Saudi Arabien: Nefud Desert Teil Eins 12.04.2023 – 14.04.2023

Veröffentlicht in: Aktuell, Allgemein, Saudi Arabia | 0

Der Regen lässt überall Blüten sprießen. Bis mittags gewittert es noch, das weicht den Boden noch mehr auf, aber die Rappelkiste hat damit kein Problem.

Anderthalb Stunden später steuern wir in einen Sandsturm.

Gelblich, rötlich, je nachdem, färben die Staubkörnchen die Sicht. Der Wind pfeift und drückt auf den Steyr. Kommt er von vorn, bremst er merklich. Kommt er von der Seite heult es fürchterlich.

Rötlich gefärbte Seen, dunkle schroffe Berge, davor helle Felsplatten.

Der Sturm wird schlimmer, die Luft ist heiß, wir können kein Fenster öffnen.

Der Wind legt nochmal zu und pfeift ein schauriges Lied. Die Sicht wird immer schlechter.

Jetzt auf die Wüstenpiste abzubiegen macht überhaupt keinen Sinn. Wir müssen anhalten und den Sturm aussitzen. 10 Kilometer vor dem Pisteneinstieg finden wir eine kleine Moschee und stellen uns dahinter in den Windschatten. Unsere Umgebung versinkt im Staubnebel, aber der Wind pfeift uns nicht mehr um die Ohren und wir können ein Fenster öffnen. Guter Platz.

Abends legt sich der Sturm, alles wird ruhig. Und kalt! Das Thermometer sinkt auf 7°C! Brrrrrrr……

 

Morgens ist die Luft noch staubgeschwängert, erst ganz langsam lichtet sich der Nebel. Die Reifenhaube hat´s wieder gelöst. Kleiner Reparatureinsatz.

Die letzten 10 Kilometer auf Asphalt, dann biegen wir ab auf die Piste durch die Nefud Wüste.

Ein Mix aus tiefem Sand und flachgeschliffenen Felsplatten. Die Berge in der Ferne verborgen hinter einem Staubschleier.

Die Piste verwischt durch den gestrigen Sandsturm. Wir suchen den Weg querfeldein, finden wieder Spuren.

Ziemlich bald sehen wir die erste grandiose Felsbrücke.

Was die Natur sich so einfallen lässt: Felsböppel, Kegel, Zacken und Spitzen, alles geformt von Wind, Sand, Regen und Jahrtausenden. Vom Gewitterregen der letzten Tage sind kleine Seen stehengeblieben.

Der Untergrund wechselt ständig. Felsplatten, Schotter, Sand. Schwer zu entscheiden, ob wir Luft ablassen sollen. Der Sand ist weich und tief, wir entscheiden uns dafür.

Wenig später ragen zwei spektakuläre Hörner aus dem Boden.

Dagegen ist die Rappelkiste winzig…

Einmal zwischen den Teufelshörnern hindurch

Hier auf der Ebene muss im Sommer eine unvorstellbare Hitze herrschen, ein Kamel hat´s dahingerafft.

 

Die Luft immer noch milchig trüb. Tiefenentspannte Hejazi Zottelziegen am Wegrand

Im Vorbeifahren öffnet sich ein großes Felsenfenster

Wie seltsam der halbrunde Felsblock in die Nische passt, als hätte ihn jemand dort abgelegt.

Wir folgen einer akazienbestandenen Piste in eine Schlucht auf der Suche nach einem Rastplatz für heute.

Genau richtig. Neben einem zugewehten Wadi schließen sich die Berge um einen großen Platz. Eine wunderschöne Sackgasse.

 

 

Überall Blümchen, was so ein bißchen Regen selbst auf einem Sandboden alles auslöst

Eine Heuschrecke hält geduldig still und läßt sich ablichten, bevor sie davonspringt

Beim Rundgang entdecken wir Felszeichnungen. Ein spektakulärer archäologischer Fund? Oder doch eher aus der Neuzeit…

 

Inmitten der Felsen stehen wir so schön, leichter Wind vertreibt die Fliegen, über uns kreisen Vögel mit großer Spannweite.

Sobald die Sonne hinter den Felsen verschwindet, wird es kühl. Das Thermometer fällt um 23 Grad – von 30°C auf 7°C.

Für heute Nacht holen wir besser die Wolldecken raus.

 

 

Der Staubschleier hat sich gelüftet. Riesenameisen eilen hin und her. Noch mehr Blümchen recken ihre Blüten in die Sonne.

Martin befreit die Frontscheibe von den letzten Staubwolken.

Die Schrecke schaut nochmal vorbei

Ein sattes Motorbrummen hallt von den Felswänden wider, Rappelkiste ist startklar.

Wir verlassen den schönen Platz

Balancierende Felsbrocken, da hinten ein Hinkelstein, wie von Obelix abgestellt.

Durchlöchertes Gestein und da rechts: ein halber Bogen

Herabgestürtzte Brocken, Vogelschwärme kreisen zwischen den Zacken

Die Piste ist plötzlich weg. Wir navigieren nach Himmelsrichtung, treffen wieder auf den Weg.

Und verlieren ihn erneut. Dann eben ohne Fahrspuren. Hauptsache die Richtung stimmt. „Geht das jetzt erstmal so weiter?“ fragt Martin. Ja! In der Ferne die Umrisse eines Berges – das ist unser Wegpunkt. So macht das Spaß!

Irgendwann findet man immer wieder zu ausgefahrenen Rinnen. Die Rappelkiste arbeitet sich bergan auf 1059 Höhenmeter.

Seit dem Sandsturm ist hier kein Auto gefahren, man sieht nur Kamelspuren. Sehr weicher Untergrund. Vielleicht sollten wir Luft aus den Reifen lassen….

 

Ja, hätten wir mal…..wupp….stecken wir fest. Also rückwärts….

„Soll ich nochmal hierlang probieren?“ fragt Martin. Klar!

Hah! Klappt doch!

9 Minuten später……festgefahren….zurück….

Luft? Nein, erst nochmal rechts probieren….“Aber wenn das nicht klappt, lassen wir auf 3bar runter“ sagt Martin. Okay!

Tja…klappt nicht…..jetzt Luft? Nein, noch ein letzter Versuch in einem größeren Bogen….

Immer dasselbe, jedesmal zögern wir das Luftablassen heraus bis zum geht-nicht-mehr. Wir müssen beide lachen.

Ein paar Meter geht es aufwärts, dann ist wieder Ende. Okay, jetzt aber wirklich Luft raus.

Diesmal klappt´s auch mit diesem Hügel. Mit 3 Bar gleiten wir problemlos über den weichen Boden.

 

Für ungefähr 10 Minuten. Dann wollen wir einer Tiefsandpassage ausweichen und sitzen wir wieder fest. Phhhhhh…..zurück, nach links ausweichen, ein paar Meter schaffen – fest.

Nochmal zurück, weiter nach links. „Vielleicht können wir kreuzen?“ hofft Martin. Gute Idee! Aber leider sinken wir zum dritten Mal ein, dieser Hügel lässt sich nicht ohne weiteres einnehmen. So schwierig sah der garnicht aus…

Also Reifendruck runter auf 2 Bar.

So geht´s. Wir treffen einen Hirten, der Esel trägt das wenige Gepäck, eine Ziege und ein Hündchen begleiten ihn. Dann – mit etwas Fantasie – ein versteinerter Drache. Und ein Nomadencamp mit 10.000 Liter Wassertanklaster.

Ein trockener Wadi voraus, mit tiefen Fahrspuren. Das wird spannend, hoffentlich sinken wir nicht schon wieder ein…

Nein, Rappelkiste schwimmt ohne Probleme ans andere Ufer, super!

Seit ungefähr 2 Stunden wühlen wir uns durch den Sand, Rappelkiste gibt alles, unserer Tanknadel können wir beim absacken zusehen….Eine wunderschöne Strecke, 24 Kilometer haben wir bis jetzt hinter uns, haben uns auf 1240 Meter hochgeschaufelt.

Der Untergrund wechselt plötzlich. Spitze Steine auf dem Boden, nicht gut für unsere platten Reifen. Besser wäre, mit dem Reifendruck raufzugehen, aber alle paar 100 Meter wechselt der Boden von Steinen wieder auf Weichsand und zurück. Was tun?

Luft rauf – die Gefahr, das ein spitzer Stein einen Reifen aufschlitzt ist uns zu groß.

Und fast wäre es passiert! Martin entdeckt, das wir gerade sehr schlecht geparkt haben. Das hätte schief gehen können!

Ein Toyotafahrer stoppt bei uns und fragt nach Druckluft. Martin sieht, daß der Toyotareifen kaputt ist. Natürlich füllt er gerne Luft auf, aber sehr weit wird der Mann damit nicht kommen. Der Fahrer lacht: “ Inshallah!“ Bedankt sich und düst weiter.

Es bleibt beim Steine/ Sandmix, mal Gerumpel über Steine, mal sanftes Gleiten über Sand, ein ständiger Wechsel.

Viereinhalb Stunden Fahrt, langsam halten wir Aussschau nach einem Rastplatz.

Eine Anhöhe, überwacht von dunklen Felsen, die Rappelkiste zieht hoch. Schön hier!

Noch ein bißchen hin- und herrangieren, bis wir einen halbwegs geraden Platz gefunden haben. Feierabend!

Ein grandioser Blick ins Tal.

 

 

Kein Internet. Das ist selten. Macht nichts, Karten spielen kann man auch ohne Netz.

Wolken sind aufgezogen und beschenken uns mit einem gewaltigen Sonnenuntergangsfeuer.

Ein anspruchsvoller Fahrttag heute. Bizarre Felsenlandschaft und unendlich weite Ebenen in der Nefud Desert.

Die Strecke hat uns einiges abverlangt. Wie oft haben wir uns heute festgefahren? Siebenmal? Achtmal? Hat trotzdem sehr viel Spaß gemacht!

70 Kilometer liegen noch vor uns bis zum Pistenausstieg. Mal sehen, wie lange wir dafür brauchen werden….

Liebe Grüße, bis morgen!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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