Griechenland: Megálo Toúrla

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„Kuckuck…Kuckuck“ schon am frühen Morgen ruft der Vogel über die Wiese. Wahrscheinlich späht er gerade aus, in wessen Nest er seine Eier legen kann. Wir sitzen gemütlich beim Frühstück und schauen so ins Tal…nanu? Da ganz weit hinten im Tal steht doch was Gelbes auf der Strasse…schnell – das Fernglas. Tatsächlich, von unserer Kräuterwiese aus können wir den Steyr von Maren und Mathias erkennen!

Die beiden warten auf uns, wir wollen heute hoch hinauf auf den Megálo Toúrla.

Ach, diese herrlich duftende Wiese…..und die Piste führt von hier aus noch weit in die Landschaft hinein….das müssen wir uns später nochmal genauer anschauen, einfach zu schön hier.

 

Alles ist gut verstaut, wir rumpeln bergab nach Agios Petros. Vor den Tavernen am Kirchplatz sitzen Leute beim Kaffee und winken uns freundlich zu, als wir durch den Ort steuern.

An mehreren großen Kirchen und einem antiken VW-Käfer mit Dachträger vorbei geht es weiter, über die Brücke zu einer Kapelle. Wir sollen dort für Maren und Mathias die Wasserquelle checken. Da geht nix, ein bindfadendünnes Rinnsal tröpfelt aus dem Rohr an der mächtigen Platane.

So, jetzt hinauf in die Berge! Maren hält schon Ausschau, der Steyr läuft bereits warm

Immer dem Gelben hinterher über den zuwuchernden Weg bis zum Abzweig in den tiefen Tannenwald. Gespannte Erwartung in den Fahrerkabinen: werden wir Großen die Piste überhaupt fahren können?  22 Serpentinen liegen vor uns, hoffentlich ist der Weg nicht zu eng….

Es geht sofort richtig los. Tiefe Rinnen, steil nach oben, Zweige klatschen auf den Steyr. Wir werden ordentlich geschüttelt.

Aber wir passen durch! Es wird zwar immer stolperiger, aber die Haarnadelkurven sind breit genug für uns. Wie hübsch die gelben Blümchen am Wegrand zum Lkw vor uns passen….

 

Es macht mächtig Spaß!

Der Gipfel des Megálo Toúrla blinzelt über die Bäume. Seit einer Stunde kurbeln wir durch den dunklen Tann, die Strecke fordert Konzentration, wir machen mal Pause. Alle sind ganz aus dem Häuschen darüber, daß die Piste zwar schüttelig und anstrengend, aber fahrbar ist! „Gar nicht so schlimm wie erwartet!“

Wir starten wieder. Oh…..haben wir uns zu früh gefreut? Schlagartig wird der Weg feucht, rutschig und grau schlammig.

Eine umgestürzte Tanne liegt quer, wir walzen über die Krone, weiter den Matsch bergauf. Dann haben wir die Baumgrenze erreicht und kommen aus dem Wald heraus. Plötzlich ein asphaltiertes Stück, über uns taucht eine kleine Kapelle auf.

 

Noch um die Kapelle herum…….

Und….

WOW!

Das verschlägt uns den Atem! Nicht zu fassen, wie schön es hier ist!

Zu Füßen des Megálo Gipfels, umringt von Felsen, liegt diese grüne Hochebene auf 1670 Metern. Hellauf begeistert schauen wir uns um, wo stellen wir uns hin?

Erstmal weiter nach hinten….

ein bißchen rangieren, dann hat jeder sein Plätzchen gefunden. Die kleine Luftkamera startet für einen ersten Überblick…..

Hier oben ist es wirklich traumhaft schön!! Und die Fahrt hier rauf hat soviel Spaß gemacht!!

 

Im Sommer scheint ordentlich was los zu sein. Tiefe Fahrspuren von Motorrädern und Geländefahrzeugen im Boden, das sieht nach Offroadtraining aus. Wir klettern auf den nächsten Felsen und schauen nach Westen….oh, da braut sich was zusammen…..Phänomenal, der weite Blick über die Berge.

Eiswind kommt auf, brrrrr. Die Sonne setzt nochmal den Gipfel des Megálo Toúrla in Szene, bevor sie um halb 8 hinter den Felsen verschwindet.

So lang es geht, stehen wir noch draußen, irgendwann ist es einfach zu kalt, wir machen Feierabend. Die Heizung läuft die ganze Nacht, 6°C und sternenklarer Himmel. Jeder Millimeter ist mit Sternen besetzt, ein einziges glitzern und funkeln, umwerfend schön….

 

Huh…morgens wabern dichte Wolkenschleier über das Plateau.

 

 

Beim Morgenlauf in der frischen, klaren Luft wird die Gegend erkundet. 45 Minuten zum Megálo Gipfel, sagt das Schild. Nie im Leben! Da rauf brauchen wir mindestens das doppelte! Ein zerfetzter Wanderschuh unter dem Wegweiser spricht Bände

Hinter der Kapelle zeigt sich ein Streifen blauer Himmel, prima! Die Tür ist offen, auf einem Tisch ein Körbchen mit viel Kleingeld, hier klaut keiner was.

Irgendwo dahinten liegt unsere Kräuterwiese. Als ich zurücklaufe, scheint die Sonne schon auf die Kapelle. Wolkenschatten jagen mir entgegen, ich muß mich gegen die Windböen stemmen. Bei den Lkws duftet es nach Kaffee…..

 

Wir gehen wandern, mal um die Ecke gucken. Dort soll noch ein zweiter Wanderweg zum Gipfel beginnen. Ein paar Schneereste halten sich noch am Nordhang. An einem Baum weiter oben hängt ein rotes Dreieck. Okay, da geht´s rauf, ein Weg ist nicht zu erkennen. Machen wir morgen, oder so. Trotz Sonne ist es ziemlich kalt. Gen Osten können wir das Meer und den „Daumen“ des Peloponnes sehen. In einer windgeschützten Ecke machen wir Pause, bevor wir uns wieder gegen den Eiswind stemmen und zurücklaufen.

 

Am nächsten Morgen hängen die Wolken wieder tief über der Hochebene. Vom Gipfel nix zu sehen. Von einer Minute zur nächsten hebt sich die Wolkenwand. Die Tannen darunter sind mit Eis gezuckert. Wie Spielzeugtannen von der Modelleisenbahn sehen sie aus. Eigentlich schön, nur zu kalt! Vorhang auf – Vorhang zu, so geht es den ganzen Vormittag. Durch die Wolken wird alles tropfnass und schließlich beginnt es zu schneien….

Nachmittags verziehen sich die Wolken, der Himmel leuchtet unschuldig blau, wir machen einen langen Spaziergang. Am Weg verstreut liegen bleiche Wirbelknochen, ein Schafschädel, ein halbes Tierskelett in Einzelteilen. Im Westen ragt der Taygetos Gebirgszug in den Himmel. Der Wind geht so heftig, außer dem Flattern der Kapuzen kann man nichts mehr hören.

Unsere Steyr strahlen im Sonnenlicht. Wir schauen rüber zum Megálo. „Was meint ihr, gehen wir morgen rauf?“ Ja, das Wetter soll besser werden, dann gehen wir da rauf.

 

„Mittendrin kommt ein Abschnitt mit 55% Steigung“ verkündet Mathias am nächsten Tag zu Beginn des Aufstiegs. Oje, da werde ich auf allen Vieren hochkrabbeln….Manche Dinge wüßte man lieber nicht vorher…

Na denn….aufi geht´s! Den Weg suchen wir uns selbst, hin und her, mal bläst uns der kräftige Wind ins Gesicht, dann ins Genick, die Kapuzen knattern uns laut um die Ohren. Wir tragen Handschuhe gegen die Kälte.

Nach 20 Minuten die erste Pause.

Martin hat mit Schwindel zu kämpfen und muss umkehren. Die beiden anderen sind weit voraus, bedächtig stapfe ich bergauf, halte immer wieder an, hole Luft und genieße den Ausblick

Der Blick nach oben zeigt mir die 55% Steigung….na dann!

Anstrengend, die Kletterei über Felsen, es geht aber ohne krabbeln. Laut fluche ich über den verdammten, strammen Wind.

Über einen Bergrücken kommen wir rüber zum Megálo, der Wind versucht, uns mit kräftigen Böen zur Seite zu schubsen. Noch ein letzter Anstieg…..

 

Geschafft! Was für ein Ausblick!

Ich sehe Martin weit unten vor der Rappelkiste in der Sonne sitzen und winke. Er findet mich mit dem Teleobjektiv, aber selbst damit bin ich nur ein winziger Krümel auf dem Berg.

 

Tatsächlich haben wir nur eine dreiviertel Stunde hier rauf gebraucht. Hätte ich nicht gedacht.

Jemand hat eine Mauer aus Steinen aufgeschichtet, stolz und glücklich verputzen wir im Windschatten unsere Brote, bevor wir uns an den Abstieg machen.

 

Bloß nicht runtergucken, immer die Augen auf den „Weg“ vor mir. Meine Knie sind aus Pudding, meine Oberschenkel zittern. Der Abstieg ist viel schlimmer als der Aufstieg. Nur noch wenige Meter bis nach Hause.

 

Erschöpft lasse ich mich auf den Stuhl vor der Rappelkiste fallen, Martin bringt kühlen Prosecco…..Prost! Auf diesen tollen Wandertag!

 

Das erste Morgenlicht strahlt auf die Felsen, ich schaue aus der Dachluke auf vereiste Solarpanele.

Unsere Freunde reisen heute ab, unsere Wege trennen sich mal wieder. Danke euch für die tolle Zeit, diese gemeinsamen Tage hier oben waren ein unvergleichliches Erlebnis!

Da schaukeln sie davon…..

Und wir bleiben allein. Der Wind macht endlich mal Pause, wir faulenzen in der Sonne herum. Ich könnte ohnehin nichts machen, jeder Schritt tut mir weh – ein Muskelkater vom Feinsten! Eine große Ziegenherde bimmelt vorbei. Martin befestigt den Schädel von einem ihrer Kumpel als unsere neue Kühlerfigur.

 

Ab halb 5 nieselt es wieder, das fängt an zu nerven. Wir machen noch einen Spaziergang im Regen, nass und durchgefroren gehen wir rein.

Morgen fahren wir auch runter, es ist einfach zu kalt und zu unbeständig. Wir brauchen Wärme……

Bis bald, liebe Grüße!

Julia & Martin

Drink positive!

Instagram: rappelkisteberlin

 

 

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