Morgens um halb sieben. Alles grau in grau. Schwarz-Weiß-Foto-Licht. Aus dem Nebel tauchen die ersten kleinen Inseln vor Falkland auf.
Kormorane schwimmen auf den Wogen und tauchen nach Futter.
Weißsandige Strände kommen in Sicht, wer hätte gedacht, das Falkland solche Strände hat?
Rabbit Cove heißt der Strand. Hier lebt eine große Kolonie Eselspinguine, auf englisch Gentoo Penguins.
Dann machen wir uns mal auf zum Frühstück. Die Brote und Brötchen werden jeden Tag frisch gebacken, es gibt einen Bäcker an Bord, der sich jede Nacht um unser frisches Brot kümmert.
In der Bucht ist die See ruhig, keine Wellen, das Expeditionsteam schwärmt aus, um alles für unsere Zodiakanlandung vorzubereiten.
Unsere erste Zodiakfahrt, sehr aufregend. Wir sind in der letzten der vier Gruppen, Team Green. Als wir unsere Rucksäcke packen, sagt Martin plötzlich:“Wo ist meine Kamera?“ Verblüfft sehe ich ihn an. Ach du meine Güte!
Wir haben die Kamera vergessen. In der Rappelkiste. Das darf doch nicht wahr sein?!
Doch. Oh man, wie wir uns ärgern…
Jetzt bleiben uns nur die Hendikameras.
Da kommt unser Aufruf. Wir gehen runter zum Basecamp, ziehen die Gummistiefel an und warten.
Und ärgern uns immer noch. Aber schließlich: was soll´s, nicht zu ändern. Schiet verdammter.
Überraschend kommt die erste Gruppe schon wieder zurück. Alle pudelnass! Die Wellen haben plötzlich von 10 Zentimeter auf 3 Meter umgeschlagen und sind in die Zodiaks geschwappt. Das ist zu unsicher für alle.
Anlanden wird erstmal verschoben.
Auf Deck beobachten wir das Expeditionsteam, das geschütztere Landungsplätze sucht.
Nichts zu machen, unvorhersehbar wechseln die Wellen von Mini auf Maxi, zu gefährlich. Rabbit Cove ist gestrichen.
Später sehen wir auf Fotos, welche Schwierigkeiten das Expeditionteam hat, ihr Material und sich selber wieder ins Zodiak zu bekommen. Bis über die Stiefelschäfte stehen sie im Wasser.
(Foto von Rolfie, dem Schiffsfotograf)
Sicherheit geht vor. Die Zodiaks kommen zurück
Die Diana schippert weiter zu einer anderen Bucht.
Keine Gentoos heute, schade.
Ganz schön raue Gegend, die Falklandinseln
und kalt…
Eine halbe Stunde später ist eine ruhige Bucht gefunden, die Boote werden wieder zu Wasser gelassen, die erste Gruppe fährt los
Wir sind als letzte dran, warten so lange draußen auf Deck und wer sagt´s denn: die Sonne kommt raus!
Es wird richtig warm..
Zwei Stunden später als geplant stehen wir wieder im Basecamp, mit Anorak und Schwimmweste und sehr aufgeregt.
Es ist total einfach, in die Boote einzusteigen. Man sitzt sehr gut und fühlt sich erstaunlich sicher. Viel besser als erwartet.
Unser Zodiakcaptain heißt Henri und kommt aus Bremen.
Eine Rundfahrt durch die Bucht.
(Foto von Rolfie)
Kelpblätter stechen wie Flossen aus dem Wasser. Magellan- und Kelpgänse rasten am steinigen Ufer, Felsenscharben tauchen nach Futter, ihre Federn wie glasiert, wenn sie auftauchen.
Auf einem Bootswrack trocknet ein Kormoran seine Flügel, ein Austernfischer spaziert auf Deck.
Es ist eine ruhige Fahrt kreuz und quer durch die Bucht. Auf einem Hügelkamm stehen Magellanpinguine und schauen konzentriert in die Ferne. Dafür reicht der Zoom unserer Hendis nicht. Wehmütig denken wir an Martins Kamera, grummel, grummel….
Nach einer Stunde sausen wir zurück. Prima, Zodiak fahren macht total Spaß!
Während wir lunchen, kommt der Lotse an Bord, die Diana läuft im Hafen von Port Stanley ein.
Wir haben uns spontan entschlossen, die geführte Tour im Bus zu streichen und die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Zu Weihnachten ein Pint in einem englischen Pub trinken, das möchten wir machen. Ab 13Uhr45 stehen Shuttlebusse bereit, um uns in die Stadt zu bringen. Alles top organisiert. Martin fragt die Fahrerin nach dem besten Pub in Port Stanley. Sie schlägt die Victory Bar vor.
Am Jetty Visitor Center steigen wir aus, orientieren uns kurz
und laufen in die Stadt.
Krass, wir sind auf Falkland! Auf diesen winzigen Inselchen mitten im Südpolarmeer, die erst 1982 durch den Krieg ins weltweite Bewußtsein geraten sind.
Der erste Eindruck von Port Stanley: sehr englisch.
Wir besichtigen die Kirche.
In einem Andenkenladen erstehen wir Postkarten, wegen der horrenden Preise beschränken wir die Anzahl auf fünf. Eigentlich sollten es viel mehr sein…
Leider wissen wir die meisten Postleitzahlen nicht. Es gibt kein öffentliches Wifi auf Falkland. Aber der freundliche junge Mann an der Kasse überlässt uns kurz sein Telefon, um im Internet nachsehen zu können. Thank you very much!
Mal sehen, wann die ankommen…gute Reise!
Sollen wir noch so eine hübsche Teekanne mitnehmen?
Auf gar keinen Fall!
Jetzt müssen wir uns sputen. Die Geschäfte schließen heute schon um 16 Uhr.
In einem Supermarkt wollen wir Walkers Chips kaufen und Shortbread. Und Kaffee. In Argentinien finden wir kaum Kaffee ohne Koffein und wenn, dann nur so lala gut, dafür unglaublich teuer. Martin prophezeit schon seit längerem: “ Auf Falkland finden wir richtig guten Kaffee!“ Klar, die Engländer sind ja bekannt für ihren sehr guten Kaffee!?
Wir schlendern durch die Regalreihen und machen eine echte Entdeckung. Kein Kaffee, aber:
Sauerkraut! Das brauchen wir unbedingt!
Und Dijon Senf! Lang vermisste Dinge.
Einmal um die Ecke und da stehen die Gläser im Regal: Kaffee ohne Koffein zu einem vernünftigen Preis! Zwei verschiedene Sorten, die wir kennen und sehr gerne mögen! Martin hat es gewusst! Rule Britannia!
Alles ist viel günstiger als in Argentinien. Mit einer großen Papiertüte voll schöner Dinge kommen wir wieder aus dem Supermarkt raus.
Das ist Weihnachten nach unserem Geschmack!
Gemächlich wandern wir durch Port Stanley.
Martin ruft beim Ministerium für Zauberei an – 62442 -( Harry Potter, der Orden des Phönix ), aber dort es geht niemand ans Telefon.
In den Gärten wachsen Yucca Palmen.
Die Shuttlebusfahrerin hat uns erzählt, das es kaum schneit auf Falkland. Interessant, wir dachten, die versinken im Winter in Schneemassen.
Schon den ganzen Tag geht es mir nicht so gut. Halsschmerzen. Von Stunde zu Stunde wird es schlimmer. Hab ich mich erkältet? Das käme jetzt sehr ungelegen!
Durch die oberen Gassen schlendernd, suchen wir einen Pub. Ein kühles Beer würde meinem rauen Hals sicher gut tun.
Vor einem Haus stehen viele Leute mit Getränken in der Hand.
„Falkland Beerworks“ steht auf einem Schild, hier sind wir richtig!
Zwei junge Menschen sitzen vor der Tür, wir fragen, welches Bier sie empfehlen können. „Iron Lady!“ Das klingt super!
Die Pinte ist der Hammer! Gestopftevoll, wir bekommen kaum die Tür auf, dicht an dicht stehen die Leute. Lautes Geplauder, es riecht extrem nach Bier. Nur ein Raum, vielleicht 12 qm, gegenüber der Tür eine kleine Theke. Verfolgt von neugierigen Blicken kämpfen wir uns durch und bestellen „one pint and one half pint Iron Lady, please!“ Zum Bier bekommen wir noch ein Glas Glühwein dazu geschenkt. „Merry Christmas!“
Das Bier ist dunkelhonigfarben. Selbstgebraut, durch eine breite Tür sehen wir die Braukessel.
Draußen setzen wir uns zu einer fröhlichen Gruppe Falkländer, die Weihnachtspullover und Haarrreifen mit Weihnachtstörtchen drauf tragen.
Die Sonne scheint.
„Cheers!“
Was soll man sagen? Uns schmeckt das Bier schal, süß, ein bißchen wie Kölsch. Egal, wir sind schließlich auf britischem Hoheitsgebiet und nicht im Land der höchsten Braukunst! Der Glühwein ist hervorragend gut. „Merry Christmas!“ prosten wir uns alle zu.
Komm, einer geht noch! Martin holt Nachschub.
Genau so wollten wir Port Stanley erleben. Perfekt.
18 Uhr, am Jetty Center warten wir auf den nächsten Shuttle zum Schiff.
Am Hafen liegt die „Lilibet“ vor Anker, ein blitzneues Fischereischutzboot. Auf der Mole schnarchen Seelöwen, riesige Karakaras hocken auf dem Geländer.
Wieder in unserer Kabine, messen wir Fieber. Erhöhte Temperatur, verdammt nochmal.
Etwas ausruhen, in die pharmazeutische Trickkiste greifen und dann freuen wir aufs Weihnachtsdinner
Die Vorspeise überspringen wir, es beginnt mit einer getrüffelten Kartoffelsuppe
Exzellent! Wir werden noch Trüffelfreunde, wenn das so weitergeht….
Anschließend ein Salat aus karamelisierter Rote Bete mit frittierten Zwiebeln
Ist das gut…..
Hauptgang:
Lachsfilet, Ofenkartoffel mit etwas Rosmarinbutter und Wintergemüse. Martins Blumenkohl landet auf meinem Teller, köstlich!
Zum Dessert bestellt sich Martin wieder frische Früchte, er liebt frisches Obst…
und jetzt kommt mein Weihnachtsdessert:
Das ist der Hammer! Wunderschön angerichtet!!
Ein Traum!
Zum Abschluss werden noch Pralinen serviert. Alles selbst in der Schiffsküche hergestellt.
Satt und sehr zufrieden mit allem, fahren wir hoch in die Lounge.
Brandon hat noch ein spätes Briefing anberaumt.
Denn Rabbit Cove auf Pebble Island ist noch nicht vom Tisch. Morgen früh wird ein zweiter Versuch unternommen. Dort lebt, außer den Gentoos, eine Kolonie Rockhopper Penguins, Felsenpinguine. Wir haben die Wahl, ob wir Gentoos am Strand beobachten wollen oder eine flotte Wanderung zu den Rockhoppern unternehmen möchten. Ich trage uns für die Rockhopper ein. Die sieht man nicht so oft, das wäre echt toll.
Morgen Mittag stechen wir wieder in See –> nach Südgeorgien und den Sandwich Islands
So sieht unser Programm für morgen aus:
Voller Terminkalender.
Briefing ist zuende, die Servicekräfte versammeln sich auf der Bühne.
Sie singen Weihnachtslieder für uns. Zuerst etwas schüchtern, dann immer lockerer. Schnell kocht die Stimmung hoch, bei „Feliz Navidad“ tobt der Saal
und alle singen und tanzen
Ein wunderschöner Weihnachtstag!
Merry Christmas! Frohe Weinachten euch allen!
Liebe Grüße, bis morgen!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
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