Georgien – Nieder-Kachetien: im David Garetja Kloster, Udabno und Umgebung 21.05. 2022 – 23.05.2022

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Der Sturm läßt endlich nach. Mittags besuchen uns Gaby und Andrea. Übermorgen reisen sie nach Armenien, dann weiter in den Iran, Pakistan und Indien.

Gute Reise, ihr Beiden! Es war eine große Freude, euch noch mal wiederzusehen! Tolle Geschichten haben wir zusammen erlebt.

Georgien – Goderzi Pass 10.05.2022

Bis irgendwann irgendwo!

 

Marschrutkas – Minibusse – bringen die ersten Touristen zum David Garetja Kloster. Vogelkundler schleichen mit riesigen Teleobjektiven durch´s Gebüsch.

Vorbei am Visitor Center wandern wir hinauf zum Kloster. Im sechsten Jahrhundert siedelte Dawid, einer der „13 syrischen Väter“ in der Wüste Garetja und gründete das erste Kloster. Der Komplex besteht aus dem Lawra, dem Haupthaus und mehreren Höhlen und Kapellen, die sich, zum Teil auf azerbaidjanischen Boden, über den Bergkamm verteilen. Sie sind berühmt für ihre Fresken.

Das Eingangstor erinnert an eine Burgfestung.

 

Dahinter öffnet sich ein kleiner ummauerter Innenhof. In die schräggestellten Felswände sind Mönchszellen eingegraben, die wir nicht besichtigen können.

Das Kloster ist seit einiger Zeit wieder bewohnt. Hinter hohen Mauern verborgen leben die Mönche, sie bewahren das geistige Erbe und die Gebäude.

Über ausgetretene Steintreppen gelangen wir auf die Galerie und schauen von oben in den Hof.

Die Kapelle darf besichtigt werden.

Nach einer kurzen Pause im Innenhof suchen wir den Wanderweg zu den Höhlenmalereien.

Ein steiler Trampelpfad führt hinauf zum alles überblickenden Wachturm. Auf dem Bergkamm verläuft die Grenze zu Azerbaidjan.

Oben am Turm haben wir eine grandiose Aussicht aufs Kloster und die Umgebung. Der Landstrich ist im Sommer glühendheiß, es gibt kaum Wasser. Die früheren Mönche sammelten Wasser in einem ausgeklügelten Rinnensystem in den Felsen.

Inzwischen wird das Wasser in einer modernen Zisterne gesammelt. Ein Soldat lehnt gelangweilt an der Mauer und hört Musik.

Wir wandern durch blühende Wiesen, ein wunderschöner Weg.

Vor einer Felswand machen wir Halt. In den Stein sind die Wasserrinnen eingegraben. Treppenstufen führen zu einer Höhle. Martin verzichtet, ich klettere hoch.

Die Höhle ist verschlossen und stockfinster. Wasser tropft gleichmäßig auf ein Blech. Ping…….Ping…….Ping…….

Das Beste ist der Ausblick ins Tal.

Wieder unten angekommen, berichtet Martin, daß wir nicht weiter dürfen. Unter einem großen Baum schiebt ein Soldat Wache und verwehrt uns den Weg. Die Höhlen seien geschlossen, sagt er. Grenzprobleme, anscheinend dürfen nur geführte Gruppen von hier aus weiter, keine Einzelpersonen. Was für eine Enttäuschung!

Wir wandern zurück zur Rappelkiste.

 

 

Vorbei an den bunten Felswellen sausen wir nach Udabno.

Über den Kamm hinweg erhaschen wir zum ersten Mal einen Blick auf Azerbaidjan. Davor steht winzig klein das David Garetja Kloster.

 

Das Dorf Udabno liegt weit entfernt von jeder anderen Siedlung. In den 1980er Jahren wurde es von swanetischen Ökos gegründet, die hier Einsamkeit und pures Landleben suchten.

Wir streifen das Dorf nur am Rande und nähern uns über eine Holperpiste einem kleinen See nordwestlich vom Ort.

Auf den Wiesen grast eine große Pferdeherde. Mit Fohlen und einem kraftstrotzenden Anführer. Haben wir das jemals zuvor gesehen? Frei umherziehende Pferde ohne Weidezaun? Wunderschön!

 

Der See ist morastig und müffelt.

Wir wenden und rumpeln zurück. Jetzt mal mitten durch Udabno.

Manche Häuser werden nur noch als Stall genutzt. Es gibt einen winzigen Laden, sonst nichts außer Schweinen, Kühen und Hunden.

Zum Glück schafft es dieser Berserker nicht über den Zaun, der wäre auch noch ins offene Rappelkistenfenster gesprungen…

 

Schon auf der Hinfahrt ist uns der Oasis Club aufgefallen. Hostel, Restaurant und Wohnmobilstellplatz. Kaum zu glauben….hier?!

Der Restaurantgarten ist voll besetzt. Interessant.

Auf gut Glück biegen wir ab auf eine Piste. Mal sehen, wohin uns dieser Weg führt.

Nach einer Weile kommt ein Bauernhof. Die Fenster sind mit Brettern und Plastikfolie verhangen, das Dach eingefallen, die Gebäude Ruinen. Kinder spielen vor dem Haus, es ist nicht so unbewohnt wie gedacht….

Uns begegnen Esel, Schafe und Kühe….

und dann nichts und niemand mehr….. Weiter, offener Blick in alle Richtungen. Feldlerchen trillern und zwitschern um die Wette. Hier sind wir richtig!

 

 

 

Den Tag genießen, in der Sonne liegen, lesen, Musik machen…..

 

Hin und wieder ziehen Hirten mit ihren Schafen vorbei und grüßen von ferne herüber. Ein Transporter biegt zu uns ab: „Where you from?“ fragen die Männer an Bord. „Germany.“ „Ah, Germany, welcome! Goodbye!“ Sie winken, hupen und sausen davon. Wenig später kommen sie über die Piste zurück, ein Kälbchen auf der Ladefläche und verfolgt von einem bellenden Rudel dieser riesigen Höllenhunde.

„Wenn die zu uns kommen, geh ich rein“ sage ich. „Wir schmeißen denen den ganzen Sack Futter vor die Füße, dann mögen sie uns“ lautet Martins Vorschlag. Ah! Bestechung! Gute Idee!

In Rustavi haben wir einen Beutel „Darling“ Hundefutter gekauft, wir sind gerüstet!

Der sonnige Tag geht langsam über in einen milden Abend.

Die Hunde sind nicht gekommen.

Gute Nacht!

 

 

Draußen zwirbeln die Feldlerchen, Schafe blöken, Hirten rufen ihr „Ho!“. Ein strahlender Morgen, schnell aufstehen und raus!

Nach dem Frühstück wird das Fahrerhaus gekippt, immer noch verlieren wir irgendeine Flüssigkeit. Das Leck ist noch nicht gefunden….

 

Ich bin gerade die Treppe rauf, da stehen sie plötzlich vor uns, wie aus dem Erdboden gewachsen: die Höllenhunde!

Sie sind scheu, wollen nur mal gucken und trollen sich recht bald wieder.

22 Grad, ein fast wolkenloser Tag. Martin kippt das Fahrerhaus wieder zurück. Das Leck ist diesmal vielleicht gefunden, abwarten. Unser Faltenbalg ist wieder zerrissen. Das Ding hält den Bewegungen des Koffers nicht stand. Da muss eine neue Lösung her.

Es duftet nach frischem Roggenbrot, gerade aus dem Ofen geholt. Martin telefoniert lange mit seinem Neffen, unglaublich guter Empfang hier im Nirgendwo.

 

 

Ein junger Reiter auf einem Pferd aus glänzendem Silber besucht uns. „Alemania?“ Er kratzt sein englisch zusammen und erzählt, daß er in Dortmund gearbeitet hat. Vor ihm auf dem Zauberpferd sitzt sein kleiner Sohn. „Say bye bye“ fordert sein Vater ihn auf. Der Kleine lacht, winkt: „bye bye!“ Zuckersüß. Sie reiten davon.

Der schöne Tag neigt sich dem Ende, im Abendlicht gibt es noch ein Konzert, begleitet vom Orchester der Feldlerchen. Man sieht sie nicht, aber hört sie um so mehr…

Wir wollen hier gar nicht mehr weg…..

 

 

 

Frühsport im Sonnenlicht. Kurz darauf zieht es sich zu, Donnerngrollen und Blitze, wir sollten nicht auf dem freien Feld bleiben.

Gewitter und Sturm lautet die Vorhersage. Besser, wir tuckern zurück nach Udabno und suchen dort einen windgeschützten Platz. Schade…..

Als wir im Dorf ankommen, können wir uns ewig nicht entscheiden. Hier gefällt es nicht und da auch nicht, dort ist es nicht windgeschützt, alles doof. Manchmal gibt es solche Tage, wo man sich einfach nicht entschließen kann.

Inzwischen ist der Regen vorbei, der Himmel schon wieder blau. Die Laune sinkt kurzzeitig in den Keller. Für den kurzen Schauer sind wir von unserer Traumwiese weggefahren?

Nein, angeblich soll in einer Stunde Starkregen und Wind bis 50km/h kommen. Wir entscheiden uns endlich für den Windschatten einer Ruine.

Auf den Stromdrähten und im Gebäude zwitschern große Vogelschwärme.

Vom Haus gegenüber kommt ein Mann. „Russkiy?“ Die klassische erste Frage. „No, Germani.“ Er stellt sich vor: „Aleko“ und kramt sein englisch raus. Das Land, auf dem wir stehen gehört ihm. Oh!

„Sollen wir wegfahren?“ fragen wir. Ein prüfender Blick auf das Nummernschild. Wir sind wirklich aus Deutschland. „No, no, good, good.“ Erleichterung. Sein englisch reicht nicht weiter, er holt Nino, seine Frau. Sie spricht sehr gut englisch. Kein Problem, wir dürfen gerne hier stehen, aber abends kommen Tiere zum Haus. Das stört uns nicht. „Wärt ihr Russen, wärt ihr unerwünscht“ sagt sie „but Germani good!“ Glück gehabt. Falls wir etwas brauchen, sollen wir rüberkommen. Dankeschön! Wie nett! Wir finden den Platz jetzt richtig gut.

 

Pünktlich nach einer Stunde kommt das Unwetter. Wir stehen prima windgeschützt. Schafe kommen angerannt, angetrieben von einem schwarzen Hütehund. Kühe und Pferde versammeln sich, alle retten sich in die Ruine.

 

Wir haben es warm und gemütlich, spielen nach dem Essen noch zwei Runden SkipBo, die ich beide knapp verliere.

Morgen soll das Unwetter weiterziehen. Machen wir auch!

Bis dann, liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: Rappelkisteberlin

 

 

 

 

 

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