisebusse. Aber wer hat dafür Augen, wenn man gleichzeitig diese Felsen sieht?

Um den Burgberg herum befinden sich Hotels, gut dem Gelände angepasst, teilweise wurden ehemalige Höhlenwohnungen zu Hotels ausgebaut. Ich lese nach, daß manche dieser Höhlenhotels höchsten Luxus bieten, aber keine Sterne bekommen können, weil z.B.: ein Aufzug fehlt. Lieber ohne Sterne als Aufzüge in die Felsenhöhlen zu bauen….

Auf einem Panoramaparkplatz halten wir und schauen über Göreme.

Einfach umwerfend!

Mal schauen, wo wir einen Platz für uns finden.

Göreme ist auf den ersten Blick ein nettes, staubiges, voll auf Tourismus ausgerichtetes Kleinstädtchen, im Moment im Winterschlaf. Prima! In einem Carport entdecken wir die ersten Ballonkörbe. Wir ziehen gleich an der Stadt vorbei, zu den Pisten zwischen den Felsen.

Da sind sie: die schönen Pferde! Ich bekomme Lust auf einen Ausritt und eine Quadtour wollen wir auch machen!

Wir probieren diese und jene Piste, landen aber zunächst nur auf den Startplätzen der Ballons. Einerseits gut, denn die Starts wollen wir unbedingt sehen, andererseits nicht gut, denn hier mitten zwischen den startenden Ballons sind wir etwas fehl am Platze. Weiter suchen, noch ein paar Pisten rauf und runter und da ist sie: die perfekte kleine Wiese zwischen den Felsen.

Mit Blick auf Uchisar, Göreme und die Feenkamine. Herrlich, ein ruhiges Plätzchen.

Ha! Von wegen ruhig! Wenig später trauen wir unseren Augen nicht: eine Reiterkarawane nach der anderen zuckelt an uns vorbei, 20 und mehr Pferde hintereinander her, nebendran laufen ein paar Begleitpersonen. Die Tiere sind wirklich wunderschön, aber so hab ich mir meinen Ausritt ganz und garnicht vorgestellt.

Als nächstes entdecken wir die Quadtour im Tal: eine Gruppe aus 40 Quads heizt in einer Staubwolke durch die Gegend! Auch nicht ganz so unser Traum….Eine geführte Jeeptour kommt vorbei, hier ist ja was los! Alle winken und hupen! Oben auf dem kleinen Plateau wird angehalten, laute Popmusik erschallt, Selfie Time: lässige Posen auf der Motorhaube oder cool in die Ferne blickend auf dem Dach.

Fehlt noch was? Nur noch ein paar Wanderer, die bei uns vorbeikommen.

Hatte ich irgendwas von „Göreme befindet sich im Winterschlaf“ erzählt? Wir stehen mitten im Trubel!

Es erinnert uns leicht an Erg Chebbi in Marokko….langweilig wird´s jedenfalls nicht!

Als die Sonne hinter Uchisar verschwunden ist, kehrt Ruhe ein. Die Flugkamera fängt das letzte Abendlicht auf den Felsen…

Vollmond erhellt den Abend, im Tal flimmern die Lichter von Göreme, leise klingt der Gesang des Muezzin zum Fastenbrechen herüber, es wird schnell sehr kalt.

Zum Aufwärmen kosten wir den türkischen Rotwein

Sehr gut!

Wir sind so gespannt auf morgen: werden die Ballons starten? Werden wir sie von hier aus sehen? Abwarten….

 

 

 

Der Wecker klingelt um Viertel nach Vier. Ich schaue aus dem Fenster: der Vollmond ist in großem Bogen einmal über uns hinweg und scheint jetzt über Göreme. Im Tal ist alles ruhig. Keine Ballons….

 

Aber eine ¾Stunde später ertönen plötzlich laute Gebläse. Autos fahren im Tal hin und her, viel Betrieb, es geht los! Schnell, schnell – raus in die dunkle Kälte, es hat gerademal 0°C.

Ganz allein stehen wir Zwei auf einem kleinen Plateau. Im Zwielicht erkennen wir die Umrisse der ersten Ballons, riesige Kuppeln, noch liegen sie auf dem Boden.

 

Die Gebläse brummen, langsam wird es heller. Da! Noch mehr Ballons…und da! Und da! Rings um uns rum, gigantisch groß und soooo viele!!!

Die ersten Gasflammen fauchen ihre heiße Luft in die Ballons und beleuchten die bunten Kuppeln.

 

Es blinkt überall, auch in den Hügeln hinter Göreme, egal wohin wir uns drehen. „Guck! Da hinten!“ „Und hier auch!“ „Und hier!“ rufen wir uns zu, total begeistert, ergriffen und euphorisch. Was für ein Anblick!

Kurz nach halb 6 startet der erste, bald darauf die nächsten. Die Leute in den vollbesetzten Körben jubeln laut beim Abheben und schweben der aufgehenden Sonne entgegen.

 

Wir drehen uns im Kreis und staunen. Bunte Riesenglühbirnen blinken am Himmel, dazu das Fauchen der Gasflammen, unbeschreiblich!

Wieviele Fotos haben wir schon gemacht? Unzählige! Uns frieren die Finger ab beim knipsen, aber die meiste Zeit sehen wir nur zu und staunen…

Einige Ballonflieger sind besondere Könner und steuern die Ballons präzise zwischen den Felsen hindurch. Oder zu unserem großen Vergnügen direkt über die Rappelkiste

Je heller es wird, desto mehr Leute sind unterwegs. Farbenfrohe Cadillacs fahren auf, Frauen in roten Festkleidern posieren für Fotografen.

7 Uhr, die ersten Ballons machen sich bereit zur Landung. Die Körbe setzen genau auf die wartenden Anhänger auf. In der Kuppel öffnen sich Schlitze durch die Luft entweicht, wie in Zeitlupe sinken die Ballons zu Boden.

Zwei Stunden gehen so schnell vorbei! Überglücklich laufen wir die paar Meter runter zur Rappelkiste. Was für ein Erlebnis!

 

 

 

Wir legen uns nochmal hin und wärmen uns auf…..

Am Nachmittag schauen wir uns unsere Umgebung genauer an. Viele tausend Menschen haben Jahrhundertelang in den bizarren Felsen gewohnt, die Trittstufen hinauf zur Felswohnung sind gut erhalten. Manche Räume sind eingestürzt, andere halten bis heute. Erst in den 60er Jahren sind die letzten Bewohner ausgezogen. Die Einsturzgefahr war zu hoch, die letzten Bewohner mußten die Wohnungen verlassen.

Wir leuchten mal in einige Räume hinein…

Präzise in den Fels gegraben, niedrig und kühl, ein leichter Luftzug weht durch die Räume.

 

Überall in den Tuffsteinspitzen sind Fenster und Türen ausgehöhlt. Bei einer Pferderanch ist die Front der Felswohnungen eingestürzt und man sieht die sorgfältig und exakt proportionierten Türbögen und Verzierungen.

Zwischendurch schauen wir zu, wie ein Quadfahrer mit seinen Gästen ein paar Kunststücke aufführt:

Das sieht nach Spaß aus! Man kann also auch ohne Riesengruppe Quad fahren, gut zu wissen…

In eine kleine Kapelle können wir hineinklettern. Die Präzision der Rundbögen, Kuppeln und Säulen fasziniert uns. Hier wurde nichts gemauert, alles ist aus dem Gestein herausgeschabt worden von genialen Baumeistern. Wahre Künstler, Bildhauer.

Die Bemalung ist gut erhalten, allerdings ist auch alles vollgekritzelt. Unverständlich, aber so ist es nunmal.

Schon auf diesem anderthalbstündigen Rundgang gibt es so viel zu entdecken!

Wir kehren zurück zur Rappelkiste, sitzen in der Abendsonne und lassen den Tag Revue passieren…..

Eine Jeepgruppe kommt noch für Fotos.

Ein langer Tag voll unterschiedlicher Eindrücke, unsere Erwartungen wurden weit übertroffen! Wir freuen uns schon auf morgen:

Früh um 5 Uhr stehen wir wieder bereit!

 

Bis bald! Liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

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