Wir wären ja so gerne noch geblieben……

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…….aber der Wagen der rollt!!

Das Wetter hilft uns auf die Sprünge. Als wir am Samstagmittag aus Vila Nova de Gaia aufbrechen, ziehen schon graue Wolken am Himmel auf. Der Wetterbericht verkündet für die nächsten vier Tage Regen und 15 Grad. Wir fahren Richtung Osten über die Hügel, auf schmalen, teilweise einspurigen Strassen durch die umliegenden Orte. Tief unter uns fließt der Douro durch das Tal. Eine Stauwehrbrücke verbindet beide Ufer und wir wechseln auf die andere Seite. Nach zwei Stunden sehen wir in Melres einen großen Parkplatz an einem kleinen Hafen am Fluss und entscheiden spontan zu bleiben. Es beginnt leicht zu regnen als wir durch den Ort spazieren. Wir entdecken eine große Badestelle mit Strand und Rettungsschwimmern, die sich furchtbar langweilen. Wenn wir doch nur Sonne hätten, würden wir die nächsten Tage hierbleiben! Tja….. stattdessen kehren wir in der Bar Central ein und gucken Fußball – WM. An dem Abend fliegt Portugal raus, auch das noch! Und es regnet und regnet die ganze Nacht. Wenn das kein Zeichen ist……?!

 

Los geht´s! Wir fahren raus aus dem schlechten Wetter nach Spanien! Richtung Braganca geht es durch den Regen hoch hinauf in die Berge, Tras-os-montes nennt sich die Gegend, hier wollen wir unbedingt irgendwann mal wandern gehen. Unterwegs werden wir immer wieder von Wolken eingehüllt, am Horizont blitzt ein Gewitter, dramatisch!

Wir fahren bis zum Azibo-See, in die Nähe von Braganca. Überall am Ufer sind Sandstrände angelegt, das Wasser ist angenehm warm, ein Schönwettertraum! Wir müssen drin sitzen und sehen in der Strandbar dem Regen und Spanien beim Rauswurf aus der WM zu.

 

Vor uns liegen mehrere Fahrtage, wie langweilig! Bis Braganca geht es ständig 6% Steigung bergauf, dann wieder 6% bergab, wir schaukeln durch grüne Landschaft. Wie lässig aus dem Handgelenk hingestreut liegen zwischen Bäumen große, rundgeschliffene Felsbrocken. Kleine Wiesen sind mit Zäunen aus Schiefersteinen abgeteilt. Und dann heißt es: até breve Portugal und holá Espania!

 

Die Landschaft wechselt, wir fahren auf einer Hochebene durch Felder, Felder und riesige Felder! Und wir lassen den Regen hinter uns, es wird sonnig und warm. Dann sehen wir Weinreben, auch als Felder angelegt, bis zum Horizont nur Weinreben und die dazu passenden Weinbaronschlösser! Wir meiden die Autobahn und nehmen die sehr gut ausgebaute Landstrasse, bis wir südlich von Valladolid in Simanas am Duero parken. Über die Mittelalterbrücke aus dem 13.Jh wandern wir bergauf ins Dorf bis zur restaurierten Burg und genießen den Blick über die Landschaft. Wieder unten am Fluss sitzen wir noch lange in der Sonne.

Bis jetzt war die Fahrt kein bißchen langweilig!

Früh rollen wir am nächsten Morgen auf die Landstrasse. Wir kommen schnell vorwärts. Abseits vom Duero wird die Landschaft karger,  einzelne tortenartige Berge in beige -und- rosagestreift beherrschen das Bild und bilden Canyons. Mehr und mehr Burgen stehen auf den Bergen, manche Ruinen, manche gut erhalten. Es wird wieder grüner, hier sieht es aus wie in Deutschland, die Strasse führt durch Bäume und Wiesen. In Burgo de Ormos halten wir für eine Pause, die Mittelalterstadt ist komplett mit Stadtmauer und Stadttoren erhalten. Sehr, sehr schön! Alle paar Kilometer verändert sich die Landschaft. Diese Vielfalt haben wir beide nicht erwartet, eher stundenlange Einöde – von wegen! Wir kommen wieder durch Wälder, durch riesige Felder, durch Quadratkilometer weite Weingegenden ( wer trinkt denn das bloß alles? ), durch Felsen rauf auf einen hohen Pass. War das Wetter bis jetzt sehr angenehm, wird es kurz nach dem Pass plötzlich heiß! Erst denke ich, ist die Heizung an? Ist da was kaputt? Nein, es ist auf einmal viel, viel wärmer draussen, wir kommen auf 34 Grad, uff!

 

Wir sind jetzt südlich von Zaragoza unterwegs und viel weiter gekommen, als wir dachten. Deshalb biegen wir ab und leisten uns eine kleine, schmale Strasse, auf der wir langsamer fahren müssen. Hier wollen wir irgendwo einen Dorfparkplatz oder Picknickplatz zum Übernachten finden. Erstmal gibt´s nix. Kein Sportplatz, gar nix außer Kurven und herrlicher Landschaft und winzigen Dörfern. Aber dann, wir sind schon etwas entmutigt, sehen wir hinter Bäumen den Fußballplatz von Miedes de Aragón. Auf diesem Platz fand schon lange kein Spiel mehr statt, die Tore rosten vor sich hin. Perfekt und wie passend zur WM! Wir parken am Spielfeldrand bei den Bäumen und haben einen kilometerweiten Blick über die fantastische Landschaft…Es ist so heiß, wir begrüßen jede Wolke, die sich vor die Sonne schiebt. Die Leute aus dem Ort fahren vorbei und gucken erstaunt, manche stoppen kurz, aber niemand hat etwas dagegen, das wir hier stehen. Abends zirpen die Grillen auf der Wiese und nachts sehen wir einen Himmel mit Abermillarden von Sternen. Wir wollen am liebsten draussen schlafen und gehen erst spät in der Nacht in unser Haus.

Als wir am nächsten Morgen wieder der Landstrasse folgen, sehen wir, das die Felder hier in kleinen Terrassen angelegt sind. Jedes Fleckchen wird bewirtschaftet, teilweise so schmal, das man nur mit der Sense ernten kann, oder haben die hier so winzige Erntemaschinen?

Was für ein Kontrast zu den Riesengetreidefeldern, die es sonst gibt. Durch ein kleines, grünes Tal schlängeln wir uns auf den Pass und dann steil in Serpentinen abwärts.

Wir wollen ins Ebrotal, passieren wieder gigantische Weinfelder, alles Wein, nichts anderes.

  

Fahren auf eine Hochebene über dem Ebrotal auf einer einspurigen Straße. Links von der Strasse ist die Abbruchkante zum Tal, auf der anderen Seite des breiten Ebro-Canyons sehen wir das Gegenstück zu unserer Hochebene. Hier gibt es nur Getreide. Große LKW´s kommen uns entgegen, wir pressen uns an die Strassenkante, es wird sehr eng.

Hier oben glüht die Luft. Als wir die Ebene verlassen,

kommen wir durch Belchite, der ganze Ort duftet stark nach Olivenöl. Ein kleiner Agrarladen bei der Ölmühle hat geöffnet, wir stoppen und shoppen: zwei Sorten Olivenöl und einen Weinkanister verladen wir in der Rappelkiste.

Dann fahren wir weiter runter zum Ebro. In Benafisset, einem unscheinbaren, verlassen wirkenden Städtchen rollen wir zum Ufer eines Nebenarms des Ebro. Hier können wir direkt am Flussufer stehen, mit den Füßen im Wasser, aber in der prallen Sonne oder etwas oberhalb unter Bäumen. Wir entscheiden uns für Schatten, es ist nicht auszuhalten in der Sonne und lassen diesen wunderschönen Fahrtag ruhig zwischen zwei Pfirsichplantagen ausklingen. Was wir alles gesehen haben!

Von hier aus sind es noch ca 70km bis zum Mittelmeer. Einmal quer durch Spanien von West nach Ost! Es war unglaublich abwechslungsreich und voller wunderbarer Eindrücke! Ganz große Klasse! Und kein bißchen langweilig!

Wir wollen wieder zur Platja Llarga, wo wir im Frühjahr schon standen. Jetzt ist Hochsaison, die Spanier haben Ferien und wir glauben nicht, daß wir noch frei am Strand stehen dürfen. Das wird sicher schwierig, deshalb steuern wir den Campingplatz an. Die jungen Leute von der Rezeption staunen über unseren Steyr und zeigen uns einen Platz, der groß genug sein könnte. Alles klar! Als wir rangieren kommt eine ältere Dame aus der Rezeption und erklärt, daß wir doch zu groß sind, es tut ihr Leid. Mist! Und jetzt? Erstmal doch auf den Parkplatz am Strand. Da stehen schon ein Italiener, ein Litauer und ein Spanier mit ihren Womos. Wir fragen den Italiener, wie es hier jetzt ist mit freistehen. No problem, er ist schon seit zwei Tagen hier. Das klingt ja super! Wir sprechen den Spanier auch noch an, Spanier sollten es wissen. No problem! Stellt euch ruhig hin! Okay, machen wir. Prima! Wir gehen gemütlich essen im Strandrestaurant, hoppla, das sind jetzt die Hochsaisonpreise, deutlich teurer als im Frühjahr! Danach stellen wir die Stühle an den Strand, stürzen uns in die warmen Wellen und liegen in der Sonne. Herrlich!

Plötzlich kommt der Italiener angerannt: „Subito, subito, Policia!“ Martin und er wetzen los zum Parkplatz. Zwei Polizisten verteilen Avisos ( Notizzettel ) an die Wohnmobile, die 750,-€ Strafe für das Parken androhen. Martin erkärt, daß kein Platz auf dem Camping sei – egal, in einer halben Stunde müssen wir weg sein, sonst………Der spanische Wohnmobilist ruft uns und sagt: no problem, er hat mit dem Polizisten gesprochen und er darf bleiben. Wir aber leider nicht, erklären wir. Das ist ihm richtig peinlich. Es ist so, wie wir schon befürchtet haben: es geht auf´s Wochenende zu und die Polizei macht Platz für die Einheimischen, die sonst nie eine Chance auf einen Parkplatz hätten. Irgendwie verständlich, aber schade für uns. Außer dem Spanier packen alle zusammen und müssen sich etwas anderes suchen. Wir hoffen, daß wir möglichst schnell einen Camping finden, der groß genug ist, um uns unterzubringen….

Bis bald,

liebe Grüße

Julia & Martin

Drink positive!

 

 

 

 

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