Dirk gibt uns den Tip mit der französischen Bäckerei: „Preise wie in 10 Jahren, aber außergewöhnlich gut.
Wir drehen eine kleine Runde über den Markt in der nächsten Seitenstrasse und dann suchen wir „Federation“, die Bäckerei.
Ein Schlaraffenland! Feinstes, knuspriges Baguette und große, buttrige Croissants. Zwar für ein mittelschweres Vermögen, aber es lohnt sich!
Danach ein kurzer Kontrollcheck von der Dachterrasse: die Grande Buenos Aires ist weg. Rappelkiste wartet irgendwo da hinten im Hafen auf uns, schon so nah dran!
Den halben Tag vertreiben wir uns im Appartment, heute hat keiner mehr Lust auf Stadtrundgang. In den letzten Tagen sind wir über 30 Kilometer durch die Stadt gelaufen. Reicht.
„Immer noch keine Nachricht von Eduardo, lass uns mal hingehen und nachfragen“ sagt Martin am Nachmittag. So machen wir´s. 3 Blocks und wir stehen vor dem Bürohaus von Eduardo.
„Alle Papiere sind hier“ teilt uns Eduardo mit. „Wir bereiten alles vor, mit etwas Glück klappt es morgen früh. Ich schicke euch eine Whatsapp.“ Okay, läuft.
In der Fußgängerzone haben die Strassenhändler ihre Ware ausgebreitet. Eine Sängerin mit wunderschöner Stimme trägt südamerikanische Lieder vor, Leute bieten ihre ausgemusterte Kleidung und sonstigen Krempel an. Eine gute Idee, lasst doch die Leute ein bißchen Handel treiben mit Selbstgemachtem und Dingen, die sie nicht mehr brauchen. Warum nicht? Das eingenommene Geld ist sowieso nicht viel und wandert ohnehin zurück in den Konsumkreislauf.
„Lust auf ein Getränk?“ Klar! Um die Ecke finden wir das Café Alvarez
Um halb fünf, eine Dreiviertelstunde später, bekommen wir die Rechnung, sie schließen jetzt. Wie bitte? Tatsächlich räumen auch die anderen Restaurants und Cafés ihre Stühle zusammen. Merkwürdig…..
830,- Ocken zahlen wir, Hah! wir leisten uns ja sonst nix! Nein, umgerechnet sind das nur ca 18,50€. Montevideo liegt bei den Preisen ziemlich gleich auf mit Berlin, etwas darüber.
Und nun? Schauen wir mal in der Farmazia vorbei, der schönen Bar in der Nähe vom Appartment.
Innen ein Traum! Wunderschöne Holzvertäfelung an den Wänden, die verglasten Apothekerschränke mit feinen Verzierungen, einfach nur umwerfend schön. Aber leider schenken sie nur Kaffee und Bier aus. Ist nicht das, worauf wir jetzt Lust haben.
Im kleinen Markt besorgen wir eine Flasche tiefroten Tannat und setzen uns auf die Dachterrasse.
Nebelwolken senken sich über Montevideo, winzige Tröpfchen schweben in der Luft
PING! Martins Telefon. „Tomorrow 11 o´clock in my office. Eduardo.“ YES!! Es geht los! Die Freude ist riesengroß!!!
Heute werden wir vor Aufregung kaum schlafen können…
Der große Tag!
Viel zu früh sind wir wach, packen, räumen auf, es reicht auch noch locker für einen Gang zur französischen Bäckerei und ein entspanntes Frühstück. Dann geht´s los.
Dirk berechnet uns nur die zwei extra Nächte, sehr fair. Er hat das Haus auch schon wieder voll. Das Appartment im Puertovideo war ein Glücksgriff. Optimal gelegen, mit Hafenblick und einem sehr freundlichen Gastgeber, der uns manchen guten Tip gegeben hat. Danke Dirk! Wir empfehlen dich gerne weiter!
Die Koffer lassen wir noch dort und laufen rüber zu Eduardo.
Etwas zu früh, wir warten draußen. Es kommen mehr und mehr Leute, überwiegend aus der Schweiz und Deutschland. Wir lernen die ersten kennen.
Im Büro dann zuerst der Papierkram – alles vollständig? Ja! Stimmen die Angaben? Nein! Wohnort München?? Also bitte!
Das Baujahr vom Steyr ist falsch, die Chassisnummer auch, ojeh. “ We do this at custom“ sagt Eduardo. Okay.
347,-$ kostet uns der Service, in bar. Dann warten wir in der Eingangshalle. Alle sind so aufgekratzt, die Luft im Raum knistert vor Aufregung und Anspannung.
„Im Hafen wird gestreikt, bis 13 Uhr“ verkündet Eduardo wenig später. Na bravo! Trotzdem wandern wir alle schon mal los.
Auf geht´s, im Gänsemarsch. Geführte Tour zum Hafen.
Dort warten wir, plaudern und lernen nette Leute kennen.
Pünktlich um 13 Uhr – wer hätte es gedacht? – öffnet der Schalter. Die Papiere werden gecheckt, die Fahrer angemeldet
Das dauert ca eine Stunde, es sind 21 Fahrer und 1 Fahrerin. Eduardo managed alles sehr professionell.
Anschließend wandern wir alle hinüber zum Buquebusgebäude und warten. Um die Zollabwicklung kümmern sich Eduardo und sein Mitarbeiter.
Warten…..warten……warten….selfies machen….
Zur Abwechslung draußen Ameisen bei der Arbeit dokumentieren
Zweieinhalb Stunden später: der Mitarbeiter – ich hab seinen Namen vergessen, Fernando? – kommt mit seinem Miniauto, lädt 3 Leute ein und bringt sie zu den Fahrzeugen. Natürlich nur die Fahrer. Warnwesten braucht man hier übrigens nicht. Die Aufregung steigt, es geht los!
Alle stellen sich die gleichen Fragen: Wie ist den Autos ergangen? Alles in Ordnung? Gab es einen Einbruch? Irgendwas beschädigt? Man hört ja immer wieder diese Schreckensgeschichten…
Gleich wissen wir mehr.
Martin fährt mit der zweiten Runde mit, wie wird er die Rappelkiste vorfinden?
Bald sind alle Fahrer abgeholt, wir Beifahrerinnen warten weiter.
„Zurück bleibt die Dekoration“ sagt eine der Frauen
Nach einer Weile trudeln die ersten SMS ein: „Alles in Ordnung, nichts kaputt. Es dauert noch etwas, bis wir kommen.“
Hurra! rufen alle! Die Erleichterung ist unbeschreiblich! Da poltern einige Steine vom Herzen. Wir freuen uns wie verrückt!
„Wir fahren los“ lautet irgendwann die nächste SMS. Alle zappeln rum, bringen sich und die Kameras in Position. „Mein Akku ist fast alle!“ ruft eine. „Meiner auch!“ die nächste. Und meiner tatsächlich auch, hoffentlich reicht´s noch für den großen Moment.
17Uhr12 : Rappelkiste biegt als erste um die Ecke!!!
„Wem gehört der?“ „Das ist meiner!“ rufe ich glücklich, alle sind völlig aus dem Häuschen!!
Martin drückt auf die Hupe, alle jubeln!
Sie ist wieder da, unser Zuhause auf vier Rädern. Und unversehrt! Rappel ist gut angekommen und wir haben sie wieder!
Das reinste Glück!
Eduardo sammelt uns alle nochmal ein. Wir müssen noch zum Custom. Dort werden die Fehler in den Zollpapieren – Wohnort, Chassisnr etc – korrigiert und das TIP ausgestellt, das offizielle Einfuhrpapier für die Fahrzeuge. „Ganz wichtig!“ schärft uns Eduardo ein: „macht eine Kopie oder Fotos von dem Papier. Und achtet dringend darauf, das es ausgestempelt wird, wenn ihr Uruguay verlasst!“
Und das war´s! „Finish!“ Vielen Dank für alles, Eduardo!
Gute Reise euch allen! Vielleicht fährt man sich nochmal über den Weg, wer weiß!
Kurz vor 18 Uhr ist alles erledigt, es geht los. Türen und Stauklappen sind noch versiegelt, außer der Fahrertür, ist ja klar.
Noch kaum zu glauben: wir fahren in Südamerika!
Im Puertovideo holen wir unsere Koffer, nochmal Danke, Dirk! War klasse hier!
Martin steuert den Steyr durch die Strassen von Montevideo.
Auf dem Weg ein kleiner Einkauf im Supermarkt. Sieht sie nicht toll aus da unter den Palmen?
Am Rio de la Plata entlang fahren wir im Abendlicht aus der Stadt. Adios Montevideo! Hat uns sehr gut gefallen hier!
Der Parkplatz am Leuchtturm ist ein beliebter Platz für die erste Nacht im Camper in Uruguay. Pünktlich zum Sonnenuntergang treffen wir viele unserer Weggenossen von heute wieder.
Übrigens: ganz unversehrt ist unsere Rappelkiste doch nicht geblieben. Jemand hat tatsächlich versucht einzubrechen. Da bis auf die Fahrertür alle Türen versiegelt waren, kommt ja nur einer in Frage – der unbekannte Fahrer. Jedenfalls hat er zuerst probiert, die Durchstiegstür im Fahrerhaus aufzuhebeln. Dann fiel dem Deppen wohl ein, das er einen Schlüssel hat. Die zweite Durchstiegstür zum Shelter war jedenfalls aufgeschlossen. Aber dort kam der Einbrecher nicht mehr weiter. Die Tür war zusätzlich von innen verriegelt.
Dumm gelaufen, du Lump! Tu ladrón!
Schmälert das unser Glück? Kein bißchen!
Mit zwei Hammerschlägen repariert Martin die Durchstiegstür, mehr braucht es nicht. Alles gut.
Alles sehr gut! Unsere lang erträumte Südamerikareise beginnt!
Prost!
Julia & Martin
Drink positive!
Auf Instagram: Rappelkisteberlin
Christine und Peter
Hallo Ihr 2
Wie schön, dass mit der Verschiffung alles gut geklappt hat. Wir waren 2017/2018 in Südamerika unterwegs, konnten damals erfreulicherweise noch auf dem Schiff mitfahren.
Wünschen Euch eine tolle Reise mit vielen schönen und interessanten Erlebnissen ohne Probleme. Vielleicht kommen wir nächstes Jahr auch noch mal rüber.
Liebe Grüße aus Griechenland
Christine und Peter vom Großen Wagen
rappelkiste
Hallo ihr Beiden, schön von euch zu hören! Ja, das haben wir sehr bedauert, das das Mitfahren nicht mehr angeboten wird. Knapp verpasst.
Hier zu reisen gefällt uns unwahrscheinlich gut. Ein bißchen Bammel haben wir vor der ersten chilenischen Lebensmittelkontrolle an der Grenze rüber nach Feuerland. Man hört viele Horrorgeschichten und ich würde mich ärgern, müsste ich meinen guten Tee und meine guten Gewürze abgeben….Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm…
Bitte grüßt Griechenland von uns, wir lieben das Land sehr, das wisst ihr ja
Und dann treffen wir uns vielleicht nächstes Jahr?
Liebe Grüße Julia & Martin