Nach Hause….

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Ja, geht so…..auf der Fähre von Patras nach Ancona schauen wir uns nach einem Außen-Übernachtungsplatz um. Gar nicht so einfach. Nicht direkt unter dem lauten Fernseher – die laufen auch draußen in voller Lautstärke. Außerdem windgeschützt und regensicher, denn auf Höhe von Albanien hängt eine große Gewitterfront fest. Wir probieren es ein Stockwerk tiefer. Hier dröhnt nicht der Fernseher, sondern die Schiffsmotoren. Der Boden zittert. Oje…

„Schenk nochmal ein….“bitte ich Martin. Mehr Rotwein bitte, das wird eine Horrornacht.

Und regensicher scheint das Deck auch nicht zu sein, im Gegenteil, es ist jetzt schon nass…..“Wie wär´s wenn wir das Ladechaos in Igoumenitsa nützen?“sagt Martin.“Dann ist das Autodeck offen und wir können in den Steyr klettern.“ Hm…. das versuchen wir!

Fast Mitternacht, das Schiff wird zum Anlegen in Igoumenitsa bereit gemacht

Es ist soweit: das Treppenhaus zum Parkdeck ist offen. Mit unseren Bündeln hasten wir von Lkw zu Lkw, linsen vorsichtig um die Ecke. Alles frei? Ja! Weiter! Zack, sind wir beim Steyr und öffnen die hintere Tür. Martin wirft gerade sein Bündel in den Shelter, da erwischt uns der Einweiser. „NO sleeping!“ weist er uns zurecht. Dann muß er weiter die auffahrenden Laster organisieren. Schwupp, sind wir im Steyr, Tür zu. So. Das ist doch lächerlich, wir stehen direkt neben den anderen Campern, die auch alle in ihren Wagen schlafen.

Gegen halb 2 wird es still auf dem Open Deck, wir sind so froh, daß wir nicht bei Regen draußen auf dem Sonnendeck lagern müssen. Gut schlafen können wir trotzdem nicht.

Im Vesselfinder verfolgen wir die Schiffsroute und sind am nächsten Tag bereit, als die Durchsage an alle Fahrer kommt, sich zu ihren Autos zu begeben. Schwere Ketten rasseln, Autotüren knallen, die ersten Motoren laufen warm, gleich haben wir´s überstanden……

Keinerlei Kontrollen bei der Ausfahrt, der Zollbeamte lächelt und hebt den Daumen, als er uns sieht. Benvenuto a Italia!

Wir steuern den nächsten Hypermarkt an. Welche Vielfalt! Welch ein Angebot! Welche Fülle! In unserem Einkaufswagen landen Berge von Käse, diese vielen Sorten!

Mal sehen, wo wir übernachten können. Wir rollen die Strandpromenade entlang. Überall sitzen fröhliche Leute ohne Masken, die ausgelassen feiern. Man winkt uns freudig zu, hoch die Gläser! Bei Fano parken wir neben einem netten Bobcat/Baggerpärchen. Es ist kalt, statt schwimmen zu gehen, machen wir einen Spaziergang entlang der Promenade.

Während der ganzen Nacht donnern die Schnellzüge an uns vorbei. Mit einem außergewöhnlich schönen, sehr langen Glockenspiel vom Kirchturm gegenüber beginnt der Tag. Um halb 9 sind wir unterwegs auf der Autobahn nordwärts zum Gardasee, es regnet.

Der Camping municipale in Lazise ist fast leer. Wir können unseren Platz frei wählen. Den Covid-Test, den wir extra in Patras gemacht haben, möchte niemand sehen. „Nein, wir messen kurz Fieber, das reicht.“

Es regnet immer noch, wir rollen die Markise raus und eine Taube kackt uns direkt drauf. Toll.

Später statten wir unserer Lieblingsbar „Gipi´s“ einen Besuch ab. Die Restaurants sind voll. Aber es sind nur wenige Flaneure unterwegs, leere Tische und Stühle sind bei Gipi sonst eine Seltenheit.

Das Licht über dem See ist unschlagbar, wie eh und je. Hundemüde gehen wir nach Hause, gut, daß wir morgen nicht weiterfahren.

Nach einem nächtlichen Gewitter kommt das schöne Wetter auch zu uns.

Martin findet heraus, welchen Test wir für die Einreise nach Deutschland brauchen und wie das Einreiseformular funktioniert. Sich registrieren lassen, wenn man nach Hause möchte – ein komisches Gefühl. Die Informationen des Auswärtigen Amtes sind veraltet, der ADAC weiß garnichts, erst die Touristeninfo in Kiefersfelden kann helfen. Wir buchen einen Testtermin.

Abends bummeln wir durch die leere Stadt, ein Drink bei Gipi´s, dann haben wir schon genug.

Mit den Rädern machen wir uns auf nach Bardolino. Der Weg am See entlang ist durchgehend gepflastert, keine Holper- oder Sandpassagen mehr wie früher. So sind die 5 Kilometer schnell geschafft. Nach einem kleinen Bummel gehen wir Pizza essen, dazu gibt es einen kühlen, leichten Soave. Das „Coperto“ ( Betrag für Besteck, Geschirr und eventuell Brot ) zu 4,-€ scheint uns etwas teuer zu sein. Egal, das Essen war wirklich gut.

Am nächsten Tag ist Markt in Lazise. Kreuz und quer schlendern wir an den Ständen vorbei und kaufen noch mehr Formaggio, die Auswahl ist der Hammer! Alle tragen ihre „Mascherina“ ⇐ das klingt viel sympathischer als Mund-Nasen-Schutz. Ein richtiger Einkaufsbummel endet traditionell bei Gipi´s, wir beobachten die Luxusboote, die in den Hafen einlaufen. Manche elegant und wunderschön, manche einfach nur protzig.

Morgen fahren wir nach Deutschland, Martin baut unsere Kühlerfigur wieder ab. Dreimal haben wir inzwischen Taubenschiete von der Markise gewischt, jetzt wird sie eingerollt. Abends haben wir einen Tisch im „La Forgia“ bestellt und holen unser Festessen zum 30.ten Hochzeitstag nach. Die Tavernen hatten ja im April noch geschlossen.

Das Essen ist ausgezeichnet, danach gibt es einen Absacker bei Gipi´s. Kurz vor der Sperrstunde um 22 Uhr schlendern wir zurück, über dem See schweben dramatische Wolken wie ein gigantisches düsteres Ufo…..Unser letzter Abend in Italien.

Ciao Lago di Garda, wir brettern auf der Autobahn Richtung Brenner. Die Lärmschutzwand an der Autobahn ist zugleich ein Solarkraftwerk – 2 Fliegen mit einer Klappe! Eine gute Idee, die nicht zu Lasten der Landschaft geht. In Trento ein kurzer Stopp bei der Cantina Sociale, wir können Italien nicht verlassen, ohne Wein gekauft zu haben. Weinprobe ist wegen Covid verboten, wir vertrauen auf die Cantina und den italienischen Wein und kaufen blind.

Auf allen Gipfeln liegt noch Schnee. Türkisgrün schieben sich die Wassermassen der randvollen Etsch talwärts.

 

Auf einem Parkplatz füllen wir unser Einreiseformular aus und senden es ab. Vor Österreich müssen wir die GoBox wieder laden, Mindestbetrag 75,-€ – ohne Worte!

Um 15 Uhr reisen wir nach 9 Monaten wieder nach Deutschland ein. Scharfe Grenzkontrollen, mit MG im Anschlag begrüßt uns die Grenzpolizei. In Gegenrichtung steht über viele Kilometer eine Lkw-Schlange. Die warten bestimmt mehrere Tage.

Erste Station ist Kiefersfelden. Um der Qurantäne zu entgehen, müssen wir einen aktuellen negativen Corona-Test an unser Einreiseformular anfügen. Beim Lidl steht ein Testzentrum im Baucontainer, hier erledigen wir schnell den Test. Seit 8 Uhr sind wir unterwegs, eigentlich sollten wir jetzt einen Platz für die Nacht finden. Haben wir aber keine Lust. Noch 95 Kilometer nach Landshut, das machen wir noch. Das Gelb der Rapsfelder blendet geradezu.

 

Der große Parkplatz in Landshut wirkt auf den ersten Blick sehr voll. Wir haben Glück, hinten an der Isar können wir einparken. Nach 450 Kilometern Fahrt sind wir beide hundemüde. Aber ein kühles Helles muß noch sein! Echtes, zünftig gutes Bier!

Auf jeder Bank an der Isar sitzen Leute, trinken und essen oder stehen in Gruppen zusammen in der Sonne. Niemand trägt hier Maske. Für uns zuerst ungewohnt. Die Fußgängerzone von Landshut dagegen ist menschenleer, alle Geschäfte geschlossen, traurig. Durch eine blühende Kastanienallee laufen wir zurück. Die Sperrstunde beschert uns eine ruhige Nacht mitten in der Stadt.

6°C in der Nacht, tags nicht wärmer als 12°C. Für uns, die wir aus dem Sommer kommen, ein krasser Temperatursturz.

Wir starten früh, gleich wieder auf die Autobahn. Bei Naumburg durchqueren wir einen schier endlosen Windräderwald, anschließend prägen hunderte Strommasten die Landschaft. Vor Halle/Saale landen wir in der Vollsperrung der Autobahn, wir biegen ab. Dann suchen wir uns heute einen Platz an der Saale, warum nicht?

Über kleine und noch kleinere Strassen geht es vorwärts, durch malerische Orte mit lustigen Namen.

Aber wir finden keinen Platz. Es gibt ein paar winzige Zufahrten zur Saale, aber wir zweifeln, ob wir uns hier einfach so hinstellen können. In Deutschland und erst recht zur Coronazeiten ist das etwas anderes als in Griechenland. Okay, dann steuern wir einen offiziellen Stellplatz an. Martin ruft an, ob geöffnet ist. Alles klar! An einer Zuckerfabrik vorbei, bei der es streng nach Popcorn riecht, erreichen wir den Forellenhof in Osternienburg. „Wo kommt ihr denn her?“ fragt man uns staunend. So einen Wagen hatten sie noch nie auf dem Gelände. Seit 2 Tagen haben sie wieder geöffnet, nach vielen Monaten ohne Gäste. Alles ist liebevoll angelegt mit Ferienhäusern, großem Abenteuerspielplatz, einem Restaurant und Angelteichen.

Heftiger Wind fegt über die Felder, bis zum Sonnenuntergang bleiben wir dennoch draußen.

Das war´s….unsere lange Reise geht zuende. 9 Monate waren wir unterwegs, eine Zeit voller Erlebnisse, neuer Entdeckungen, mit alten und neuen Freunden. Jetzt kehren wir nach Hause zurück und tauchen wieder ein, in unser anderes Leben in der Großstadt Berlin.

Unser Reiseblog macht Pause. Wenn alles gut läuft, brechen wir Anfang September wieder auf zu neuen Abenteuern. Mal sehen, was möglich ist in den kommenden Monaten.

Macht´s gut, bis bald! Liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

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