Griechenland: Ta leme Mani! Wir fahren nach Westen

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Die Schlechtwetterfront von Osten überzieht alles dunkelgrau, wir machen einen kurzen Abstecher nach Skala zum einkaufen. Ein beachtlicher Stapel mit Proseccodosen, da nehmen wir doch gleich mal eine kleine Palette mit.

Die Einkäufe sind verstaut, wir fahren zurück nach Gythio durch großflächige Orangenplantagen, hier wachsen viele Hektoliter Orangensaft. Wir möchten nach Westen über die Berge, dort sieht der Himmel noch blau aus. Es geht stetig bergan durch niedrige Eichenwälder. Etwas weiter sind die Wälder auf ausgedehnten Flächen abgebrannt, bis an die vereinzelt stehenden Häuser heran ist alles verkohlt. Frisches Grün und unzählige weiße Blüten bedecken den Boden.

Ein kleines Schild weist uns den Weg nach Ithilo, eine Abkürzung. Nehmen wir. Eine schlanke Strasse, aber gut zu fahren. Nach einigen Kilometern stehen wir vor einer Baustelle. Ein großer Bagger und ein Lkw versperren den Weg. Umdrehen ist ausgeschlossen. Kein Problem, es wird gewunken, wir müssen nur etwas warten. Bagger und Lkw rangieren etwas zur Seite, es gibt kaum Platz, gerade soviel, daß wir uns knapp vorbeischieben können. Zentimeterarbeit. Nochmal winken und weiter geht´s!

Wir haben die Berge überquert und stürzen hinab zur Westseite, dem blauen Himmel und Ithilo entgegen. Nicht mehr weit, auf altbekannter Strecke, durch das Nadelöhr Agios Nikon hindurch, am späten Nachmittag erreichen wir das Amphitheater. Es sieht nach einem vielsprechenden Sonnenuntergangsszenario aus: ein paar Wolken, die sich später spektakulär rot färben könnten, dazu ein kleines Picknick im Amphitheater mit Meeresblick  – perfekt! Heute ist der Abend, die Zeit drängt, die dunkle Wolkenfront von Osten fliegt uns hinterher und soll Regen und Kälte bringen.

Kaum haben wir uns bei der Kirche eingerichtet, spricht uns ein älterer Herr an: „No camping! Police comes in the evening!“ Die Polizei kommt sobald es dunkel wird, erklärt er uns. Mist. Das macht unsere tollen Pläne für den Abend zunichte…..

Wir haben keinen Elan, es darauf ankommen zu lassen. Das romantische Picknick mit Fernblick wird nix. Schnellste Lösung ist die Fahrt nach Kardamyli zum Sportplatz. Na denn……schauen wir uns den Sonnenuntergang eben von dort aus an. Wir wollten ohnehin da in die Nähe, denn wir planen eine Wanderung durch die Rindomo Schlucht.

 

Auch das können wir am nächsten Morgen streichen: es schüttet wie aus Eimern. Mit 11 Grad Tagestemperatur ist es auch recht frisch geworden, die Schlechtwetterfront ist angekommen. Okay, dann verlassen wir heute die Mani und fahren noch weiter westlich auf den nächsten Finger zur Navarino Bucht. In Kalamata, im Regen, noch schnell was eingekauft, wieder über Berge, um halb 5 parken wir am „Golden Beach“, ziemlich exakt an der Stelle, an der wir zuletzt vor genau einem Jahr standen. Beim versunkenen Boot. ( Die Mani muß warten )

Es ist saukalt, zum erstenmal seit mehr als einem Jahr zünden wir unseren kleinen Ofen

Knister, knister, wird schon wärmer….

Überraschung am nächsten Morgen: eitel Sonnenschein! Herrliches Wanderwetter! Die Vesperbrote im Rucksack machen wir uns mittags auf den Weg entlang der Lagune nach Voidokilia, der Ochsenbauchbucht.

Nach einer halben Stunde sagt Martin: „Ganz schön eisiger Wind, oder?“ Bibber, ich habe mich auch schon gefragt, warum wir bei 10 Grad und Eiswind mit dünnen Jacken und kurzen Hosen losgewandert sind. Zu spät, Kapuzen hoch und weiter, wir müssen uns eben warmlaufen.

Ein sehr schöner Pfad am Ufer der Lagune, manchmal schwappt das Wasser bis auf den Weg. Über weichen Sand stapfen wir die letzten Meter durch hohe Dünen bis zur Bucht.

 

Aber wir sind noch nicht am Ziel, hoch über uns auf einem Felsen thront die Burg, da möchten wir hin. Ein Trampelpfad führt in die Dünen, das wird wohl der richtige Weg sein. Leuchtend weiß erhebt sich der tief verschneite Gipfel des Taygetos Gebirges auf der Mani.

Der Wind legt noch etwas zu.

Der Pfad führt über eine Wiese in einen Wald. Über Steine, dicke Baumwurzeln und Felsbrocken klettern wir steil nach oben, hangeln uns an den Baumstämmen vorbei. Inzwischen ist uns warm.

Dann stehen wir am Berg vor Nestors Höhle. Hier hat Hermes die Rinder versteckt, die er Apollon gestohlen hatte. Ein paar Meter geht es hinein, drinnen eine grünschimmelige Felswand und ein Loch hoch oben in der Decke. Nicht viel zu sehen.

Die Hälfte des Aufstiegs zur Burg haben wir geschafft, wir kraxeln weiter hoch durch den Wald. Und stehen unerwartet vor einer Felswand. Ein Weg ist nicht mehr zu erkennen; das wir hier hoch müssen zeigen uns Armierungseisen, die in die Felsen geschlagen sind und ein durchhängendes  Stahlseilgeländer. Jetzt heißt es wirklich klettern, um den Felsen herum, am Rande des Abgrunds….. es wird ernst!

 

Die Armierungen halten stabil, über die Zuverlässigkeit des Stahlseils möchten wir lieber nicht nachdenken. Abenteuerlich!

Irgendwann ist auch dieser Teil bewältigt, die Felswand ist erfolgreich erklommen. Der Weg ist wieder normal begehbar, geschafft – wir frieren überhaupt nicht mehr. Als wir ganz oben angekommen vor der gewaltigen Burgmauer stehen, schauen wir uns um. Links und rechts kein Weg, nur geradeaus ein großes Loch in der dicken Mauer. Tja dann…hochklettern und hinein in den Burghof!

Der Blick über die Ochsenbauchbucht und die Lagune ist traumhaft!  Diese außergewöhnliche Form, wie ein halbrundes Schaufelblatt. Oder wie eine Scheibe Champignon. Im Hintergrund das langgestreckte Massiv des Taygetos Gebirges, in weiter Entfernung steht unten ganz klein die Rappelkiste am Strand.

Wir streifen durch die riesige Burganlage: verwunschen, verwildert, sich selbst überlassen, ein Märchengarten. Am westlichen Ende finden wir einen halbwegs windgeschützten Platz für unser Picknick. Etwas zu essen und vor allem: heißer Tee! Ein Traum! Das haben wir uns redlich verdient!

Bald beginnt es leicht zu nieseln, wir frösteln wieder. Besser, wir machen uns an den Abstieg auf der Westseite. Den Weg kennen wir von unserem letzten Besuch, leicht zu gehen, in einer halben Stunde sind wir unten und wenig später zuhause bei unserer Rappelkiste.

 

Ein sehr schöner Wandertag! Jetzt schnell das Öfchen heizen, Nachtfrost ist angesagt.

Es regnet die ganze Nacht und den Vormittag durch. Als die Wolken sich verziehen, sind die Bergspitzen mit Schnee überzuckert.

Übermorgen möchten wir in Elea sein, für eine Nacht fahren wir ein paar Kilometer weiter zu einem unserer Lieblingsplätze. ( Die wilden 20er Jahre beginnen….)

Um dort hinzukommen müssen wir ein rutschiges Sand – und Schotterbett durchqueren, mit Allrad kein Problem, wir freuen uns schon.

Die Zufahrt ist im Vergleich zu letztem Jahr sehr zugewachsen, das Schilf neigt sich weit in den Weg, versperrt uns die Sicht. Die Astabweiser seitlich unserer Frontscheibe haben voll zu tun. Die Wegränder sind noch zerbröselter als letztes Mal und ein kleiner Baum ist halb umgefallen, seine Zweige ragen auf die Strasse. Kein Platz zum ausweichen, wir müssen da durch, unsere Außenspiegel haben zu leiden, die Äste knirschen und kratzen über die Rappelkiste…..

Kaum sind wir durch diesen Dschungel durch, ist der Weg zuende: der Fluss hat die Strasse abgebrochen und fortgerissen. Mist! Erstmal aussteigen und beraten. Wir laufen hin und her, begutachten, überlegen….ja, wir könnten Steine herbeischleppen und dann mit den Sandblechen eine Art Rampe an der einen Seite bauen und unser Glück versuchen. Der Boden ist extrem aufgeweicht, es besteht die Gefahr, das wir einsinken und kippen. Das wäre ein Abenteuer!!

Die Entscheidung fällt: nein, das machen wir nicht. Nicht für eine Nacht, viel zuviel Aufwand. Schade. Reicht schon, daß wir jetzt rückwärts wieder durch den Dschungel müssen, unsere Spiegel nochmal in Gegenrichtung gequält werden. Langsam schiebt sich die Rappelkiste zurück

dann schwenken wir ein und fahren hinauf zur kleinen Kapelle auf der Felsspitze. Auf einer großen Wiese schlagen wir unser Lager auf. Haben wir nicht noch Prosecco? Super, das passt jetzt genau!

 

Und dann bekommen wir noch einen phänomenalen Sonnenuntergang dazu – Weltklasse!

Bis zum späten Nachmittag verbringen wir den ganzen nächsten Tag in der Sonne bei unserem Kapellchen

 

dann brechen wir auf und fahren nach Elea. Die Lkw – WG findet sich, wie verabredet, wieder zusammen. Alle sind gekommen um zünftig Benemsi´s Geburtstag zu feiern! Alles Liebe zum Geburtstag!

 

Unser kleiner „Urlaub“ ist zuende.

 

Liebe Grüße, bis bald!

Julia & Martin

Drink positive!

Instagram: rappelkisteberlin

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