Hellas wir kommen!

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Strahlender Sonnenschein begleitet uns auf der Fahrt zur albanisch – griechischen Grenze. Der Grenzposten besteht aus einem kleinen Haus, die Lkw- Spur wird extra für uns geöffnet. Martin geht mit den Papieren zum Schalter, zwei Beamte inspizieren unseren Steyr. Der Abwassertank interessiert sie besonders, sie verfolgen genau die Leitungen. Martin kommt zurück, die Inspekteure recken den Daumen hoch. „Lamtumire! Auf Wiedersehen, have a nice trip!“ sagen sie, das war´s. Auf Wiedersehen Albanien: wir kommen wieder, ganz sicher!
Jetzt wird´s spannend, Wiedereinreise in die EU. Das Touristschild steht in der Frontscheibe, der Grenzübergang ist klein und leer, wir suchen die Lkw- Spur. Es gibt zwei: eine ist durch eine Schranke versperrt und mit hohem Gras bewachsen, auf der zweiten parkt ein Transporter quer, schon seit längerem wie es scheint. Also zu den Pkws. Papiere eingescannt, zack fertig, dauert keine 5 Minuten. Noch zum Zoll. Keiner da, Martin wartet. Der Zöllner plaudert draußen mit Kollegen. Irgendwann sieht er zu Martin herüber und bellt ein barsches „GO!“
Willkommen in Griechenland, ich weiß nicht, was wir uns vorgestellt haben, jedenfalls nicht, daß die Einreise in die EU so simpel ist.
Hellas wir kommen!
Nach wenigen Kilometern schon, quasi um die Ecke, sehen wir in der Bucht von Sagiada einen kleinen Fischerhafen mit Tavernen. Ein netter Strand, das Meer glitzert, die Sonne scheint – Feierabend für heute.Wir parken direkt auf dem Kiesstrand ein.
Auf dem Landweg von Berlin nach Griechenland – wir sind angekommen. Es fühlt sich unendlich gut an. Wir bauen unsere Stühle auf, ein kühler Rose´schimmert in den Gläsern, wir haben wieder schnelles Internet. „Yassas!“ Die Strandspaziergänger grüßen uns freundlich.

 

Abends kehren wir ein in einer Taverne, bestellen Rotwein. Griechischer Wein soll sehr viel besser geworden sein als noch vor ein paar Jahren. „Ein halbes Kilo?“ fragt die Kellnerin. Tja, warum nicht? Und es stimmt: der Wein ist wirklich ausgezeichnet und preiswert.
Sagiada gefällt uns so gut, wir bleiben hier gleich mal ein paar Tage stehen. Freunde besuchen uns. Josie, Benni und ihr Ridgeback Filos sind schon länger in Griechenland unterwegs. Zuletzt hatten wir uns im Sommer in Berlin gesehen, als sie bei uns im Garten campierten. Bis spät in die Nacht sitzen wir zusammen und erzählen, was wir inzwischen erlebt haben. Am nächsten Morgen müssen die beiden schon wieder los, sie arbeiten südlich von Igoumenitsa in einem Shelter für wilde Hunde.

Mittags kommt ein Ranger. Wir sollen uns bitte nicht mitten auf den Strand stellen, wenn wir am Rand stehen, wär es besser, teilt er uns sehr freundlich mit. Wir handeln aus, daß wir heute stehen bleiben, weil wir ohnehin morgen weiter wollen. „No Problem, have a nice day.“
Ein älterer Herr kommt vorbei, plaudert etwas mit Martin und schenkt ihm dann eine Mandarine. „Take a Mandarina, I have two.“ Er zeigt uns noch, wo wir an den Strandduschen einen Schlauch anschrauben können, um Wasser für den Steyr zu ziehen. „Welcome to Greece“ sagt er.

Mit vollem Wasservorrat fahren wir nach Plataria, treffen uns dort am Hafen mit unseren Freunden in der Officer´s Bar, wo es auch Waschmaschinen gibt. Während wir gemütlich Kaffee trinken und einen griechischen Salat essen, wird unsere Wäsche gewaschen. Plataria ist ein hübscher kleiner Ort im Winterschlaf. Wenige Kilometer entfernt wohnen Josie und Benni in ihrem Landrover in einer kleinen Bucht am Meer. Mit der fertigen Wäsche steigen wir wieder in unsere Wagen und fahren dort hin.
Die nächsten Tage verbringen wir zusammen in der Bucht, trotzen dem plötzlich miesen, kalten Wetter, versuchen unsere Wäsche zu trocknen und wärmen uns abends am Lagerfeuer. „Euer Fahrerhaus ist so groß wie unser ganzes Auto!“stellt Benni fest, als er sich zur Probe ans Rappelkistensteuer setzt.

Dann zieht es Martin und mich weiter nach Süden. Wir treffen uns bald wieder, das ist abgemacht.
Von der Landstrasse biegen wir ab auf kleine, schmale Pfade. Uralte, gewaltige Olivenbäume säumen den Weg, die sehen aus, als stehen sie schon seit Homer´s Zeiten hier. Dicke, knorrige, verdrehte Stämme, weit ausladende Kronen voller Oliven, ein Märchenwald. Wir würden uns nicht wundern, wenn sie uns ansprechen würden.
Rechterhand schimmert das Meer durch die Bäume, wir biegen ab und landen an einem einsamen Strand vor einer Felswand. Niemand da, nur wir allein. Die Sonne scheint auch wieder, na, da richten wir uns doch gleich wieder für länger ein.
Holz ist genügend angeschwemmt worden, zur blauen Stunde lodert das Lagerfeuer.

Eine Streunerhündin freundet sich mit uns an, sehr vorsichtig zuerst, traut sie sich Tag für Tag näher heran. Martin kocht Reis mit Möhrchen für sie und sie begleitet uns schließlich auf Schritt und Tritt. Die Kleine ist so entzückend, wir sind ganz hin und weg. Mehr und mehr fasst sie Vertrauen, läßt sich anfassen, ich kann mir die Wunde an ihrer Pfote genau ansehen. Sie verliert die Scheu und wir unser Herz. Würden wir nicht nach Südamerika reisen wollen, wäre es um uns geschehen und wir hätten jetzt einen wunderschönen Hund dabei. Aber so……

Ein schweres Unwetter zieht auf, wir sollten uns einen geschützten Platz suchen. Das bedeutet Abschied von dieser wunderbaren Bucht und „unserer“ Hündin. Sehr schweren Herzens.
Der Weg führt wieder durch die alten Plantagen, an einem kleinen Fluss entlang. In den Gärten große Orangen- und Zitronenbäume. Bougainvillea wuchert in allen Farben leuchtend über die Gartenzäune. Vor Parga fädeln wir unseren roten Riesen durch eine sehr enge Ortsdurchfahrt. Ein 40 Tonner macht uns den Weg frei. Zwei Frauen beobachten uns und heben den Daumen, als wir vorüberfahren. „Bravo Madame!“ rufen sie. Danke, ich sitz ja nur daneben…..

Parga liegt in einer traumhaften Bucht, darüber thront die mächtige Burg. Wir befürchten aber, daß der Ort für uns zu eng ist. Weiter durch´s Acherondelta, der Acheronfluss fächert sich in einer riesigen Ebene vor uns auf. Am Horizont naht das Unwetter, dunkelgraue Wolken ballen sich zusammen, es beginnt zu regnen. In Prevezza finden wir einen windgeschützten Platz an der Mole. Die große Griechenlandfahne am Hafen steht stramm im Wind, die Wellen werfen die rote Hafenboje hin und her, aber wir merken hinter den hohen, dichten Büschen nichts davon. Super!

Während einer Regenpause erkunden wir den Ort und sind begeistert! Die Hafenmole gesäumt von Cafe´s und Restaurants, durch eine Fußgängerzone spaziert man in der Altstadt durch romantische Gassen, gemütliche Tavernen laden zur Einkehr ein. Im Sommer sicher überlaufen, jetzt aber genau richtig. Leute flanieren, erledigen ihre Einkäufe, stehen plaudernd auf der Strasse zusammen. Wir schlendern durch eine besonders schöne, von Bougainvillea und Weinranken überdachten Gasse und sehen durch die Fenster einer Taverne ein großes Kaminfeuer prasseln. Da müssen wir natürlich rein. Es ist so romantisch, die Wirte so freundlich, heimelig, wir bleiben lange dort sitzen, genießen den guten Rotwein und bekommen ausgezeichnete Tapas dazu. Mit Tapas haben wir in Griechenland gar nicht gerechnet. Köstlich!

Hier sollten wir unbedingt mal essen gehen, aber heute nicht, wir wollen zuhause kochen. Langsam schlendern wir zurück, kaum angekommen bricht draußen der Sturm los mit Windgeschwindigkeiten bis zu 80km/h. Wir stehen ruhig im Windschatten, ein Glück! Prevezza war ein Volltreffer.

Der Sturm hat sich nachts ausgetobt, die Sonne ist wieder da. Josie und Benni haben uns eingeladen Weihnachten mit ihnen zu feiern. Ihre Familie und Freunde kommen nach Griechenland und treffen sich in einer Bucht in der Nähe von Lefkada. Diese Bucht können wir uns ja schon mal anschauen. Durch den Tunnel unter dem Meer hindurch rollen wir Richtung Süden. Schöne Strecke, ganz entspannt nähern wir uns auf schmaler Landstrasse unserem Ziel.

Hoppla, unerwartet führt die Strasse sehr steil bergauf mitten durch ein Bergdorf. Mit ordentlich Schwung schiebt sich unser Wohnbolide aufwärts, aber ist das hier wirklich der richtige Weg? Mitten durch´s Dorf, um eine enge Kurve und noch eine engere Kurve, da werden wir plötzlich von niedrig hängenden Balkons ausgebremst. Na bravo! Wenden ausgeschlossen: zu schmale Strasse, Gartenmauern links und rechts. Vorwärts geht es keinesfalls weiter. Also: alles rückwärts wieder runter! Laaaaaangsam tastet sich die Rappelkiste zurück, ich zeige draußen die Zentimeter zu den Gartenmauern an. Zwischendurch muß der Steyr verschnaufen, muß wieder neuen Druck in der Bremse aufbauen. Wir stehen auf Halbmast in der Schräge, Kinder laufen herbei und freuen sich über das Schauspiel. Runter, runter, vorsichtig, nach einer sehr langen halben Stunde findet sich endlich eine Wendemöglichkeit auf einem Baugrundstück, uff…..erstmal verschnaufen.
Hier muß es doch eine Ortsumgehung geben? Natürlich, wir haben den Abzweig vorhin einfach übersehen. Alles läuft wieder gut, nach einer weiteren halben Stunde rumpeln wir auf einem Matsch- und Steinweg an der Küste entlang bis sich vor uns ein weites Felsenrund um eine unglaublich schöne Bucht auftut. Josie und Benni haben nicht zuviel versprochen. Ein kleines Paradies. Eine große, saftiggrüne Grasfläche bis zum Meer hinunter, dahinter bis zu den hellgrauen Felswänden alte Steineichen. Wir sind ganz allein hier, massenweise Feuerholz liegt herum, was will man mehr? Der Wetterbericht für die nächsten Tage stimmt auch, es ist traumhaft. Wir bleiben……

Liebe Grüße, bis bald!


Julia & Martin
Drink positive!

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