Georgien – Chachuna MR – Öl und Gas speiende Vulkane 31.05.2022

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Ein Zweiminuten-Spaziergang führt hinunter zum Lori, vorbei an verfallenen Gebäuden. Zuerst denken wir an Militär, aber es sieht eher nach Fabrik aus. Der Regen- wird zum Sonnenschirm, es ist schon vormittags sehr heiß.

Unten rauscht der grüne Fluss. Ach, wenn man doch nur reinspringen könnte in die kühlen Fluten….

Eine Brücke führt zu einem schattigen Picknickplatz, leider zu schmal für die Rappelkiste

Rauchschwalben sirren durch die Gebäude, graue Küken linsen über den Nestrand, man erkennt die weißen Schnabelränder

Alles ist baufällig und kurz vor dem Einsturz, der Beton löst sich auf.

 

Die Temperaturen nähern sich der 30°C Marke, wir klettern in die Rappelkiste und starten zu den Mud Vulcanos.

Ca 29 Kilometer liegen vor uns, mal sehen, wie lange wir dafür brauchen.

 

Wenig später sichten wir ein großes Gebäude mit einem Aussichtsturm. Ist das die Rangerstation, die wir gestern vergeblich gesucht haben?

Die Tore sind fest geschlossen, niemand da. Hier hätten wir ohnehin nicht übernachten können.

 

Vor uns breitet ein Bienenfresser seine Schwingen aus, das stahlblau seiner Flügelfedern glänzt in der Sonne.

Eine Reihe Strommasten am Horizont markiert die Strasse, die wir zum Damm über den Dali Stausee nehmen müssen. Wir stoppen vor einem Hügel. Fahren wir drumrum? Oder einfach drüber?

Drüber! Mit Leichtigkeit zieht die Rappelkiste hügelaufwärts….

Noch ein wenig querfeldein, dann befinden wir uns nach all der Pistenfahrt mal wieder auf einer „Strasse“. Jedenfalls ist dieser Weg als Strasse in der Karte eingezeichnet.

 

Rechts taucht eine Ferienanlage auf. Hunting Cabines, verlassen und verfallen

Der Dali Stausee liegt vor uns, blau und kühl…… Wir halten Ausschau nach einer Badestelle, da unten vielleicht, beim Boot. Könnte man auch schön stehenbleiben….Aber die Rappelkiste rollt weiter, auf den Damm hinauf. So wird das nichts mit abkühlen im Wasser….

Anderthalb Kilometer schnurgeradeaus, wie immer in Rumpelkriechgeschwindigkeit.

Schlechte Pisten danach, tiefe Rinnen und Schlaglöcher, wir kommen noch langsamer voran. Der Weg taucht tief hinunter in einen breiten, staubigen Canyon. Die Wände sind voller Nisthöhlen, Bienenfresser sausen von links nach rechts.

Danach wird der Weg besser, die Piste glatter. Irgendein Wasserlauf hat tiefe Gräben hinterlassen, Canyons zerfurchen die Landschaft.

Wie auf einer Schiffschaukel fliegt die Rappelkiste Hügel auf und ab durch grünes Land. Beinahe wie auf der Boudenib Piste in Marokko  -> Achterbahn

Anschließend rollen wir oben auf dem Kamm entlang, zu beiden Seiten fällt der Hang ab in langgezogene Täler, rötliches Gras bedeckt den Boden.

Nach einigen Kilometern ein Schild: 2,63 km bis Takhti Tepl. Ist ja nicht mehr weit, müsste man den oder die Vulkane nicht schon sehen? Naja, es sollen ja Minivulkane sein…

Rauf auf 450 Meter Höhe ü.M. Um eine Kurve herum liegt vor uns ein helles Hochplateau mit einer leichten Erhebung. An einer Stelle läuft Flüssigkeit hinab. Ist das der Minivulkan? Zugegeben: das haben wir uns ganz anders vorgestellt!

Wir laufen mal rüber. Mit Sonnenschirm gegen die glühende Hitze.

Je näher wir kommen, desto besser wird es: heller, verkrusteter Boden, darauf viele Minikrater. Es blubbert überall – anders als gedacht, aber sehr beeindruckend! Begeistert laufen wir kreuz und quer über das Vulkanfeld, der Boden federt unter unseren Schritten, warmer Wind weht

Die kleinen Vulkane werfen Blasen und spucken grauen Schlamm. Hier! Und da! Und dort!

Wir wüßten gerne, wie warm der Schlamm ist, trauen uns aber nicht, den Finger reinzustecken. Kein Dampf zu sehen, aber vielleicht ist es trotzdem zu heiß und man verbrüht sich.

Manche Krater sind umgeben von grau-grünlichem Glibber, vermutlich ein Algengelee.

Oben setzen wir uns auf eine Bank, umgeben vom ständigen blubb-blubb der Minikrater. Vor uns ein grandioser Blick über das Vulkanfeld und den Dali See.

 

Tief beeindruckt von diesem Ort machen wir uns über den elastischen Boden auf den Rückweg zur Rappelkiste.

 

 

Zurück über den Bergrücken, hinunter ins Tal….

dann auf und ab über die Hügel , huiiiii…..

Unterm Gras zeichnen sich in feinen Linien die Gesteinstrukturen ab.

Runter, durch den Bienenfresser Canyon

Ein paar Kilometer weiter westlich warten noch mehr Minivulkane auf uns. Und diese sollen sogar Erdöl spucken!

 

Vor den gestreiften Gebirgen wird am nächsten Kontrollposten nochmal sehr gewissenhaft unser Permit geprüft.

Nach 20 Kilometern sichten wir hinter einer Farm die Kontur eines dunklen Hügels, hier soll es die Erdölspucker geben.

Vorm Berg angekommen, stellt sich die Frage, ob wir rauffahren oder rauflaufen…..es ist unklar, ob wir die Rappelkiste oben parken können….aber laufen?! Bei der Hitze?! NO! Das geht schon mit parken!

Mit ordentlich Schwung zieht Rappel bergan, zack sind wir oben – AAAHHH!!! Martin geht voll in die Eisen! Statt Platz zum parken erwartet uns hier nur der Kraterrand! Noch ein paar Meter weiter und wir rollen direkt abwärts in den Kraterschlund hinein!

Was nun? Hilft nix, wir müssen wenden.

Unsere Wasserwaage zeigt 24% Gefälle. Na bravo! Das wird die schrägste Schrägfahrt, die wir je erlebt haben!

Los geht´s, ab in die Schieflage! Zuerst rückwärts, Martin dreht die Rappelkiste quer zum Hang, der Wagen kippt zur Seite. Wir halten uns an der Tür fest, müssen uns abstützen! Martin sitzt gefühlt 1 Meter tiefer als ich…noch ein Zug rückwärts, Hauptsache, der Steyr kommt nicht ins Rutschen…..und wir sind rum, uff, das war ….außergewöhnlich!

 

Unten wird geparkt. Die Aufregung von unserem schrägen Wendemanöver wirkt noch nach….

Wir laufen wieder hoch, ganz schön steil!

Schnell mal eine Fotomontage von der Rappelkistenschräglage zur Veranschaulichung

 

Gut – aber wo sind die Minivulkane?

Wir wandern los über den Kraterrand.

Da hinten!

Wow! Was für eine bizarre Landschaft! Es riecht nach Teer, dicke Batzen bedecken den Boden. Schwarzes Öl blubbert aus den Vulkanen.

Blubb…..                                                                    Blubb……

Unter uns brodelt es, ein komisches Gefühl. Wir stehen auf einem unterirdischen heißen Erdölsee

 

Ohje…hier scheint ein Alien verunglückt zu sein, eingebrannt in die trockene Erde…..klarer Fall von Herz- und Bauchblubb…..

Öl und Schlamm laufen in kleinen Rinnsalen aus den Kratern

und zeichen wunderschöne Muster auf den Erdboden

Der Boden gibt unter unseren Schritten leicht nach, wir warten und lauern auf die Blasen. Blubb…..

Eine faszinierende Landschaft, wir sind total begeistert.

 

 

Es wird Zeit für den Rückweg zur Rappelkiste.

Als nächstes wollen wir einen schönen Übernachtungsplatz finden, was am Fluss wäre toll. Und wieder stellt sich die Frage, ob wir den Lori an irgendeiner Stelle überqueren können, sonst……alles wieder zurück…..

Vorbei an der kleinen Farm, Truthähne flattern herum, Schafe und ihr Hütehund schlafen im Stehen ein, so scheint es. Kein Wunder bei der Hitze.

Die Piste hält auf die gestreiften Berge zu, wir ziehen steil bergauf.

und – wen wundert´s? – steil bergab. Staub weht über die Piste, ein grünes Band aus Bäumen trennt das Tal, dort fließt der Lori.

An den aufgeschobenen Felsen vorbei rollen wir abwärts, voller Einsatz für die Motorbremse

Am gegenüber liegenden Ufer entdecken wir eine Piste. Aha! Es gibt also irgendeinen Übergang, oder? Und was ist das für eine Staubwolke da hinten? Ein Lkw?

Wir rollen ins flache Tal, der Blick geht zurück auf die Berge – da ging´s runter

Die bunt gestreiften Berge liegen wieder im Schatten, nicht zu glauben, wie hell sie im Sonnenlicht strahlen.

Im Rückspiegel zeigt sich die gerade bewältigte Schussfahrt nochmal in voller Schönheit

 

Voraus kommt uns jetzt tatsächlich ein Lkw entgegen, bestimmt der Verursacher der Staubwolke! Wenn der über den Fluß kam, kommen wir auch drüber.

Dann mal hinein in den grünen Tunnel…

Okay….was sehen wir hier…

eine sehr schmale Brücke, den Fluß und einen Bagger…..Martin steigt aus und befragt den Baggerfahrer.

Nein, die Brücke knickt unter uns ein, lacht er. Aber alles no problem, wir sollen nur kurz warten und zur Seite fahren….gut, machen wir und warten….aha!

da schiebt sich ein großer Laster aus dem Fluss hinauf aufs Ufer! Als der vorbei ist, macht uns der Baggerfahrer Zeichen, wir sollen hinter ihm herfahren. Na denn…..ma rinn inne Fluten!

Ein Stück flußabwärts sind wir wieder an Land und bedanken uns herzlich beim Baggerfahrer. Sehr freundlich!

So, hier irgendwo bleiben wir auch über Nacht. Wir biegen gleich rechts ab und schaukeln über eine Wiese am Fluss entlang.

Feierabend!

Erstmal ein kühles Braugetränk zur Erfrischung.

Eine Stunde später braut sich noch was anderes zusammen….schon wieder Blubberblasen, diesmal am Himmel, sogenannte „Mammawolken“

Ein sensationeller, wunderschöner Tag verabschiedet sich mit spektakulären waagerechten Wolkenblitzen.

Vögel singen ihr Abendlied, das monotone Tuut—Tuut—Tuut—Tuut—-mehrerer Zwergohreulen tutet durch die Nacht.

 

 

Morgen verlassen wir Chachuna, leider. Jeder Tag war so voller Erlebnisse, wir könnten gerne noch viel länger hierbleiben. Zum Beispiel hier am Lori, der uns unterwegs so oft begegnet ist. Ein paar Tage ohne besondere Erlebnisse täte auch mal ganz gut.

Aber es geht morgen weiter. Wir sind verabredet. Und freuen uns sehr drauf!

Liebe Grüße, bis bald!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

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