Griechenland: Fest in Matsch und Pampe

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Die Spuren der Überflutung der letzten Woche sind noch deutlich zu sehen. Braune Wellen voller Sand walzen sich an Land. Was sie dem Strand im Sturm abgenommen haben, wird jetzt langsam zurückgetragen.

 

 

2 Nikoläuse stehen vor der Tür ( Danke Sylvia!!)

und um uns herum ist ein richtiges Camperlager entstanden. Unsere Freunde haben neue Reisebekanntschaften mitgebracht, die wiederum ihre Freunde und so versammeln sich abends am Lagerfeuer 20 Leute. Ein fröhliches Durcheinander von Gesprächen und Gelächter, zwei Strassenmusikanten ( @halt-mal-kurz ) sorgen für Musik.

 

Am nächsten Morgen weht über Kyparissia ein dichter Regenschleier, am Horizont wird es stockfinster. Das Meerwasser leuchtet hell türkis unter den düsteren Wolken. Plant das Unwetter der letzten Woche etwa ein Comeback?!

Bitte nicht schon wieder……

Das große Camperlager löst sich auf, die jungen Leute ziehen weiter. Wir machen uns auf den Weg zur Taverne, da öffnet der Himmel die Schleusen: ein Wolkenbruch jagt uns im Laufschritt unter den Schirm einer Pinie. Jetzt geht das wieder los….

Da hilft nur eines: Ruhe bewahren und die gute Laune nicht verlieren. Durch Pfützen und Matsch platschen wir zur Taverne, ein Windstoß zerknickt Alfreds Schirm…

Komplett Land unter. Während wir bei Maria´s Taverne sitzen, macht der Regen ebenfalls Pause. Kaum wandern wir zurück, pladdert es drauflos.

 

Überall steht das Wasser, aber damit nicht genug. Ein kräftiger Nordwind lässt auch noch die Temperaturen sinken. Unser Bad hängt voll mit nassen Jacken, überall stehen nasse Schuhe zum trocknen……Klinge ich frustriert? ……..Ein wenig…..

Zum erstenmal in diesem Winter zünden wir unser Kaminfeuer. Die kleinen Holzscheite knistern, schon der Anblick wärmt einen auf. Pah!! Soll es doch draußen ruhig weiter stürmen, drinnen ist es sehr gemütlich.

Und verglichen mit den Fotos, die unsere Freunde aus Berlin schicken, kommen wir noch glimpflich davon. Brrrrrrrrrr!!!

 

In Kyparissia gehen wir zum KEP, dem Bürgerbüro, um eine temporäre Steuernummer, eine AMKA, zu beantragen. Diese brauchen wir, um uns in Griechenland die dritte Impfung gegen Covid-19 geben zu lassen. Der Antrag ist völlig unkompliziert, es wird ca 14 Tage dauern, bis die Nummer freigeschaltet wird. Das können wir in jeder Apotheke abfragen und uns dann einen Impftermin reservieren lassen. Wo und natürlich auch mit welchem Impfstoff wir das möchten, bleibt uns überlassen. Freie Entscheidung.

 

Fröhlich tanzen unsere Wäscheklammern im Wind, wie in der Schiffschaukel auf der Kirmes. Hui!!

Die Vorräte gehen zur Neige, Zeit für eine Einkaufstour. Die Wäscheleine wird zwischen 2 Bäume gespannt, wir sind ja gleich wieder da.

Alles erledigt, eine halbe Stunde später kommen wir zurück. Habe ich schon erwähnt, daß es regnet? Ab morgen dann mit Windböen bis 80 km/h, da suchen wir uns besser eine windgeschützte Ecke. Nur noch schnell die Wäscheleine holen.

Wir trauen unseren Augen nicht: die Leine ist weg! In der Nähe steht seit einigen Tagen eine Gruppe Camper, wir fragen nach. Und tatsächlich, der erste, den wir fragen, verrät uns, wer die Leine genommen hat.

Martin klopft. „Hast du die grüne Wäscheleine?“

„Jaa….die hab ich gefunden.“

„Gefunden?!“

„Jaa…..willst du die wiederhaben?“

„Wie bitte?? Aber natürlich!“

Der Typ rückt die Leine wieder raus.

„Wo sind die Klammern?“

„Hm…..na gut, dann geb ich dir die Klammern eben auch wieder.“

Was ist das denn? Und dem ist das noch nicht einmal peinlich. Leute gibt´s….

 

Durch heftigen Hagel kurven wir zum Steyr von Silke und Roland, suchen einen windstillen Platz in der Nähe.

Aber die Sträucher sind uns zu niedrig, bieten zu wenig Schutz. Weiter vorne stehen die Pinien dicht an dicht, dort ist es besser. Abends schlagen unsere Telefone Alarm: eine Unwetterwarnung des griechischen Zivilschutzministeriums poppt auf.

Wir sind gut vorbereitet und igeln uns ein. Das Unwetter kann kommen.

Regen, Sturm, Blitz, Donner, Hagel plus Windböen über 80km/h. Nonstop Tag und Nacht. Für 2 Tage verschwinden wir im Orkan. Den 3. Advent verbringen wir drinnen. Das Meer brüllt und tobt.

 

Licht! Überstanden! Wir können wieder raus!

Unsere lieben Freunde, Jutta und Bodo, kommen morgen mit der Fähre von Ancona. Nach 3 Wochen in Elea starten wir Richtung Patras, um sie abzuholen. Echt schön, wieder unterwegs zu sein. Hoch spritzt das Schlammwasser unter unseren Reifen, der Waldweg durch die Pinien ist eine einzige Pampe.

Strassen und Felder stehen unter Wasser, die Strände sind abgebrochen und fortgeschwemmt, inklusive einiger Strandbars. Der Orkan hat enorme Schäden verursacht.

In Kato Achaia, etwa 30 Kilometer südlich von Patras, sind wir verabredet. Das Hochwasser macht kleine Seen aus den Strassen. Am Fischerhafen stellen wir die Rappelkiste ab und warten auf die Ankunft der Fähre in Patras.

Und warten und warten und warten…..

Die Hafenarbeiter streiken, die Fähre erhält keine Erlaubnis zum Anlegen. In der Ferne sehen wir die beleuchtete „Zeus Palace“  für Stunden in der Warteschleife vor dem Hafen herumdümpeln. Genug Zeit, um erstmal gemütlich essen zu gehen. Im Restaurant bittet man uns in die Küche, wir sollen dort das Essen begutachten und auswählen. Und es schmeckt hervorragend!

Allein die Harfenmusik vom Band in Endlosschleife ist ein wenig……gewöhnungsbedürftig. Am Ende können wir mitsummen….

15:30 Uhr sollte die Fähre ankommen – um Mitternacht ist es soweit, der T4 unserer Freunde parkt hinter uns ein und endlich können wir Wiedersehen feiern! Willkommen in Griechenland!!

 

Morgens tuckern die Fischerboote in den Hafen. Die Seeleute nesteln den Fang der Nacht aus den Netzen. Schöne Doraden sind dabei. Kleine oder verletzte Fische wandern auf den Katzentisch. Einige Leute kaufen tütenweise direkt vom Boot. Wir wandern mal um den Hafen. Ziemlich verwahrlost, die Stege morsch und vermodert, einige Boote gekentert. Müll im Wasser. Aber wir mögen den schrottigen, unverfälschten Charme.

 

Jetzt gilt es einen schönen Strand zu finden. Bei Neo Manolada biegen wir ab und sausen an endlosen Erdbeerplantagen vorbei Richtung Meer. Das Ausmaß der Überschwemmungen ist erschreckend. Die Felder überflutet wie Reisfelder. Hoch sprühen die Fontänen, als wir über die völlig überspülte Strasse brettern. Die kleine Brücke erkennt man nur noch am Geländer.

 

Da kann der T4 nicht mit. Das Wasser steht so hoch, daß es den beiden in die Türen reinlaufen würde. Die Rappelkiste kann hier nicht wenden. Also warten unsere Freunde am Rand der Wasserstrasse und wir stürzen uns mit Vollgas in die Fluten. Es spritzt hoch bis ans Fenster, juhuhh!! Ein Heidenspaß!!

Irgendwann kommen Gewächshäuser, der Wachhund steht auf dem Dach, um ihn herum ist alles versunken. Auf einer Wiese können wir drehen.

 

Kurz ausholen zum Wendemanöver und….schwupp! Sitzen wir fest! Hoppla!

Eingesunken im aufgeweichten Lehmboden. Das ist das erste Mal, daß wir uns wirklich festgefahren haben. Na, dann sehen wir uns das mal an!

Aussteigen ist sehr bequem, denn die Reifen sitzen tief im Matsch. Unter unseren Füßen federt der Boden. Satt vollgesogen mit Wasser.

Schaufeln raus, wir beginnen zu graben. Ein Farmer kommt vorbei und hält an. Wir sollen warten, er holt einen Traktor. Sehr freundlich. Ehrlich gesagt, brauchen wir vermutlich keinen Traktor. Wir kommen da auch alleine raus, aber egal.

Erstmal schippen!!

Der Boden ist weich und ziemlich schwer. Nach jeder Schaufel läuft sofort wieder Wasser nach. Aber wir kommen gut vorwärts. Alle Reifen sind freigeschippt, als der Trecker kommt. Zusätzlich kommen auch noch ein paar Nachbarn, zum gucken.

Hm, das ist ja ein recht kleines Treckerchen…..Martin schaltet alle Sperren und den Geländegang der Rappelkiste zu. Der junge Mann hat ein stabiles Stahlseil mitgebracht. Zuerst versucht er, den Steyr mit einer Linkskurve rauszuziehen. Das geht natürlich nicht. Die Treckerreifen drehen durch. Dann probiert er es geradeaus. 2 Versuche, dann hat der Trecker Grip. Los geht´s: er gibt Gas.

Bevor das Seil überhaupt gespannt ist, fährt die Rappelkiste schon alleine aus dem Loch, gemeinsam fährt das Gespann auf die Strasse. Großer Jubel überall!!

 

Wir bedanken uns überschwenglich, alle winken, der Trecker fährt ab. Für die gelungene Aktion möchte der junge Mann ganz entschieden nichts haben. „Oxi, oxi, no problem!“

 

Schnell sind die Schaufeln verstaut, bestens gelaunt fegen wir durch die aufstiebenden Wasserfontänen zurück, dabei werden auch unsere Reifen gleich wieder sauber.

Jutta und Bodo schicken ihren Standort am Strand von Manolada. Wir machen uns auf den Weg….

Liebe Grüße, bis bald!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

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