Saudi Arabien: Die Bruzzelbude in Hofuf 19.12.2022

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Mittags ist alles verstaut, die Dax und die frisch duftende Wäsche wieder im Schrank. Auf Wiedersehen, Dattelplantage!

 

Wir halten noch bei den Feldern und ernten uns einen Karton voll frischem Gemüse und Kräutern.

Beim Haus tanken wir Wasser. Leicht salzig, aber zum kochen und waschen geht es gut. Aldamer fliegt heute Abend für ein paar Tage nach Rom. Zum Abschied schenkt er uns noch mehr Datteln und gute Wünsche, dann heißt es Auf Wiedersehen…

Bye, bye Judah!

Mit 50 km/h zieht die Wüstenlandschaft an uns vorbei. Wir tuckern nach Hofuf. Zwischendurch wird immer wieder mal angehalten und das Spurstangenprovisorium kontrolliert.

Nach 2 Stunden gemütlicher Fahrt erreichen wir das Industrieviertel von Hofuf und suchen die Werkstatt von Allhoudami, dem Freund von Aldamer. Die Adresse stimmt. Aber es ist niemand da. Das Tor ist mit einem Klebeschild versiegelt, sieht amtlich aus….. Martin hört sich bei den Nachbarn um. „He will be sleeping“ sagt uns jemand aus der Werkstatt nebendran. Es ist Mittagspause, wir müssen uns bis nachmittags gedulden.

Um halb vier tauchen die Schlosser von Allhoudami auf, sofort geht´s zur Sache:

ein Mitarbeiter liegt gleich unter der Rappelkiste und baut die Spurstange aus.

Wir schauen uns in der Werkstatt um. Überall stapeln sich wild durcheinander Ersatzteile. Auf dem festen Sandboden liegt Werkzeug, Ölpfützen schillern im Licht. Der Chef lädt uns ein ins Büro und kocht Tee

Was ´ne Bude…..

Das wird schon….wir gucken mal, was die Männer machen….aha…planen und Material für die Verstärkung der Stange beim Nachbarn suchen…

Eines der Gewinde ist vermackelt, darum kümmern sie sich zuerst.

In einem unbeobachteten Moment feilt Martin schnell mal nach…

Der Schweißer kommt, es wird beraten, vermessen und geschnitten

Solider Winkelstahl, vielleicht etwas schwer…..während die Männer das Schweißgerät holen, nutzt Martin noch mal schnell die Chance zum feilen….

Ein Problem tritt auf. Die Stromversorgung in diesem Teil der Werkstatt reicht nicht zum schweißen. Was nun?

In der hintersten Ecke fliegen Ersatzteile durch die Luft. Ein Rolltisch wird freigelegt und auf quietschenden Rädern nach vorn geschoben, dorthin wo mehr Licht und Strom ist.

Beraten, alles vorbereiten, punkten….

Zwischendurch Tee und Küchlein

Flexen, jeder darf mal…..das sieht verboten aus…..

Beraten, Schneidbrenner, beraten….am Ende flexen sie einen Teil des Winkelstahls ab. Wir sind nicht ganz sicher, ob sie wissen, was sie tun….

Erstmal die andere Seite….wieder sprühen die Funken, es wird gehämmert und gebogen….

Interessant….ein Schuppenpanzer, wie bei einer Ritterrüstung….

Ein Schlosser hat für die andere Seite ein neues Modell entworfen: eine Art Wirbelsäule….

Funken, Flammen, der Schuppenpanzer und die Wirbelsäule werden eingeschweißt

Nun ja…..einzigartig……

Es fehlt noch ein kleines Stückchen, das wird am Boden mit dem Schneidbrenner gebastelt. Schließlich wird durchgeschweißt.

Sehe ich da einen skeptischen Blick?

Die wilden Hunde auf der Strasse haben sich längst ihr Nachtlager auf alten Decken und Autositzen gesucht, es ist stockdunkel draußen.

Dann ist es vollbracht! Unsere megastabile, superschwere, unzerstörbare Spurstange ist fertig! Im Flackerlicht von Taschenlampen erfolgt der Einbau und die Spureinstellung, es ist 20:30 Uhr.

Fünf Stunden lang haben die Männer unermüdlich beraten, gehämmert und gebruzzelt. Als wir bezahlen wollen, winkt der Chef ab. „Ihr seid Freunde von Aldamer, ihr müßt nichts bezahlen!“ Wie bitte?! Unglaublich!

Wir bekommen noch gute Ratschläge für die Rub-al-Khali Wüste mit auf den Weg. „Be very careful! It´s a very dangerous place!“ Vielen Dank!

Die Werkstatt ist verlassen, die Männer haben sich ihren Feierabend wahrlich verdient.

 

 

Wir rollen durch das dunkle, unbeleuchtete Industriegebiet, raus auf den hell beleuchteten Highway nach Hofuf.

Keine lange Suche heute, eine Freifläche neben dem Parkplatz des Carrefour Supermarkts eignet sich gut zum übernachten.

„Ich glaube, diese Spurstange hält für immer“ sagt Martin „da brauchen wir die neue garnicht einfliegen lassen.“ Wir beschließen, morgen mit Micha Aigner zu telefonieren und dieses ganze komplizierte Speditionsdrama abzublasen. Die neue Stange holen wir im Sommer bei ihm ab.

Jetzt holen wir uns im Supermarkt noch ein feines Moussy Zero und dann ist auch für uns

Feierabend

Liebe Grüße, bis bald!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

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