Griechenland: Novembersommer

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Die Tretbootstation und der Bootsverleih in der Navarinobucht haben noch geöffnet. Schnellboote ziehen Wasserskifahrer und ein „Wassersofa“ hinter sich her. Die Tavernen sind aber schon geschlossen und abgebaut, einige Wohnmobile verteilen sich am Strand. Kaum geparkt, hüpfen wir erstmal ins Wasser, warm und kristallklar….Arne funkt uns an: „Willkommen!“ Sie stehen 500 Meter weiter.

Abends wird über Pylos eine Laserlightshow gezeigt, über allem strahlt der Beinahe-voll-Mond.

 

Morgens als erstes ins Meerwasser tauchen ist einfach genial!

Im seichten Wasser entdecken wir See-Anemonen, Blumentiere, wunderschön…

 

Ein herrlicher Sommertag, Martin baut das Boot auf. Wir paddeln mal zu den Nachbarn. Dann Richtung Gialova, Arne begleitet uns in seinem Kajak. Ein paar Segelboote ankern in der Bucht. Im Hafen von Pylos liegt ein riesiges Kriegsschiff. Wir sind ganz schön weit rausgepaddelt, auf dem Rückweg kommt Gegenwind auf, jetzt wird´s ein bißchen anstrengend. Aber gut machbar.

Vollmondnacht, über Pylos funkelt und ballert ein Feuerwerk. Heute ist der Jahrestag der Schlacht in der Navarinobucht. 1827 befreiten die Briten Griechenland von der Herrschaft des Osmanischen Reiches. Es war die letzte, nur mit Segelschiffen ausgetragene Seeschlacht der Geschichte.

 

7:50 Uhr am Morgen, kurz bevor die Sonne über die Berge schaut und die Bucht in rosa Licht taucht

Heute mittag gehen wir essen, nein, wir gehen nicht, wir paddeln zum essen. In einem wasserdichten Beutel verstauen wir Ausgehkleidung und rudern los, die Sonne auf den Schultern. Zügig gleitet das Boot durchs Wasser. Eine dreiviertel Stunde später ziehen wir es auf den Strand von Gialova, direkt vor das Restaurant. Schnell wechseln wir die Kleidung und setzen uns auf die Terrasse des „Elias“. Hier kann man ausgezeichnet essen. Der Rose´ glänzt in den Gläsern, leichter Wind weht, wir schlemmen……

Nach unserem ausgiebigen Essen klettern wir wieder in unser Boot und paddeln gegen Wind und Wellen zurück zur Rappelkiste. Genau richtig nach all der Schlemmerei!

 

Sommertage, Badetage. In der Sonne liegen, ins kühle Nass springen. Die Rappelkiste steht direkt beim Schiffswrack. Bisher kennen wir das nur von ganz oben, wir gehen mal näher ran….

 

und wie sieht es unter Wasser aus?

 

Tolles Gefühl so mitten im Aquarium zu stehen, auf den Spuren von Jaques Cousteau.

Beim abendlichen „Sundowner“ hören wir Musik, machen Wunschkonzert, immer abwechselnd, jeder ein Lied. Es geht kreuz und quer, von Genesis über Jaques Dupree, Rod Steward, Johnny Cash, TBone Burnett, hin zu Mikis Theodorakis, bis tief in die Nacht. Am Ende landen wir bei Hildegard Knef: „Ich bin zu müde, um schlafen zu gehen“ – ein ganz großer Musikabend.

 

In Badehose, mit Sonnenbrille im Liegestuhl, guckt Martin auf dem Tablet den Ski-Weltcup Saisonauftakt in Sölden. Ich paddel mal mit dem SUP rüber zu Arne und Pätti. Wir sprechen über Reisepläne, sie wollen ebenfalls im Frühjahr nach Georgien, hoffentlich macht uns Corona keinen Strich durch die Rechnung. Dann treffen wir uns dort wieder, prima!

Klettere wieder auf mein Board, paddel hin-und her, dann vom SUP ab ins Wasser, tauchen und planschen….

Skiweltcup-Saisonauftakt  ist vorbei, jetzt kommt Live Sport – allerdings zu Wasser, nicht im Schnee. Martin macht sein Board startklar.

 

Nach diesem athletischen Nachmittag genießen wir den warmen Abend, morgen fahren wir nach Kyparissia. Unser Freund Dimitris hat uns zu seinem Namenstag eingeladen.

 

Aber morgens können wir nicht rausfahren: jemand hat mit seinem Wohnmobil die Strandzufahrt zugeparkt. Sehr schlau!

Jetzt müssen wir den ganzen Strand entlang durch den Sand fahren, um hier rauszukommen. Kein Problem für die Rappelkiste. In Marathopolis kaufen wir ein Pfund Kouravièdes, feine Mandelkekse, als Mitbringsel. Aus Frankreich haben wir Geschenke für Dim mitgebracht. Zu unserer großen Freude treffen wir gute, alte Freunde bei Dimitris. Wir lernen neue Leute kennen, die Party kocht langsam hoch. Die Tische voller Essen und Getränke, die Musik im Radio scheppert immer lauter, alle lärmen und johlen dagegen an, Oppah!

 

 

Wir schlagen unser Lager wieder in Elea auf. Treffen nochmal Pätti, Arne und die Lütten. Ein letzter gemeinsamer Abend, dann reisen sie ab gen Osten. Tschüß! Wir sehen uns in Georgien!

 

Es ist OXI – Tag, in Kyparissia ist alles mit Fähnchen geschmückt. Freunde melden sich aus Montenegro, sie sind auf dem Weg nach Hellas und haben gerade 500 GB Internet für 30 Tage und sage und schreibe: 15,-€ gekauft! Unfassbar! In Deutschland müsste man dafür sein Haus verpfänden!

Siegfried aus Berlin ist eingetroffen, seit 15 Jahren kommt er nach Elea. Wir kennen uns seit dem ersten Lockdown und sind immer in Kontakt geblieben. Immer mehr Sand und Steine bedecken das gestrandetete Boot, es leuchtet rostig in der Sonne. Nachts blinzeln 10000000 Sterne. Sternschnuppen rasen über den Himmel, sekundenbruchteileschnell – Zeit für Wünsche…..

 

Am Sonntag ist Markt in Kopanaki, unsere Gemüsekiste ist leer, wir fahren rauf. Der Fleischer schiebt sich ständig selber Stücke vom gegrillten Ferkel rein….

Julie ruft an, ob wir gleich mit ins En Ríepesi zum Essen fahren? Sehr gerne! Aber vorher brauchen wir eine kleine Mittagspause, irgendwo in den Bergen. Auf der Karte sichten wir eine Kapelle, das wird unser Siestaplatz. Abseits der Teerstrasse, einen steilen Holperweg rauf durch Olivenhaine finden wir das einsam gelegene Kirchlein.

Alle glauben, daß es dieses Jahr keine gute Ernte gibt. Mancher Olivenbaum hängt voller Früchte, aber am Baum daneben hängt nichts.

 

Wir treffen Julie und Richard in Kamari und fahren zusammen mit Anthony und Gary rauf zum Restaurant En Ríepesi. Fantastisch gelegen, mit spektakulärem Blick und ebenso gutem Essen.

Ein wunderbarer Nachmittag, der Tisch voll mit Köstlichkeiten, satt und zufrieden kehren wir alle nach Kamari zurück. Dort verbringen wir einen sehr lustigen Abend und kommen in den Genuß der überaus herzlichen Gastfreundschaft von Julie und Richard.

 

Good morning, Kamari!

 

Es ist der 1. November, am Nachmittag sind wir wieder in Elea. Über dem Meer herrscht Unwetter, wir beobachten eine gewaltige Windhose, die jede Menge Wasser hochsaugt.

Als sie auf Land trifft, endet der Sog und die Windhose löst sich wirbelnd auf.

Der letzte Sturm hat das verschollene Deck des Wracks am Strand wieder freigespült. Gegen die Brandung kämpft sich eine Kajaksurferin heraus und surft dann auf der Welle zurück zum Strand. Die Luft ist voll Gischt, unsere Sonnenbrillen sind verschmiert von Salzwassertröpfchen.

Novembersommer…..30°C, leichter Wind aus der Sahara macht die Hitze angenehm. Tagsüber verbringen wir die Zeit im Schatten und im Meer. Rote Libellen schwirren über dem wilden Thymian, landen auf den trockenen Stängeln und scheinen dort etwas rauszusaugen. Mit dem Makro sieht man den schwarzen Rüssel, der sich in den Pflanzenstängel bohrt.

Martin sammelt Feuerholz, die Abendsonne wirkt verschwommen in den feinen Sandwolken aus der Wüste. Später wagen wir es dann doch nicht, ein Feuer zu machen. Der Wind, der Funkenflug und die trockenen Sträucher sind eine zu gefährliche Kombination. Stattdessen entzünden wir eine Menge Windlichter, Romantik unterm Sternenhimmel.

 

Samstags ist Livemusik in der Taverne von Mina und Giorgos. Wir sind dort verabredet. Um 20 Uhr radeln wir rüber zur Taverne und treffen dort unsere Freunde.

 

Es werden Berge von Essen bestellt, die Band spielt die altbekannten Lieder, alle Griechen können mitsingen. Der Laden ist voll. Je später der Abend, desto schummriger wird das Licht, desto höher steigt der Lärmpegel, die Band spielt pausenlos. Schließlich wird getanzt. Sirtaki – was sonst! Bombenstimmung!

Ein Freund von Dimitris kniet vor seiner tanzenden Frau und beginnt, sich auszuziehen! Erst Schuhe und Socken, laut knallt er den Schuh auf den Boden! Er zieht den Gürtel aus der Hose, knöpft langsam sein Hemd auf und schleudert es davon, die Menge springt von den Stühlen, johlt und kreischt!!! Als er die Hose runterlassen will, beendet die Band das Lied….donnernder Applaus!!!

Wir entern wieder die Tanzfläche zum Sirtaki

 

Die Stirnlampen beleuchten uns die Sandpiste, wir radeln durch die Nacht zurück zur Rappelkiste.

Der Novembersommer hält noch ein bißchen an, ganz wunderbar….

Liebe Grüße, bis bald!

Julia & Martin

Drink positive!

Auf Instagram: rappelkisteberlin

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