Das Haus am See

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Nach Norden, wir wollen einen kleinen Strand finden, in der Hoffnung mal ganz allein zu stehen. Bei G…..-Earth haben wir eine kleine Bucht ausfindig gemacht. Über eine angenehm zu befahrene Piste schaukeln wir ca 20 Minuten um ein paar Kurven Richtung Meer. Wir sind oberhalb des Meeres auf der Klippe, irgendwann muß es doch jetzt bergab gehen? Noch eine Kurve und wir können den Großteil des weiteren Strassenverlaufs überblicken: oh ja, es geht bergab und wie! Die Piste ist nach wie vor gut, sieht nicht so schwierig aus. Etwa 100 Meter weiter vor uns parkt unten ein PKW in einer Kurve. Die Piste ist etwas breiter als wir, aber reicht das um vorbei zu kommen? Das sollten wir besichtigen, bevor wir runterfahren. Hm….durchaus noch etwas angeschlagen vom Vorabend in Sagres sind wir beide einfach zu faul um auszusteigen und runterzulaufen! Andere Orte haben auch schöne Strände. Diesmal hilft nur der Rückwärtsgang. Bergauf rückwärts um die Kurve wieder zurück, oben auf der Kuppe können wir drehen. Wir schaukeln wieder zur Strasse, biegen ab um zur Praia Amoreira zu fahren. Den Weg kennen wir, geteert, ohne Überraschungen endet er auf einem Parkplatz, wir wollen es uns heute nur noch leicht machen.

Unterwegs dorthin kommen wir durch Carrapateira, ein kleiner Ort mit netten Cafés, sehr sympathisch. Kurz hinter dem Ortsende verweist ein Schild zur Praia Bordeira. Warum nicht, wir biegen ab, nur mal gucken. Die Strasse führt zu einer großen Bucht mit einem riesigen Strand hinter hohen Sanddünen, an seiner südlichen Seite fließt ein Fluss zum Meer.

Wow! Ist das schön hier! Als wir den Parkplatz am Fluss hinter der Düne sehen, bekommen wir erstmal einen Schreck: mindestens 20 Wohnmobile parken auf dem relativ kleinen Platz, der Rest ist mit PKWs vollgestellt. Für uns gibt es hier kein Fleckchen…

Die Strasse führt am Strand vorbei rauf auf die Klippen. Oben angekommen endet die Teerstrasse, jetzt rollen wir wieder über Staubpiste. Nicht weit und wir finden eine kleine Parkbucht am Rand der Piste, gerade groß genug für uns und mit herrlichem Meer – und Sonnenuntergangsblick! Super!

Wir sitzen auf dem Dach unserer Rappelkiste in der Sonne und genießen die fantastische Aussicht. Hin und wieder kommen Leihautos oder ein paar Spaziergänger vorbei. Wir plaudern mit jedem ein wenig, einige Fahrer winken freundlich, manche fragen höflich, ob sie ein Photo machen dürfen. Klar, geht das! Ein Minivan kommt, verlangsamt bei uns das Tempo…. alle Scheiben werden runtergekurbelt, Handys und Photoapparate werden rausgehalten, die Insassen knipsen uns wie die Irren! Kein Hallo, kein Winken oder Lächeln, kein einziges Wort, keine Frage, ob wir was dagegen haben! Wir fühlen uns plötzlich wie die Affen im Zoo…..nicht gut….

Gegen 19 Uhr ziehen Wolken auf und es wird kühl, wir verziehen uns nach drinnen, kochen und sehen den Sonnenuntergang durchs Fenster.

Das Wetter ist sonnig am nächsten Morgen, wir fahren mittags runter zum Strand, vielleicht gibt´s ja jetzt Platz für uns? Ja, eine kleine Nische in der Ecke ist frei, schwupp, sind wir drinnen. Als wir aussteigen sind wir im Nu umringt von gefühlt 50 Hippiekindern zwischen 3 und 10 Jahren! Naja, es sind nur 5 aber sie machen Radau wie 50! Sie wollen alles über die Rappelkiste wissen: was ist das und was ist da drin und wie kommt ihr da hoch und erzählen gleichzeitig lustige Geschichten über ein Abenteuer mit einem bekifften Tankwart in Marokko. Der Vater kommt vorbei, sagt: „die werdet ihr nicht mehr los!“ und geht wieder weg. Na Bravo! Wir haben aber Spaß mit den 5, die sind wirklich nett und lustig! Um zum Strand zu wandern, muß man erstmal den Fluss durchqueren.

Das Flusswasser ist angenehm warm. Viele Surfschüler üben unten im Meer in den Wellen, Leute liegen in der Sonne, der Sand ist ganz fein und weich. Es gibt eine Strandbar, alles perfekt, hier bleiben wir erstmal.

Zurück beim Parkplatz ist eine große Lücke frei geworden, wir parken um und sitzen abends noch lange draussen.

Es beginnt ein sportlicher Tag! Mittags holen wir Neopren und die Boards raus und paddeln den Fluss meerwärts hinunter. Die Strömung fließt gegen uns, das Meerwasser drückt sich den Fluß hinauf. Je näher wir der Mündung kommen, desto anstrengender wird das paddeln. Die letzten Meter müssen wir die Boards tragen, das Wasser ist zu flach. Und dann stürzen wir uns in die Wellen, wir wollen auch surfen üben! Uijuijui…! Die Wellenberge türmen sich ein paar Meter hoch, das sieht vom Surfbrett aus äußerst beeindruckend aus, die Strömung ist sehr, sehr stark und drückt uns zur Seite weg! Und warum sind eigentlich keine anderen Surfer mehr da? Wissen die irgendwas, was wir nicht wissen? Wir kämpfen uns weiter tapfer durch, Martin erwischt eine Welle perfekt und surft zum Strand! Ist das anstrengend! Nach kurzer Zeit sind wir fertig und ziehen uns zurück an Land. Aber das war bestimmt nicht der letzte Versuch! Dafür macht es doch zuviel Spaß! Einige Meter oberhalb des Ufers setzen wir uns auf unsere Bretter in die Sonne.

Gerade haben wir unsere Handtücher und trockenen Sachen zum Umziehen ausgebreitet, als eine kräftige Welle uns mit Schwung hinterrücks erwischt und alles durchnässt! Wir lachen uns kaputt, wenigstens haben wir noch unsere Surferponchos, wir schieben alles noch etwas höher hinauf und warten, bis die Sachen halbwegs getrocknet sind.

In der Strandbar erholen wir uns erstmal mit ein paar Erfrischungsgetränken, dann schleppen wir die Bretter wieder zum Fluss und paddeln diesmal mit der Strömung zurück. Das Wasser ist so warm, ich bleibe noch eine Weile im Fluss und plansche herum. Den Abend verbringen wir auf den Liegestühlen beim Auto. Xaver, 5 Jahre, vom Nachbarwomo erzählt uns, daß er tagsüber einen Bannstrahl um unser Auto gesprüht hat, damit niemand drauf rumklettern kann – dankeschön! Später bringt er mir noch ein Blumensträusschen vorbei und so geht wieder ein wunderschöner Tag zuende!

Einkaufen steht auf dem Programm, ein tiefsandiger Wanderweg führt uns über 1,5 km nach Carrapateira.

Dieser kleine Ort windet sich einen Hügel hinauf und bietet alles: eine kleine Markthalle mit einem Gemüsehändler

Mercado Irene mit allem was man sonst noch brauchen könnte, kleine Cafés, große Cafés, Bäcker, Restaurants sogar mit veganem Angebot, Surfershops, wunderschöne Häuser, Ruinen und Ausblick. Wir sind beide schon etwas verliebt in dieses Städtchen…..Hier könnte man wochenlang bleiben…

Nach 4 schönen, sonnigen Tagen weht morgens plötzlich ein scharfer, kühler Wind und der Himmel ist grau. Zuhause schwitzen sie bei über 30°C und wir schaffen hier keine 20°C mehr! Am Sonntag soll in Aljezur ein großer Flohmarkt sein, wir brechen schweren Herzens am Samstag auf und fahren natürlich nicht auf die Strasse sondern wieder auf eine Rumpelpistedie uns ohne Schwierigkeiten durch wunderschöne grüne und blühende Täler führt, bis wir nach ungefähr einer Stunde in Aljezur ankommen.

   

Aljezur hat seine besten Tage vorerst hinter sich. Hier steht viel leer, die Strassen sind einsam und verlassen. Wir wandern ein wenig herum, aber es gibt nicht viel zu entdecken. Am Sonntag gehen wir im Nieselregen zur Schule rauf zum Flohmarkt. Ähh, Flohmarkt? Hier ist nix und niemand…. Ist der vielleicht woanders aufgebaut? Wir fragen. Flohmarkt? Hier? Nao, nao, keiner weiß was davon! Tja, das wird wohl nichts. Wir spazieren noch hoch zur Burg, kommen durch ein sehr schönes, altes, verwinkeltes Viertel

 

wieder zurück zum Auto, sitzen rum, lesen und lassen den Tag vorüberziehen.

Wieder auf die Piste. Hinter der Kläranlage geht es steil bergauf in den Wald. Zwei Wanderer kommen uns entgegen und wundern sich, daß sie auf dem Wanderweg einem LKW begegnen…..Wir fahren weiter bergauf durch grüne Wälder, der Weg ist anfangs etwas knifflig. Eine große Korkeiche  hält den Daumen raus, wir können aber nur einen dicken Ast mitnehmen.

Dann erreichen wir ein Plateau hoch über der Küste und rumpeln durch ein Blumenmeer.

Ein Pfad führt zur Steilküste, wir halten und schauen uns die rauhen Felsen an. Auf den vorgelagerten Klippen nisten Vögel. Aber das sind doch keine Möwen? Das Tele zeigt uns: Störche!

 

Bei Vila Nova do Milfontes soll man am Fluss stehen können. Nach dem Mittagessen

verlassen wir die Piste und brettern über die Strasse Richtung Norden. Viele schwere LKWs kommen uns entgegen, das Fahren auf einer Piste ist weniger anstrengend als das! Der Platz am Fluss ist furchtbar! Direkt unter einer Riesenbrücke mit den donnernden LKWs drüber. Nö, hier bleiben wir nicht. Nördlich von Vila Nova liegen kleine Sandbuchten am Meer, wir finden die Zufahrt über einen sandigen Weg zu einer dieser Buchten. Der Strand ist mit großen Steinen bedeckt, links und rechts von Dünen eingerahmt, überall blüht´s, es ist herrlich und wir sind allein!! Endlich mal!

 

Wir stellen uns in eine windgeschützte Ecke und können von hier aus auf´s Meer sehen. Nur wir zwei und die Rappelkiste….

für ungefähr eine Stunde. Ein Landrover kommt angebraust. Ein fröhlicher junger Mann steigt aus und sagt: „jetzt wird´s voll, gleich kommen noch 50 andere!“Juhuh…….Nein, 50 sind´s nicht, 2 Fiat Ducato aus Lippstadt kommen noch nach. Ingesamt 5 sehr lustige, junge Menschen steigen aus, kommen rüber, geben uns die Hand und stellen sich vor! Wie höflich! In angenehmem Abstand bauen sie eine Wagenburg, schleppen eine trockene Tanne für´s Lagerfeuer herbei und machen sich´s gemütlich. Die sind wirklich nett!

Der nächste Morgen ist herrlich warm und sonnig! Wir sitzen mit Kaffee auf dem Dach, liegen hier oben in der Sonne….

die jungen Leuts hören Jefferson Airplane und Bob Dylon, das passt irgendwie zur Stimmung. Wanderer kommen über den Dünenweg. Die Lippstädter gehen mit Surfbrettern los: “ Wir wären gerne Surfer, aber wir könnens nicht…“ Das kommt uns bekannt vor! Der ganze Tag geht so mit lesen und in der Sonne sitzen vorbei. Am Horizont schieben sich riesige Containerpötte zum Hafen von Sines, abends spielen wir Crossboule und bleiben draussen bis spät in die Nacht.

Schade, das Wetter zeigt sich am nächsten Tag wieder von seiner windigen, grauen Seite. Alle packen mittags zusammen und verlassen dieses schöne Plätzchen. Wir fahren nach Alcacér do sal und parken am Rio Sado. Die Stadt ist festlich geschmückt, am Wochenende feiert man hier Santo Antonio – einen Mönch mit einem kleinen Kind auf der Schulter und einem Kaktus (?)  Es ist kalt, wärmer als 17°C wird es nicht. Alcacér wehrt sich gegen den Verfall, es wird renoviert, aber es steht auch hier viel leer und fällt zusammen. Es gibt noch Geschäfte, Leute sind unterwegs, die Stadt lebt noch! Aber die oberen Stockwerke sind überwiegend unbewohnt und verlassen.

       

Wir bleiben eine Nacht, wir waren immer gerne hier und auch diesmal gefällt es uns wieder.

Jetzt wollen wir aber an einen See! Der große Stausee bei Santa Susana war bei unserem letzten Besuch so überschwemmt, daß wir ihn nicht anfahren konnten. Diesmal klappt´s! Am Ufer geht ein Sandweg entlang und wir finden einen schönen Platz auf einer kleinen Landzunge. Der Seeblick ist großartig, wir sammeln Feuerholz und machen ein kleines Lagerfeuer. Es beginnt zu nieseln, aber das vertreibt uns nicht nach drinnen, dann werden wir eben nass! Abends klart es auf, wir sitzen lange draussen, warm eingepackt am Feuer, im Hintergrund unser Haus am See…..

Hier werden wir ein paar Tage bleiben, wir melden uns wieder

bis dann!

 

 

 

 

 

 

 

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